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Drei Tote in der Türkei

Die Gewalt in der syrisch-kurdischen Stadt Ain al-Arab (kurdisch: Kobane) schlägt auch in Europa immer mehr Wellen. In mehreren Städten fanden Montagabend Demonstrationen statt, um Solidarität mit den Kurden in der von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bedrängten Stadt zu zeigen. Auch in Wien gingen Hunderte auf die Straße.

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Rund 300 Demonstranten brachten den Verkehr auf der Wiener Ringstraße zum Erliegen. Sympathisanten der in Ain al-Arab kämpfenden Kurden trafen sich zu einer friedlichen Spontankundgebung und protestierten „gegen die Untätigkeit des Westens“ und die IS-Angriffe - mehr dazu in wien.ORF.at. Auch in Bregenz, Graz und Innsbruck fanden Kundgebungen statt - mehr dazu in tirol.ORF.at.

Kundgebung gegen IS in Hamburg

APA/dpa/Markus Scholz

In Wien forderten rund 300 Sympathisanten mehr Solidarität mit den Kurden

In Bregenz wurden am späten Montagabend eine Glasscheibe und zwei Fenster des türkischen Generalkonsulats beschädigt. Die Polizei geht von Steinwürfen aus. Unklar ist bisher, ob ein Zusammenhang zu einer unangemeldeten Demonstration besteht - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Protestaufruf auf Twitter

Auslöser der Protestveranstaltungen dürfte ein Aufruf auf Twitter gewesen sein. Denn auch in Hamburg, Berlin und anderen europäischen Städten gingen Kurden auf die Straße. Auf Twitter waren Bilder von Demonstrationen in der Schweiz und in den Niederlanden gegen IS und zur Solidarisierung mit Ain al-Arab zu sehen. Weiteren Twitter-Einträgen zufolge fanden auch in Paris, London, Bern, Stockholm, Den Haag, Berlin, Ankara und Istanbul Proteste statt.

In Berlin etwa gingen 600 Kurden auf die Straße, hieß es vonseiten der Polizei. Für Dienstag sind weitere Demonstrationen von Kurden angemeldet. In Bonn stürmten kurdische Demonstranten am Montagabend das Gebäude des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle. Die rund 60 Aktivisten übergaben den Verantwortlichen eine Resolution, berichtete der Sender in einem Onlinebeitrag am Dienstag weiter. Die Polizei sprach von 100 Demonstranten beim Gebäude, von denen 40 friedlich rund zwei Stunden mit Transparenten im Foyer des Senders saßen.

Türkei: Drei Tote bei Zusammenstößen mit Polizei

In der Türkei kam es bei Solidaritätsdemonstrationen für Ain al-Arab zu Gewaltszenen, drei Menschen kamen ums Leben. Zwei prokurdische Demonstranten wurden in Diyarbakir bei Schusswechseln mit islamistischen Gruppen getötet, zudem starb ein Kurde in Mus bei Zusammenstößen mit der Polizei. Die Proteste in der Türkei richteten sich gegen die Haltung der Regierung in Ankara, der die Demonstranten Tatenlosigkeit angesichts des drohenden Falls der Grenzstadt an die Dschihadistengruppe vorwerfen.

In zahlreichen Städten kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. In der südöstlichen Großstadt Diyarbakir wurden zwei Menschen getötet und zehn weitere bei einem Schusswechsel zwischen Demonstranten und islamistischen Gruppen verletzt. Ein Polizeifahrzeug, weitere Autos, Geschäfte und Regierungsgebäude wurden in Brand gesteckt oder anderweitig beschädigt. In den kurdischen Provinzen Diyarbakir, Mardin, Siirt und Van wurde eine Ausgangssperre verhängt.

In der Stadt Mus wurde ein 25-Jähriger getötet, wobei der Fernsehsender NTV berichtete, er sei von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen worden. Die Zeitung „Hürriyet“ sprach dagegen von einer Schussverletzung.

Parlament in Den Haag gestürmt

Im niederländischen Den Haag erstürmten Berichten zufolge Dutzende Kurden das Parlament, um gegen IS zu protestieren. Rund 100 Menschen besetzten den Hauptsaal des Gebäudes und hielten Transparente mit Aufschriften wie „Stop Kobani“ in die Höhe. „Die Situation in Kobane gerät außer Kontrolle. IS hat die Stadt erstürmt, und viele Zivilisten wurden ermordet. Wir wollen, dass der Westen mehr dafür tut, damit diese Situation in Syrien beendet wird“, sagte einer der Demonstranten der Nachrichtenagentur Reuters.

Nach einem Gespräch mit der Vorsitzenden der Zweiten Kammer des Parlaments, Anouchka van Miltenburg, verließen die Demonstranten Dienstagfrüh das Gebäude wieder. Vor dem Parlament demonstrierten Hunderte Aktivisten, berichteten niederländische Medien am Dienstag.

Auf dem Brüsseler Flughafen demonstrierten rund 200 Kurden gegen das Vorrücken von IS. Sie forderten ein entschlossenes Vorgehen der internationalen Gemeinschaft und humanitäre sowie militärische Hilfe für die Einwohner von Ain al-Arab. Die Dschihadisten seien - anders als die Bürger der Stadt - gut ausgerüstet mit westlichen Waffen, hieß es vonseiten der Demonstranten.

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