Pessimistischer Ausblick
Rezession, Deflation und verkrustete Strukturen auf dem Arbeitsmarkt: Italiens Wirtschaftslage zeigt ein düsteres Bild. Vergangene Woche hat die Organisation für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen pessimistischen Ausblick gegeben. Das Bruttosozialprodukt werde in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen.
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Die italienische Wirtschaft hatte für 2014 eigentlich erstmals seit 2011 wieder Wachstum im Visier. Doch im ersten Halbjahr rutsche die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone wieder in die Rezession. Es ist die dritte in sechs Jahren. Und auch für das kommende Jahr gibt es kaum Besserung: 2015 sei mit einem Wachstum von lediglich von 0,1 Prozent zu rechnen, so die OECD.
Konsumlaune bessert sich kaum
Dabei hat sich die Stimmung der italienischen Verbraucher im September erstmals seit vier Monaten wieder aufgehellt - wenn auch nur minimal. Das Barometer stieg um 0,1 auf 102 Punkte, wie das Statistikamt Istat am Mittwoch mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 101,5 Zähler gerechnet.
Trotz der leicht besseren Stimmung belastet die Konsumenten die hohe Arbeitslosigkeit und die Aussicht auf das dritte Rezessionsjahr in Folge. Die Verbraucher beurteilten in der Umfrage aber nun ihre persönliche Finanzlage etwas besser und auch die aktuelle Konjunkturlage.
Erstmals wieder Deflation seit 1959
Erstmals seit über 50 Jahren ist Italien auch in die Deflation geschlittert, berichtete Ende August das nationale Statistikamt Istat. Im August betrug der Preisrückgang wie schon im Juli auf Jahresbasis 0,1 Prozent. In 19 Großstädten des Landes waren die Preise im August rückgängig. Zuletzt hatte Italien im September 1959 eine siebenmonatige Deflationsphase erlebt. Damals war die Wirtschaft jedoch stark wachsend.
Schulden auf Rekordhoch
Die Deflation erschwere den Kampf gegen die Verschuldung, warnte der italienische Notenbankchef Ignazio Visco. Italien erreichte im Juli mit seinen Staatsschulden von rund 2.186 Milliarden Euro einen neuen Rekordstand erreicht. In den ersten sieben Monaten 2014 stieg die öffentliche Verschuldung um 99,2 Milliarden Euro. Im März 2012 hatte Italiens Verschuldung erstmals die Schwelle von zwei Billionen Euro überschritten.
Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan bestätigte unterdessen, dass die Mitte-links-Regierung von Matteo Renzi trotz der Rezession, in die sein Land wieder geschlittert ist, das Ziel eines Defizits von 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einhalten wird. „Wir werden unsere Verpflichtungen erfüllen“, versicherte der Minister. "Selbst die Europäische Zentralbank (EZB) gibt zu, dass das makroökonomische Umfeld heute wesentlich schlechter als vor sechs Monaten ist, was natürlich Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen haben wird.
Renzi drängt auf Reformen
Die Regierung Renzi versucht, mit ihrem Programm „Tausend Tage“ bis Februar 2018 die Wirtschaft wieder anzukurbeln - unter anderem mit politischen Reformen und einen Umbau des Justizapparats. Kernpunkt ist die Liberalisierung des Arbeitsmarkts. Bei seinem Amtsantritt im Februar hatte der Regierungschef schnelle Reformen angekündigt, die allerdings teilweise auf heftigen Widerstand stoßen.
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