Sieben Personen in Madrid in Quarantäne
Die Ebola-Epidemie in Westafrika droht sich nach Ansicht des obersten US-Seuchenschützers Thomas Frieden ähnlich dramatisch auszubreiten wie Aids. „In den 30 Jahren, die ich im öffentlichen Gesundheitssektor arbeite, ist Aids der einzige vergleichbare Fall“, sagte der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag in Washington.
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Die Weltgemeinschaft müsse jetzt sicherstellen, dass die Ebola-Epidemie nicht ähnliche Ausmaße annehme, sagte Frieden bei einem Ebola-Krisentreffen der Vereinten Nationen, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Angesichts der fast 3.900 Ebola-Toten in Westafrika müsse die internationale Gemeinschaft sicherstellen, „dass die Welt nicht ihr nächstes Aids erlebt“. Das aber dürfte laut Frieden „ein langer Kampf“ werden, in dem „Schnelligkeit der wichtigste Hebel“ sei.
Hilferuf von Staatschefs
Auf dem Krisentreffen richteten die Staatschefs der drei am stärksten von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Länder einen eindringlichen Hilferuf an die Weltgemeinschaft. „Diese Krankheit ist eine internationale Bedrohung und verdient eine internationale Antwort“, forderte Guineas Präsident Alpha Conde. Ähnlich äußerten sich die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und Sierra Leones Staatschef Ernest Bai Koroma, die über Video zu dem ranghohen Treffen zugeschaltet waren.
Spanische Pflegerin in akuter Lebensgefahr
Auch in Spaniens Hauptstadt Madrid wächst die Sorge: Die Pflegehelferin, die sich bei einem inzwischen verstorbenen Priester in Spanien angesteckt hat, kämpft um ihr Leben. Ihr Zustand hat sich zuletzt dramatisch verschlechtert, wie die Regionalregierung mitteilte.
Insgesamt befinden sich sieben Personen in Quarantäne - darunter der Ehemann und zwei Ärzte, die sich um die 44-jährige Teresa Romero gekümmert haben. Bisher ist aber keiner von ihnen positiv auf Ebola getestet worden. Bei einem Krankenpfleger wurden laut der Klinik Carlos III. jedoch Symptome einer möglichen Erkrankung festgestellt, ein Untersuchungsergebnis liegt aber noch nicht vor.
Ärmel von Schutzanzug zu kurz?
Ein Sprecher der regierenden Volkspartei nannte es offensichtlich, dass sich die Schwester nicht voll an die Sicherheitsvorschriften gehalten habe. Einem Arzt zufolge hat sie ihm gesagt, sie habe mit dem Behandlungshandschuh ihr Gesicht berührt. Ein anderer, unter Quarantäne stehender Arzt beklagte, die Ärmel seines eigenen Schutzanzugs seien zu kurz gewesen.
Romero hatte sich Ende September als erster Mensch außerhalb Afrikas mit Ebola infiziert. Sie arbeitete im Krankenhaus Carlos III., wo im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola gestorben waren. Der neuerdings unter Quarantäne gestellte Krankenpfleger hatte Kontakt mit einem der beiden Missionare, die beiden Ärzte mit ihrer erwiesenermaßen infizierten Kollegin.
Auch Patient in Leipzig kämpft ums Überleben
In einem extrem kritischen Zustand befindet laut seinen Ärzten aktuell auch der nach Leipzig ausgeflogene Ebola-Patient aus Westafrika. Der 56-jährige Sudanese sei aber in stabiler Verfassung, so Oberarzt Thomas Grünewald vom Klinikum St. Georg. Dass der Zustand des Sudanesen kritisch ist, sei bei der Seuche in den ersten fünf bis sechs Tagen allerdings häufig der Fall, sagte Grünewald. Ab dem achten Tag verschlechtere sich der Zustand meist für zwei bis vier Wochen massiv.
Nach Angaben Grünewalds steckte sich der Mann in Liberia an, wo er an Hilfsprojekten für Ebola-Infizierte mitarbeitete. Was zur Ansteckung geführt habe, sei noch nicht geklärt. Die ersten Symptome seien am 3. Oktober aufgetreten, zwei Tage später sei Ebola diagnostiziert worden. Der UNO-Mitarbeiter landete Donnerstagfrüh mit einem Ambulanzflugzeug in Leipzig und wurde begleitet von der Polizei zur Sonderisolierstation gefahren.
Brite mit Ebola-Verdacht gestorben
In Mazedonien starb nach Angaben aus Regierungskreisen ein Brite mit Verdacht auf Ebola. Bei einem Landsmann seien Symptome der Seuche aufgetreten, hieß es am Donnerstag.
Nahe Paris wurde wegen eines Ebola-Verdachtsfalls am Donnerstagabend ein Gebäude einer Gesundheitsbehörde zeitweise abgeriegelt. Eine womöglich aus Guinea stammende Person habe einen Schwächeanfall in den Räumen erlitten und habe grippeähnliche Symptome ähnlich der Ebola-Symptome aufgewiesen, wie die Behörden mitteilten. Der Verdacht konnte am Abend aber schnell wieder ausgeräumt werden, wie die Präfektur des Departements Val-d’Oise mitteilte.
„Zukunft Afrikas“ auf dem Spiel
Bei dem Krisentreffen in Washington warnte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass die internationale Unterstützung für die von Ebola betroffenen Länder angesichts der „exponentiell“ steigenden Ansteckungsrate „verzwanzigfacht“ werden müsse. Weltbank-Chef Jim Yong Kim ergänzte, dass „nichts Geringeres als die Zukunft Afrikas“ auf dem Spiel stehe. IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte sich besorgt, dass die Ebola-Krise in Westafrika wirtschaftliche Fortschritte zunichte machen könnte.
Liberia am schlimmsten getroffen
Mehr als die Hälfte der bisher in Westafrika gezählten Ebola-Toten entfällt auf Liberia, die anderen beiden Epidemiezentren sind die Nachbarstaaten Guinea und Sierra Leone. Wegen der potenziellen Ansteckungsgefahr bei Massenversammlungen haben die liberianischen Behörden inzwischen auch die für kommenden Dienstag geplante Senatswahl auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die EU-Gesundheitsminister würden bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag über strengere Kontrollen an Flughäfen für Reisende aus Westafrika beraten. Die USA haben bereits die Kontrollen an den Flughäfen in New York, Newark, Chicago, Washington und Atlanta verschärft. Unter anderem wird die Körpertemperatur von Reisenden aus Westafrika gemessen. Außerdem sollen sie einen Fragebogen ausfüllen.
GB führt Kontrollen an Flughäfen ein
Auch Großbritannien führt an den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick sowie am Terminal für Reisende mit dem Eurostar aus Frankreich Ebola-Kontrollen ein, wie die Regierung am Donnerstag in London bekanntgab. Das Screening betreffe jedoch nur Reisende, die aus von dem tödlichen Virus betroffenen Ländern wie Liberia und Sierra Leone kommen. Die Passagiere sollen nach ihren Reisedaten und Kontakten sowie nach weiteren Reiseplänen befragt werden. Im Zweifel kann auch medizinisches Personal hinzugezogen werden.
Am New Yorker Flughafen LaGuardia haben sich unterdessen rund 200 Reinigungskräfte aus Furcht vor Ebola geweigert, die Flugzeugkabinen zu putzen. Sie hätten keinen ausreichenden Schutz, wenn sie Erbrochenes wegräumen oder die Bordtoiletten säubern müssten, erklärten Beschäftigte der Firma Air Serv in einer von der Dienstleistungsgewerkschaft SEIU verbreiteten Stellungnahme. Die Air-Serv-Beschäftigten traten für einen Tag in den Ausstand. Die Flugzeugbesatzungen mussten die Maschinen selbst reinigen.
Auch in den USA wurden an den Flughäfen in New York, Newark, Chicago, Washington und Atlanta die Kontrollen verschärft. Unter anderem wird die Körpertemperatur von Reisenden aus Westafrika gemessen.
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