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Türkei sagt Unterstützung zu

Die Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rücken immer mehr in den Norden Syriens vor. Seit über einer Woche ist nun die strategisch entscheidende Stadt Ain al-Arab (Kobane) an der Grenze zur Türkei von drei Seiten von IS-Milizen umzingelt. Am Wochenende spitzte sich der Kampf um die Stadt immer mehr zu. Erstmals dürften IS-Extremisten Mörsergranaten auf die Stadt geschossen haben.

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Bisher versuchten kurdische Kämpfer die Extremisten zurückzudrängen. Berichten zufolge dürften sie sowohl von der Anzahl als auch von der Ausrüstung her den IS-Kämpfern unterlegen sein. In den vergangenen fünf Tagen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern 40 kurdische Kämpfer rund um Ain al-Arab getötet.

60 Dörfer von IS eingenommen

In der Nacht auf Samstag starteten nun die ersten Luftschläge gegen IS-Stellungen, wie Journalisten gegenüber BBC und „Spiegel“ berichten. Reuters-Berichten zufolge schlugen auch auf türkischem Territorium Geschosse ein. Am Samstag bestätigte das Pentagon die Luftangriffe in der Grenzregion durch die Anti-IS-Koalition.

Auch die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von Flugzeugbombardements des Anti-IS-Bündnisses in Dörfern nahe von Ain al-Arab. Durch den Beschuss mit Mörsergranaten durch den IS sei ein Mensch getötet und mehrere verletzt worden. Bei seinem Vormarsch in den vergangenen Tagen nahm IS mehr als 60 Dörfer rund um die kurdische Enklave an der syrisch-türkischen Grenze ein. Augenzeugen zufolge stehen die Dschihadisten rund zehn Kilometer vor der Stadt.

15.000 oder 160.000 Flüchtlinge?

Tausende Menschen flüchteten vor den IS-Kämpfern Richtung Türkei. Die Zahlen dazu gehen aber weit auseinander. Am Donnerstag sprach das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR von 144.000 Flüchtlingen aus der Region um Ain al-Arab. Diese Zahlen dürften aber ungeprüft von Angaben aus der Türkei übernommen worden sein, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung am Sonntag“ („FAS“). Tatsächlich seien 15.000 bis 20.000 Menschen in die Türkei geflohen.

Die „FAS“ beruft sich dabei auf die Bürgermeisterin der türkischen Grenzstadt Suruc, Zühal Ekmez. Sie erklärt, dass aus politischen Gründen die Zahl der Flüchtlinge weit übertrieben werde. Denn die Türkei wolle damit ihren Plan vorantreiben, die unliebsamen autonomen kurdischen Gebiete in Syrien zu menschenleeren „Pufferzonen“ zu erklären. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte am Freitag sogar von über 160.000 Flüchtlingen gesprochen.

USA wollen Tausende Rebellen ausbilden

Nach Einschätzung der USA ist neben den Luftangriffen eine Rebellentruppe von bis zu 15.000 Mann notwendig, um an den IS verlorenes Gebiet zurückzuerobern, sagte US-Generalstabschef Martin Dempsey. US-Bodentruppen sind für die USA bisher aber eindeutig ein Tabu. Der Aufbau einer schlagkräftigen Rebellentruppe am Boden sei daher zentraler Bestandteil des Kampfes gegen den IS, sagte Dempsey.

Dabei werde auf Unterstützung der moderaten syrischen Opposition gesetzt. Der US-Kongress hatte in der vergangenen Woche einem Plan von Präsident Barack Obama zugestimmt, bis zu 5.000 moderate syrische Rebellen auszubilden und zu bewaffnen. Washington sei aber schon vorher klar gewesen, dass 5.000 Kämpfer nicht genug seien, so Dempsey.

Britische und französische Luftwaffe im Einsatz

Auch in anderen Regionen gab es weitere Lufteinsätze. Während laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der ostsyrischen Provinz Raqqa und erstmals auch in Homs Luftangriffe der Anti-IS-Allianz geführt wurden, waren im Irak britische Kampfjets gegen IS-Stellungen im Einsatz. Das Parlament in London hatte erst am Freitag den Luftschlägen gegen IS-Kämpfer im Irak zugestimmt.

Laut dem Verteidigungsministerium in London wurden am Samstag keine Ziele bombardiert sondern Aufklärungsmaterial gesammelt, das an die irakischen Bodentruppen weitergereicht werden soll. Nach Angaben der unabhängigen irakischen Nachrichtenseite al-Sumaria News bombardierte die französische Luftwaffe am Samstag IS-Stellungen im westlich von Bagdad gelegenen Falludscha.

Drohungen aus dem Iran

Der schiitische Iran drohte am Samstag den sunnitischen IS-Extremisten im Irak. „Wenn sich die Terrorgruppe unserer Grenze nähert, werden wir tief im irakischen Territorium angreifen und ihr nicht erlauben, sich unserer Grenze zu nähern“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur IRNA Heereskommandant Ahmad Reza Pourdestana. Bisher unterstützt Teheran den Kampf gegen den IS mit Waffen und Beratern für die irakischen Regierungstruppen und kurdischen Kämpfer.

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