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„Geheime Rettungsaktion“

Die im September aus der Geiselhaft der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) freigekommenen Türken könnten Medienberichten zufolge gegen bis zu 180 Dschihadisten ausgetauscht worden sein. Aus britischen Regierungskreisen wurde eine entsprechende Liste als „glaubhaft“ bezeichnet, wie die Rundfunkanstalt BBC berichtete.

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Die britische Zeitung „The Times“ berichtete am Montag unter Berufung auf eine ihr vorliegende Liste, unter den ausgetauschten Extremisten seien auch drei Franzosen, zwei Briten, zwei Schweden, zwei Mazedonier, ein Schweizer und ein Belgier gewesen.

Türkei machte keine Angaben

Die „Times“ zitierte den Sprecher einer an dem Gefangenenaustausch beteiligten Gruppe, dem zufolge auch Angehörige von Abu Bakr al-Iraki freikamen. Das führende IS-Mitglied war im Jänner von syrischen Aufständischen getötet worden.

Der IS hatte im Juni Dutzende Türken aus dem türkischen Konsulat in der nordirakischen Stadt Mossul verschleppt. Am 20. September kehrten sie in die Türkei zurück. Ankara bezeichnete die Freilassung als Ergebnis einer „geheimen Rettungsaktion“. Staatschef Recep Tayyip Erdogan sagte seinerzeit, es sei „unwichtig, ob es einen Austausch gab oder nicht“.

Französischer Ex-Spion bei Al-Kaida

Ebenfalls am Montag wurde bekannt, dass in den Reihen der Islamisten in Syrien ein früherer französischer Geheimdienstmitarbeiter kämpfen soll. Der Sprengstoffexperte gehöre dem Terrornetzwerk Al-Kaida an und sei Ende September das Ziel eines US-Luftangriffs in Syrien gewesen, berichtete die US-Mediengruppe McClatchy.

Der Bericht beruft sich auf mehrere europäische Geheimdienstquellen. Demnach soll der frühere französische Geheimdienstmitarbeiter zunächst für Al-Kaida in Afghanistan gewesen und dann nach Syrien gegangen sein. Dem Bericht zufolge ist unklar, ob der Mann bereits als Islamist in den französischen Geheimdienst gelangte oder ob er sich erst dort radikalisierte. Zwei Geheimdienstmitarbeiter haben unabhängig voneinander den gleichen Namen genannt, den McClatchy zurzeit aber noch nicht veröffentlichen will.

Angriff überlebt

Es handle sich um einen „auf diesem Niveau bisher einmaligen“ Fall, schrieb die Mediengruppe, der 29 Zeitungen in den USA gehören. Das französische Verteidigungsministerium bestritt, dass der Mann für einen ihm unterstellten Geheimdienst - wie etwa den Auslandsgeheimdienst DGSE - gearbeitet habe.

Der frühere französische Soldat war den Angaben zufolge unter den Zielen, als US-Kampfflugzeuge im September acht Stellungen der Al-Nusra-Front bombardierten, die als Ableger von Al-Kaida in Syrien gilt. Der französische Ex-Geheimdienstmann habe aber „offenbar überlebt“.

„Eine der gefährlichsten Entwicklungen“

Der ehemalige Agent soll laut zwei europäischen Geheimdienstmitarbeitern der bisher ranghöchste Überläufer zum Terrornetzwerk sein. Der Vorfall sei „eine der gefährlichsten Entwicklungen im Kampf gegen Al-Kaida“, so die von McClatchy namentlich nicht genannten Quellen.

Demnach hat der einstige Geheimdienstmitarbeiter in den Augen der Amerikaner potenziell eine wichtigere Rolle als der Chef der islamistischen Gruppe Chorasan, Muhsin al-Fadhli, der durch US-Luftangriffe in Syrien getötet worden war. Chorasan ist mit Al-Kaida verbunden und soll Anschläge in Europa und den USA geplant haben.

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