Risiko um die Hälfte geringer
Wer via Erasmus-Programm einen Teil seines Studiums im Ausland absolviert hat, senkt sein Risiko, nach Abschluss über längere Zeit arbeitslos zu werden, um die Hälfte. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie, die auf der Befragung von knapp 80.000 Studenten respektive Unternehmen beruht und von der EU-Kommission am Montag in Brüssel präsentiert wurde.
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Auch fünf Jahre nach dem Abschluss ist die Arbeitslosenquote der einstigen Erasmus-Teilnehmer um 23 Prozent niedriger als bei den einst daheimgebliebenen Kollegen. „Wenn man zum Studieren oder für ein Praktikum ins Ausland geht, erhöht man damit sehr wahrscheinlich seine Beschäftigungschancen“, so EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou in einer Aussendung. So hat sich der Anteil jener Arbeitgeber, die Auslandserfahrung als wichtigen Faktor ansehen, seit 2006 von 37 auf 64 Prozent beinahe verdoppelt.
Managementposition wahrscheinlicher
Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit, eine Managementposition zu erreichen, bei ehemaligen Erasmus-Studierenden um 44 Prozent höher. Zugleich befördert ein Erasmus-Studium offensichtlich auch die Tendenz, sich beruflich auf eigene Beine zu stellen: Zehn Prozent der einstigen Erasmus-Studierenden sind demnach selbstständig tätig, und drei Viertel bekunden zumindest die Absicht oder könnten sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen.
Ortswechsel häufiger
Offensichtlich reizt viele der Ex-Erasmus-Studenten der Gang ins Ausland auch über das einmalige Erlebnis hinaus. Demnach haben 40 Prozent seit dem Abschluss mindestens einmal ihr Wohn- oder Beschäftigungsland gewechselt - was beinahe einen doppelt so hohen Anteil wie bei Personen ohne studentische Auslandserfahrung darstellt (23 Prozent). 93 Prozent der ehemaligen Erasmus-Studenten können sich vorstellen, künftig in einem anderen Land zu leben. Bei den im Studium Daheimgebliebenen sind es nur 73 Prozent.
Viele finden Partner
Auch Partnerschaften überschreiten Grenzen: So hat mit 33 Prozent ein Drittel der Erasmus-Gruppe einen Partner mit anderer Staatsangehörigkeit (gegenüber 13 Prozent der Kollegen), wobei 27 Prozent ihren Langzeitpartner im Rahmen des Erasmus-Aufenthalts kennengelernt haben. Dabei hat die aus Erasmus entstandene Liebe auch Folgen: Laut Schätzung der Kommission sind seit Programmbeginn 1987 etwa eine Million Kinder aus Erasmus-Partnerschaften hervorgegangen.
Die Angaben basieren auf den neuesten verfügbaren Eurostat-Daten (2011/12). Demnach haben von den insgesamt 5,35 Millionen Menschen, die in den Erasmus-Teilnahmeländern ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, knapp 253.000 ein Erasmus-Stipendium erhalten. Bis 2020 sollen weitere vier Millionen Personen von den „Erasmus+“-Stipendien, die seit Jänner die EU-Programme für Bildung, Jugend und Sport zusammenfassen, profitieren.
Durch die Umwandlung in „Erasmus+“ können auch Länder außerhalb der Europäischen Union an den Austauschprogrammen teilnehmen. Die EU stellt für das neue Modell zwischen 2014 und 2020 insgesamt 14,7 Mrd. Euro zur Verfügung, mindestens 43 Prozent davon sollen in den Hochschulbereich fließen. Nach Österreich fließen 2014 aus dem neuen Programm rund 28 Millionen Euro. 22,3 Millionen davon entfallen auf die Bildung, 3,5 Millionen auf die Jugend.
5.714 Österreicher gingen ins Ausland
Nach Angaben des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD) haben 2012/13 4.602 Österreicher über Erasmus im Ausland studiert und 1.112 ein Auslandspraktikum absolviert. Im Vergleich zu 2011/12 stiegen die Teilnehmerzahlen um ein Prozent bei den Studienaufenthalten und knapp sieben Prozent bei den Praktika. Außerdem wurden 2012/13 über Erasmus 1.200 Lehr- und Forschungsaufenthalte österreichischer Hochschulbeschäftigter im europäischen Ausland gefördert.
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