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„Gutes Karma“

Microsoft-Chef Satya Nadella hat mit einer kontroversen Äußerung über Gehaltsforderungen von Frauen für Aufsehen und Empörung gesorgt. Er hatte in einem Interview gesagt, Frauen müssten keine Gehaltserhöhungen fordern.

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Nadella war in dem Gespräch auf einer Konferenzbühne am Donnerstag gefragt worden, welchen Rat er für Frauen habe, die sich nicht trauten, in ihrer Firma mehr Geld zu verlangen. „Es geht nicht darum, nach einer Erhöhung zu fragen, sondern zu wissen und daran zu glauben, dass das System einem die richtige Gehaltserhöhung geben wird“, sagte Nadella. Frauen, die nicht nach mehr Geld verlangten, würden von „gutem Karma“ profitieren.

Nicht nach einer Gehaltserhöhung zu fragen sei „gutes Karma“ und könne „eine der zusätzlichen Superkräfte“ für Frauen sein. Auf lange Sicht würde sich dieses Verhalten lohnen, „weil jemand wissen wird: Das ist eine Person, der ich vertrauen kann“, so Nadella wörtlich. Seine Gesprächspartnernin, die Microsoft-Managerin und Leiterin des Harvey Mudd College, Maria Klawe, sagte auf der Bühne, sie widerspreche Nadella, und erhielt dafür lautstarke Zustimmung vom Publikum. Sie riet Frauen, sich über die Gehaltsstruktur zu informieren und dann mit Menschen, denen sie vertrauen, das Gespräch zu trainieren.

Erläuterung zur eigenen Aussage

Kurz danach - als Nadella die negative Reaktion bemerkte - twitterte er, seine Antwort sei „undeutlich“ gewesen. „Unsere Branche muss die unterschiedliche Gehaltsstruktur bei Frauen und Männern ändern, so dass eine Erhöhung aufgrund einer Benachteiligung nicht nötig ist.“ Wenig später distanzierte sich Nadella in einer Mail an alle Microsoft-Mitarbeiter deutlicher von seinen Aussagen: „Ich habe die Frage völlig falsch beantwortet“, schrieb Nadella - nach den kritischen Reaktionen. „Wenn Sie glauben, Sie verdienen eine Gehaltserhöhung, sollten Sie einfach danach fragen.“

Männlich dominierte Branche

In der amerikanischen Technologiebranche wird aktuell viel über eine zu geringe Rolle von Frauen diskutiert. Es gibt inzwischen zwar Spitzenmanagerinnen in großen Konzernen wie IBM-Chefin Virginia Rometty. Aktuelle Zahlen von Unternehmen wie Twitter und Facebook zeigen aber, dass der Großteil der Belegschaft männlich ist.

Die „Financial Times“ weist darauf hin, dass Nadellas Äußerungen scharf den Ansichten der Facebook-Managerin Sheryl Sandberg widersprechen, die mit ihrem Buch „Lean In“ wesentlich dafür sorgte, die Debatte über die Rolle von Frauen in der IT-Industrie anzustoßen. Wie man am besten um eine Gehaltserhöhung fragt, ist eines der zentralen Themen von Sandbergs Organisation Leanin.org.

17 Prozent Frauen im Management

27 Prozent der Microsoft-Angestellten sind Frauen, wie aus aktuellen Zahlen des Unternehmens hervorgeht. Im technischen und Engineering-Bereich und im Management beträgt der Frauenanteil lediglich 17 Prozent. Das entspricht laut der britischen Tageszeitung „Guardian“ in etwa den aktuellen Verhältnissen in anderen großen US-Technologiefirmen.

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