Themenüberblick

Ansteckungsrisiko steigt

Wenn man im Büro vor dem Bildschirm sitzt, sich nicht mehr konzentrieren kann und vielleicht auch schon der Kopf wehtut, dann ist oft die Luft im Raum Schuld. Vor allem während der Heizperiode in der kälteren Jahreszeit wird in jedem dritten Büro die als angenehm empfundene Kohlendioxidkonzentration (CO2) überschritten, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Österreichweit beteiligten sich über 500 Unternehmen an den Büroluftmessungen der Plattform MeineRaumluft.at. Untersucht wurden Luftfeuchtigkeit, Raumtemperatur, Luftaustauschrate und der CO2-Gehalt. Einen gesetzlichen Grenzwert für die Konzentration von Kohlendioxid gibt es nicht. Bei einem CO2-Wert von über 1.000 Parts per Million (ppm) werde aber der Übergang von angenehm zu unangenehm festgemacht, erklärt Thomas Schlatte von der Plattform.

Konzentration beeinträchtigt

Auch außerhalb der Heizperiode liegt der CO2-Wert in jedem fünften Büro über diesem Wert. In jedem 13. Büro übersteigt die Konzentration sogar 1.500 ppm im Schnitt. Das beeinträchtigt bereits die Konzentrationsfähigkeit und kann auch Kopfschmerzen verursachen. In hervorstechenden Einzelfällen seien die Werte sogar über 2.500 ppm gelegen. Die beiden Harvard-Forscher Stephen Rudnick und Don Milton stellten in einer Untersuchung 2003 einen direkten Zusammenhang zwischen der Konzentration von CO2 und der Infektionsrate her - je mehr Kohlendioxid in der Luft, desto größer das Ansteckungsrisiko und die Ausfälle durch Krankenstände.

Dabei sei der durch das Atmen freigesetzte CO2-Gehalt in dieser Menge nicht das Bedenkliche, ergänzt Peter Tappler, Leiter des Arbeitskreises Innenraumluft im Umweltministerium, gegenüber ORF.at. Vielmehr sei die CO2-Konzentration ein Marker für andere Stoffe - flüchtige organische Verbindungen -, die Menschen abgeben. Tappler: „Nicht durch CO2, sondern durch diese Stoffe entstehen die Probleme wie Müdigkeit und Konzentrationsschwächen.“ Die Höhe des Kohlendioxides gebe auch Aufschluss darüber, dass sich besonders viele dieser Substanzen in der Luft befänden und sich negativ auswirkten.

Schadstoffe aus Wänden und Böden

Weitere Belastung für das Raumklima kommt von Schadstoffausdünstungen von Wänden, Böden und Büromöbeln. Je mehr auf ökologische Materialien geachtet wird, desto geringer seien danach die Probleme, sagte der Chemiker Harald Brugger von „die umweltberatung“ gegenüber ORF.at. Bei Böden seien etwa Klebstoffe mit einem hohen Lösemittelanteil problematisch. Das könne sich auch mehrere Monate nach der Verlegung der Böden auswirken. Ältere billige Holzmöbel etwa aus Spanplatten könnten noch bis zu Jahrzehnte danach Formaldehyd ausdünsten, warnt der Umweltberater.

Den größten Anteil an einer Verschlechterung des Raumklimas habe aber der Mensch, sagt Tappler. „Es wird immer dichter gebaut. Aus Energiespargründen sind Fenster und Türen gut abgedichtet. Es muss allerdings irgendwo neue Luft herkommen.“ Entscheidend sei hier der Einbau von guten Lüftungssystemen. Tappler: „Bei Lüftungen mit schlechter Qualität tauchen oft ähnliche Beschwerden auf, wie wenn es gar keine gibt.“

Zu trocken, zu heiß

Für eine als angenehm empfundene Raumluft ist zudem die Luftfeuchtigkeit ein entscheidendes Qualitätskriterium. Über ein Drittel der Büros ist zu trocken mit weniger als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit. Schlatte: „Das verschärft sich in der Heizperiode drastisch, dann ist bei nahezu jedem zweiten Büro die Luftfeuchtigkeit zu niedrig.“

Empfohlen sind eigentlich Werte zwischen 40 und 60 Prozent, bei Klimaanlagen bis 70 Prozent. Je feuchter die Raumluft ist, desto weniger anfällig ist man für Infektionskrankheiten. Auch sind die Augen und Schleimhäute weniger trocken. Ermüdend ist auch die Temperatur von über 25 Grad zumindest in jedem zehnten Büro. Die Idealtemperatur liegt zwischen 20 und 22 Grad.

Luftaustausch alle zwei Stunden

„Der CO2-Gehalt ist häufig auch wegen eines zu geringen Luftaustausches zu hoch. Das CO2 wird nicht abgeführt“, erklärt Brugger. Es gibt sogar eine eigene ÖNORM, die den idealen Luftwechsel definiert. Demnach sollte alle zwei Stunden die alte Raumluft gegen frische ausgetauscht werden - drei-, viermal am Tag. Bei einer Stoßlüftung reichen bis fünf Minuten. Brugger: „Bei gekippten Fenster dauert der Sauerstoffaustausch bis zu eine Stunde. Ist das Fenster permanent offen, ist der Energieverbrauch gerade im Winter zu hoch.“

Pflanzen bauen Schadstoffe ab

Ein Fixpunkt für ein besseres Raumklima sind selbstverständlich Pflanzen. Mit Wüstenpflanzen wie Kakteen, die auch mit wenig Wasser zufrieden und pflegeleichter sind, kommt man allerdings nicht weit. Damit die Pflanzen die Luft im Büro verbessern können, brauchen sie eine große Blattoberfläche und einen schnellen Stoffwechsel, bei dem sie schnell Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können, so die Grünraumexpertin bei „die umweltberatung“, Manuela Lanzinger.

Geeignet seien etwa die Ficus-Arten und Efeu. Auf größeren Blättern könne sich der Staub mit Keimen lagern, so Lanzinger. Schadstoffe werden dadurch aus der Luft gefiltert. Durch die Enzyme in den Blättern können diese abgebaut werden. Damit die Luft durch Pflanzen wirklich feuchter wird, empfiehlt „die umweltberatung“ etwa drei bis sechs größere Zimmerpflanzen für ein Zimmer mit 30 Quadratmetern. Dadurch könne eine ideale Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent erreicht werden.

Links: