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Zwei Preisträger in diesem Jahr

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die pakistanische Schülerin Malala Yousafzai und an den Inder Kailash Satyarthi. Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo am Freitag mit. Malala war 2012 wegen ihres Einsatzes für Schulbildung für Mädchen von radikalislamischen Taliban schwer verletzt worden.

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Die beiden werden für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen und ihren Einsatz für das Recht auf Bildung für alle Kinder ausgezeichnet, so das Nobelkomitee. Kinder müssten die Möglichkeit haben, in die Schule zu gehen, und müssten vor Ausbeutung geschützt werden, hieß es weiter.

Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi

AP/Bernat Armangue

Die Freude über die Auszeichnung ist Satyarthi ins Gesicht geschrieben

In den armen Ländern der Welt seien 60 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. „Es ist eine Voraussetzung für eine friedliche weltweite Entwicklung, dass die Rechte von Kindern und jungen Menschen respektiert werden“, sagte der Chef des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland. Das Nobelkomitee bezeichnete es als „wichtigen Punkt“, eine Muslimin aus Pakistan und einen Hindu aus Indien für ihr Engagement in einer gemeinsamen Sache auszuzeichnen.

„In der Tradition von Ghandi“

Der 60-jährige Satyarthi habe in der Tradition von Gandhi großen Mut bewiesen und viele friedliche Demonstrationen und Proteste angeführt, die sich gegen die Ausbeutung von Kindern richteten. Satyarthi trug dazu bei, dass die Rechte von Kindern in internationalen Konventionen festgeschrieben wurden. Das Nobelkomitee würdigte den „persönlichen Mut“ des Aktivisten. Satyarthi gründete die Organisation Bachpan Bachao Andolan (BBA, Bewegung zur Rettung der Kindheit) und rettete Tausende aus Sklaverei und Schuldknechtschaft. Allein in seiner Heimat Indien schuften offiziellen Zensusdaten zufolge 12,6 Millionen Kinder - sie müssen Müll sammeln, Steine schlagen, Obst an Marktständen verkaufen oder Tee servieren. Satyarthi wurde nach eigenen Angaben mehrfach wegen seiner Arbeit brutal körperlich angegriffen.

Satyarthi äußerte sich in einer ersten Reaktion „entzückt“ über die Auszeichnung, die er als „Anerkennung für unseren Kampf für Kinderrechte“ bezeichnete. Er widmete den Preis „all jenen Kindern, die unter Sklaverei, Zwangsarbeit und Kinderhandel leiden“. Laut der Nachrichtenagentur PTI dankte er dem Nobelkomitee dafür, die Not von Millionen von Kindern anzuerkennen, die „in diesem modernen Zeitalter leiden“.

Mit Abstand jüngste Preisträgerin

Die 17 Jahre alte Yousafzai habe trotz ihres jungen Alters schon seit vielen Jahren für das Recht der Mädchen auf Bildung gekämpft, erklärte das Komitee weiter. Sie sei ein Beispiel dafür, dass auch schon Kinder und Jugendliche einen Beitrag dazu leisten können, ihre Lage zu verbessern. „Durch ihren heroischen Kampf ist sie zu einer führenden Fürsprecherin für das Recht von Mädchen auf Bildung geworden“, hieß es. Mit 17 Jahren ist Yousafzai die mit Abstand jüngste Trägerin des Nobelpreises.

Friedensnobelpreisträgerin  Malala Yousafzai

AP/Jessica Rinaldi

Malala Yousafzai stellte sich den Taliban entgegen

Weltbekannt ist Yousafzai, seit ihr die Taliban vor zwei Jahren bei einem Anschlag ins Gesicht schossen. Das Mädchen überlebte schwer verletzt und wurde zur Behandlung nach Großbritannien gebracht, wo Malala mit ihrer Familie heute lebt. Sie besucht seit März 2013 die private Egbaston High School in Birmingham. Trotz des Attentats setzte sie ihren Kampf für die Rechte von Kindern auf Bildung fort. Ihr Ziel ist es, trotz aller Bedrohungen durch Extremisten nach Pakistan zurückzukehren. Sie wolle Politikerin werden, sagt sie. Ihr Vorbild ist die 2007 ermordete Ministerpräsidentin Benazir Bhutto.

UNESCO: Überwältigende Botschaft an die Welt

Die UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) würdigte die Vergabe des Friedensnobelpreises an Satyarthi und Yousafzai als „überwältigende Botschaft an die Welt“. Sie unterstreiche die Bedeutung von Bildung für den Aufbau friedlicher und nachhaltiger Gesellschaften, schrieb UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokowa. Die UNESCO arbeite eng mit beiden Nobelpreisträgern zusammen. „Satyarthi arbeitet mit Leidenschaft und Mut daran, das Recht jedes Kindes auf Bildung zu erfüllen, Malala steht an unserer Seite in dem Kampf für universelle Bildung, vor allem für Mädchen“, so die Chefin der in Paris ansässigen UNO-Organisation.

Begeisterung in Pakistan

Der Friedensnobelpreis für Yousafzai löste in ihrem Heimatland Pakistan Begeisterung aus. Premierminister Nawaz Sharif gratulierte der 17-Jährigen am Freitag dazu, den Preis als erste Pakistanerin überhaupt gewonnen zu haben, wie der staatliche Fernsehsender PTV meldete. Sie sei „der Stolz von Pakistan“. „Ihre Leistung ist beispiellos und ohnegleichen. Mädchen und Buben der Welt sollten ihren Kampf und ihr Engagement als Beispiel nehmen“, sagte der Regierungschef.

Innenminister Nisar Ali Khan sagte: "Wir sind stolz, dass ein pakistanisches Mädchen in so jungem Alter den Preis bekommen hat." Der private Sender Geo TV berichtete, dass einander die Menschen in Yousafzais Heimatort Mingora im Swat-Tal auf den Straßen zu der Errungenschaft der 17-Jährigen gratulierten. „Es ist nicht allein Malala, die diesen Preis erhält - die Mädchen Paikstans haben ihn gewonnen“, sagte Ayesha Khalid, die in Pakistan mit Malala zur Schule gegangen war. Yousafzai habe „bewiesen, dass man Bildung kein Ende setzen kann, indem man Schulen in die Luft sprengt“.

Mit rund 880.000 Euro dotiert

Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg gratulierte den diesjährigen Friedensnobelpreisträgern wenige Minuten nach der Vergabe. „Wir finden, dass diese Sache einen Preis verdient hat“, sagte sie vor Journalisten.

TV-Hinweis

„Kreuz und quer“ zeigt am Dienstag um 22.35 Uhr in ORF2 ein Porträt von Malala Yousafzai - mehr dazu in religion.ORF.at.

Mit der Bekanntgabe des Friedensnobelpreisträgers ging die Woche der Nobelpreise zu Ende. Seit Montag hatten Jurys in Stockholm Preisträgern Auszeichnungen in Medizin, Physik, Chemie und Literatur zugesprochen. Alle Preise sind mit jeweils acht Millionen schwedischen Kronen (rund 880.000 Euro) dotiert und werden an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Anders als die anderen Auszeichnungen wird der Friedenspreis in Oslo übergeben.

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