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Hitze wird in Städten zum Problem

In den nächsten 30 Jahren wird die Temperaturkurve in Österreich steil ansteigen. Das geht aus dem ersten österreichischen Klimawandel-Sachstandsbericht hervor. Wobei sich aber regionale Unterschiede abzeichnen: Während der Süden sich auf trockene Sommer einstellen muss, droht dem Norden eine Zunahme an extremen Regenmengen.

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Der rund 1.000 Seiten umfassende Bericht liefert neben dem Überblick über die Klimaveränderungen der letzten 140 Jahre auch einen vorsichtigen Ausblick auf die Entwicklungen bis 2050 und darüber hinaus. In vielen Bereichen liefern die vorliegenden Modelle nur vage Annahmen über die künftigen Klimaverläufe - doch in einem sind sich die Experten einig: Österreich steht ein deutlicher Temperaturanstieg in den nächsten Jahrzehnten bevor.

Temperaturzunahme über globalem Schnitt

Seit Beginn der Messungen 1880 ist die Temperatur um nahezu zwei Grad gestiegen. Dieser Anstieg liegt deutlich über dem globalen Durchschnitt von 0,85 Grad. Bis Mitte des Jahrhunderts ist laut Modellen eine Zunahme um weitere 1,4 Grad sehr wahrscheinlich. In weiterer Folge ist die Entwicklung stark von den gesetzten Maßnahmen abhängig. Ohne Gegenmaßnahmen rechnen die Experten mit einem Plus von 3,5 Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Durch eine Reduktion der Treibhausgasemissionen sei die Temperaturentwicklung aber „wesentlich beeinflussbar“, wie die Autoren im Bericht betonen.

Bis zu 50 Tropentage in der Wiener City

Vor allem die Sommer werden immer heißer. Während die Temperaturen im Frühjahr und Winter um rund drei Grad ansteigen, ist für den Sommer in den nächsten 40 Jahren ein Plus von bis zu fünf Grad prognostiziert. So wird sich in Wien die Anzahl an Tropentagen (das sind Tage über 30 Grad) bis 2050 mehr als verdoppeln. Der Hotspot Österreichs ist dabei die Wiener Innenstadt. Dort ist bis Mitte des Jahrhunderts mit rund 30 Tropentagen zu rechnen - bis zum Ende des Jahrhunderts sind es dann sogar bis zu 50. Gleichzeitig nehmen kalte Nächte mit Frost in der Innenstadt von derzeit rund 50 Tagen auf knapp über 20 am Ende des Jahrhunderts ab.

Aber auch in anderen Städten werden kühle Nächte seltener. Im Vergleich zur Periode 1961 bis 1990 erhöht sich 2019 bis 2048 in Graz die Anzahl der „warmen Nächte“ (über 18 Grad) von 3,6 auf 22,9. Und auch in Linz wird bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich mehr geschwitzt. Die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad werden sich verdreifachen.

Trockener Süden, feuchter Norden

Parallel mit den heißen Tagen nimmt die Niederschlagshäufigkeit ab. Bis Mitte des Jahrhunderts gehen die Modelle von immer trockeneren Sommern (31 Prozent weniger Regen), dafür feuchten Wintern mit einem Niederschlagsplus von 37 Prozent im Alpenraum aus. Wobei hier aber die regionalen Unterschiede groß sind. Während südlich der Alpen die Niederschläge eher abnehmen, wird nördlich davon eine Zunahme erwartet. Die Wetterextreme können dann auch, wie schon in der Vergangenheit, zu Dürreperioden bzw. Hochwasser führen.

Bauern müssen flexibel werden

Die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Tier- und Pflanzenarten sind bisher noch kaum erforscht. Die Experten weisen daraufhin, dass Studien bisher nur über einige wenige Ökosysteme im Alpenraum vorliegen, für den überwiegenden Teil der Biosphäre müsse auf internationale Untersuchungen zurückgegriffen werden. Entsprechend groß ist auch die Unsicherheit vor allem in der Landwirtschaft über die Folgen der Klimaveränderung im topografisch stark gegliederten Österreich.

In kühleren, niederschlagsreicheren Regionen, wie beispielsweise im nördlichen Alpenvorland, wird wärmeres Klima den Ertrag bei Nutzpflanzen in Zukunft steigern. In regenarmen Gebieten nördlich der Donau sowie im Osten und Südosten Österreichs werden Trockenheit und Hitze das Ertragspotenzial eher verringern, wie die Studie darlegt. Hier ist Flexibilität bei den Landwirten gefordert. So werden sich in Zukunft neue Anbaumöglichkeiten für wärmeliebenden Pflanzen wie Körnermais oder Wein ergeben, wohingegen andere Sommerkulturen ohne künstliche Bewässerung kaum noch auskommen werden.

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