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UNO hofft auf „konkrete Handlungen“

Der UNO-Syrien-Vermittler Staffan de Mistura hat die Weltgemeinschaft eindringlich zu Hilfe bei der Verteidigung der seit Tagen umkämpften syrisch-kurdischen Grenzstadt Ain al-Arab (kurdisch: Kobane) aufgefordert. Die Stadt stehe kurz vor der Einnahme durch die dschihadistische Miliz Islamischer Staat (IS), sagte De Mistura laut UNO-Mitteilung in Genf. Es brauche nun „konkrete Handlungen“.

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„Die internationale Gemeinschaft kann keine weitere Stadt mehr unter die Herrschaft des IS fallen lassen“, sagte De Mistura. „Die Welt, wir alle, werden es zutiefst bereuen, wenn der IS in der Lage ist, eine Stadt zu übernehmen, die sich selbst mit so viel Tapferkeit verteidigt hat, das aber bald nicht mehr kann. Wir müssen jetzt handeln.“

Karte von Syrien und Irak

APA/ORF.at

Trotz Luftangriffen der USA und arabischer Verbündeter und massiver Gegenwehr kurdischer Kämpfer rückten die IS-Milizen am Dienstag weiter in die strategisch wichtige Stadt an der Grenze zur Türkei ein. Jenseits der Grenze beobachteten türkische Truppen das Geschehen. Sollten die Dschihadisten die ganze Stadt erobern, hätten sie einen langen, durchgängigen Grenzstreifen zum NATO-Land Türkei unter Kontrolle.

Auch Erdogan sieht Ain al-Arab vor dem Fall

Laut Syrischer Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seit Beginn der IS-Offensive auf Ain al-Arab vor drei Wochen mehr als 400 Menschen getötet - zumeist Kämpfer beider Seiten. Die kurdischen Kämpfer würden sich mit großem Mut selbst verteidigen, jedoch seien die Terroristen weitaus besser ausgerüstet. Die Kurden kämpften mit normalen Waffen, während die IS-Angreifer Panzer und Granatwerfer hätten, so De Mistura. Zuvor hatte schon UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mehr Hilfe zum Schutz der Zivilbevölkerung erbeten.

„Kobane ist dabei zu fallen“, sagte auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor syrischen Flüchtlingen. Die Luftunterstützung für die kurdischen Verteidiger reiche nicht aus. „Nur durch Luftangriffe können Sie diesem Terror kein Ende setzen“, sagte Erdogan laut der Nachrichtenagentur Anadolu. Erdogan forderte erneut eine Flugverbotszone in Syrien. Gemäßigte Kämpfer der Opposition müssten gestärkt werden. Diese Forderungen richten sich allerdings kaum gegen den IS, der keine Luftwaffe besitzt, sondern eher gegen die - vom IS bekämpfte - syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

Kanada macht in Anti-IS-Allianz mit

Das kanadische Parlament stimmte unterdessen einem Militäreinsatz im Kampf gegen IS zu. Mit den Stimmen der konservativen Mehrheit billigte das Haus am Dienstag (Ortszeit) den Plan von Regierungschef Stephen Harper, sich an der US-geführten Koalition zu beteiligen. 157 Abgeordnete stimmten für den Einsatz, 134 dagegen. Harper schloss den Einsatz von Bodentruppen ebenso wie US-Präsident Barack Obama aus. Sein Plan sieht vor, sechs Kampfjets vom Typ F-18 sowie weitere Militärflugzeuge für einen Einsatz im Irak zu entsenden. Rund 600 Soldaten sollen dafür abgestellt werden. Die Mission ist zunächst auf sechs Monate befristet.

Einer Umfrage zufolge unterstützen 64 Prozent der Kanadier eine Beteiligung ihres Landes am Kampf gegen den IS. Die USA begrüßten das Votum für einen „weiteren Beitrag Kanadas gegen den Terrorismus“, wie ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington sagte. An den Luftangriffen der internationalen Koalition sind derzeit Australien, Belgien, Dänemark, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien sowie die arabischen Länder Jordanien, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar und Bahrain beteiligt.

FBI bittet Bevölkerung um Hilfe

Die US-Bundespolizei FBI wandte sich an die Bevölkerung, um Hinweise zur Identifizierung eines Dschihadisten zu erlangen. Der Mann in einem unlängst veröffentlichten Propagandavideo spreche mit „nordamerikanischem Akzent“, so das FBI am Dienstag (Ortszeit). Es veröffentlichte Fotos und einen Ausschnitt aus dem insgesamt 55 Minuten langen Video, das den maskierten Mann in Tarnuniform und mit Pistole zeigt. Der Gesuchte wechsle problemlos vom Arabischen ins Englische, um ein westliches Publikum anzusprechen, erklärte das FBI.

„Das FBI hofft, dass jemand den Mann anhand seiner Stimme oder seines Aussehens erkennt“, hieß es in der Mitteilung weiter. Wer einen Hinweis hat, kann eine dort angegebene Telefonnummer anrufen oder sich an eine Internetadresse wenden. „Wir brauchen die Hilfe der Öffentlichkeit, um US-Bürger zu identifizieren, die in Übersee mit Terroristengruppen kämpfen oder (danach) zurückkehren“, sagte der ranghohe FBI-Vertreter Michael Steinbach.

Nach FBI-Angaben kämpfen rund ein Dutzend Menschen mit US-Pass in den Reihen des IS. Das FBI hat nach eigenen Angaben den Mörder der US-Journalisten James Foley und Steven Soley sowie des Briten David Cawthorne Haines identifiziert. Alle drei Männer waren Geiseln des IS und wurden enthauptet, ihre Ermordung wurde gefilmt und im Internet verbreitet.

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