Seit 1967 als Schriftsteller tätig
Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an den 69-jährigen Franzosen Patrick Modiano. Bei seinen Lesern für Lakonie und die philosophische Tiefe seiner Prosa bekannt, stellt der 69-jährige Franzose in seinem literarischen Schaffen das Erinnern und Vergessen, Identität und Schuld in den Mittelpunkt. Paris, wo er seit 1967 als Schriftsteller tätig ist, spielt dabei oft eine zentrale Rolle.
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Geboren wurde Modiano am 30. Juli 1945 als Sohn eines jüdischen Geschäftsmanns und einer flämischen Schauspielerin in Boulogne-Billancourt, einem Vorort von Paris. Die Eltern hatten sich während der deutschen Besatzungszeit kennengelernt. Modiano wuchs zunächst bei den Großeltern auf und verbrachte dann seine Jugend im Internat. Der Tod seines zehnjährigen Bruders war ein Schock für ihn. Modianos Arbeiten von 1967 bis 1982 sind diesem gewidmet.
Debüt mit „La Place de l’etoile“
Früh schon begann Modiano, von einem Lehrer dazu ermutigt, zu schreiben. Sein vielbeachtetes Erstlingswerk „Place de l’etoile“ verfasste er 1967 mit 22 Jahren. In den folgenden Jahren erhielt der Schriftsteller, der einen klassischen, präzisen und nüchternen Stil pflegt, zahlreiche Preise. Für den Roman „Die Gasse der dunklen Läden“ wurde er 1978 mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, geehrt.
Modiano schrieb auch mehrere Drehbücher, darunter 1974 zusammen mit dem großen französischen Cineasten Louis Malle das Drehbuch für den Erfolgsfilm „Lacombe Lucien“, der auch von der deutschen Besatzung Frankreichs handelt.
„1,90 Meter Verlegenheit und Arglosigkeit“
Der großgewachsene Modiano - ein Kritiker sprach einmal von „1,90 Metern Verlegenheit und Arglosigkeit“ - gilt als diskret und an Ehrungen wenig interessiert. Einen Eintritt in die ehrwürdige Academie francaise lehnte er einst ab. Seit 1970 ist er mit der Schriftstellerin Dominique Zehrfuss verheiratet, mit der er zwei Töchter hat.
Im deutschsprachigen Raum sollte der Debütroman erst 42 Jahre später in einer Übersetzung von Elisabeth Edl veröffentlicht werden. In den 80er Jahren war es Peter Handke, der Modiano endgültig für das deutschsprachige Publikum entdeckte und 1985 seinen Roman „Une Jeunesse“ ins Deutsche übertrug („Eine Jugend“), woraufhin nach und nach fast alle seiner Bücher auf Deutsch erschienen.
„Die Schicht des Vergessens durchstoßen“
„Ich versuche, bei den Menschen und den Dingen die Schicht des Vergessens zu durchstoßen“, sagte der medienscheue Autor in einem seiner wenigen Interviews vor etwas mehr als einem Jahr. Für seine Geschichten, die sich zumeist auf reale Geschehnisse beziehen, schöpft er oftmals aus Interviews, Zeitungsartikeln und seinen eigenen über Jahre gesammelten Notizen.
Seine Romane nehmen dabei Bezug aufeinander: So greift Modiano frühe Geschichten später wieder auf, lässt Figuren wiederkehren. Modianos Heimatort und dessen Geschichte fungiert dabei immer wieder als Bindeglied zwischen den Erzählungen.
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