Bewohner von Ain al-Arab befürchten Massaker durch IS
Bewohner der kurdischen Stadt Ain al-Arab (kurdisch: Kobane) im Norden Syriens befürchten bei einer Eroberung durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein Massaker. Die Zahl der Luftangriffe in der Region sei zu gering, und die Luftschläge seien zu weit weg von der Front, beklagen Augenzeugen, wie der US-Fernsehsender CNN in der Nacht auf heute berichtete.
„Wir brauchen Hilfe. Wir brauchen Waffen. Wir brauchen effektivere Luftschläge“, sagte Idriss Nassan aus der Stadt. Wenn es so bleibt, „werden wir ein Massaker sehen“. Er könne sich nicht vorstellen, was geschehen werde, wenn die Terrormiliz in Ain al-Arab einmarschiert.
Türkei verlegt Panzer an Grenze
Die Türkei weigerte sich über lange Zeit, die internationale Koalition gegen IS zu unterstützen. Doch da die Dschihadistenmiliz zunehmend an die Grenze heranrückt und den kurdischen Kämpfern in Syrien offenbar überlegen ist, leitete Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Kurswechsel ein - nicht zuletzt auf Druck des Anti-IS-Bündnisses rund um die USA.
Auf den Einschlag von Mörsergranaten aus Syrien hin wurden gestern Panzer in die türkische Grenzstadt Mürsitpinar verlegt - die Rohre in Richtung Syrien gerichtet.
Mehr dazu in „Wir können uns nicht raushalten“
UNESCO prangert „kulturelle Säuberung“ an
Die UNESCO prangerte unterdessen die Zerstörung von Kulturgütern in den von IS kontrollierten Gebieten im Irak an. Die Chefin der UNO-Organisation, Irina Bokowa, sprach gestern bei einem Expertentreffen in Paris von einer „kulturellen Säuberung“ durch die Islamisten.
Die Extremisten hätten Schreine, Kirchen und wertvolle Manuskripte in Mossul, Tikrit und anderen Städten und Regionen zerstört. Der IS vertritt eine radikalsunnitische Auslegung des Islam. Die Verehrung von Monumenten wie Schreinen ist nach der Auffassung der Extremisten Götzendienst, ihre Zerstörung aus Sicht der Dschihadisten daher legitim. Im Juli sprengten IS-Kämpfer in Mossul den Schrein Nabi Junus, der von Muslimen und Christen als Grab des Propheten Jonah verehrt wurde.
Der Direktor des Nationalmuseums in Bagdad, Kais Raschid, beklagte in Paris die Zerstörung von antiken Gebäuden, deren Bau bis in die Zeit der Assyrer zurückreiche. Gestohlene assyrische Kunstwerke tauchten zudem mitunter in Europa auf, so Raschid. Die internationale Mafia informiere den IS über verkäufliche Kunstschätze. IS finanziert sich unter anderem durch den Schwarzhandel mit Öl und Kunstschätzen.