„Beide Ziele vereinbar“
Im Kampf gegen den Klimawandel hat eine hochkarätige Expertengruppe zu einer „grünen Revolution“ der Weltwirtschaft aufgerufen. Die weltweite Wirtschaft muss einer Studie zufolge in den kommenden Jahren nicht zulasten des Klimaschutzes wachsen. Die beiden Ziele seien vereinbar und könnten sich sogar ergänzen, sagte der frühere mexikanische Ministerpräsident Felipe Calderon am Dienstag in New York bei der Vorstellung des Papiers zu einer „neuen Klimaökonomie“ - eine Woche vor dem UNO-Klimagipfel in New York am 23. September.
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Ein Umschalten auf wenig CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 würde jährlich zwar 270 Milliarden Dollar (etwa 208 Mrd. Euro) kosten, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Globalen Kommission für Wirtschaft und Klima. Dem stünden aber sinkende Brennstoffkosten und Wachstumsimpulse gegenüber.
Neue Möglichkeiten für Wachstum
„Der Bericht liefert überzeugende Belege dafür, wie der technologische Wandel neue Möglichkeiten schafft, um das Wachstum zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen, Unternehmensgewinne zu erhöhen und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.“ Die Entscheidungen und Investitionen der kommenden 15 Jahre „werden die Zukunft der Welt festlegen“, so Calderon weiter.
Die Ansicht, Klimaschutz sei zu teuer, gründe auf einem „fundamentalen Missverständnis“ der globalen Wirtschaftsdynamik, schrieben die Experten. So seien die Gesundheitskosten, die durch Luftverschmutzung verursacht würden, derzeit eine gewaltige Bremse. Im Fall Chinas, des weltgrößten CO2-Emittenten, verschlängen sie mehr als zehn Prozent der Wirtschaftsleistung.
Der Ball liegt bei den Regierungen
Entscheidend für eine Balance aus Wirtschaftskraft und Klimaschutz sei allerdings, dass Regierungen und Unternehmen in den kommenden 15 Jahren Innovationen förderten, ihre Ressourcen effizienter einsetzten und in eine bessere Infrastruktur investierten. In diesem Zeitraum werde die globale Wirtschaft sich wesentlich verändern, heißt es in dem Bericht. „Business as usual wird es nicht geben.“
Unter anderem werden laut den Prognosen der Experten eine Milliarde mehr Menschen in Städten leben. Technologische Veränderungen dürften ihr Leben und Arbeiten weiterhin stark verändern, und rund 90 Billionen Dollar (etwa 70 Billionen Euro) sollen in Infrastruktur investiert werden.
„Wiederbelebung von ungenutzten Flächen“
Eine Forderung des Berichts ist, die Subventionen für Kohle und andere fossile Brennstoffe abzubauen. Eine weitere Forderung: die Aufforstung von mindestens 500 Millionen Hektar Wald und Ackerland.
Besonders dringend seien eben höhere Ausgaben für die Infrastruktur von Städten, die Wiederbelebung von derzeit nicht für die Landwirtschaft genutzten Flächen und der Ausbau von erneuerbaren Energien. Wenn all das konsequent umgesetzt würde, könnte es das Weltwirtschaftswachstum bereits in den kommenden fünf bis 15 Jahren deutlich stärken, hieß es.
Deutschland: Klimaschutz als Wachstumsmotor
„Klimaschutz ist zum Wachstumsmotor geworden“, brachte die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in Berlin den Bericht auf den Punkt. Klimaschutz sei „keine Schrumpfkur, sondern ein wichtiger und produktiver Baustein auf dem Weg in eine wirtschaftlich erfolgreiche und lebenswerte Zukunft“.
Der in New York vorgestellte Bericht stammt von der Globalen Wirtschafts- und Klimakommission, die ihn seit ihrer Gründung vor rund einem Jahr erarbeitet hat. Die Expertengruppe wird von Mexikos Ex-Regierungschef Calderon und dem britischen Ökonomen Nicholas Stern gemeinsam geleitet. Insgesamt sind 24 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft daran beteiligt. Mit der umfassenden Studie zu Klima und Wirtschaft wollen die Experten vor dem Gipfeltreffen den Druck auf die Politik erhöhen.
Der neue Bericht baut auf dem Stern-Report von 2006 auf, der ebenfalls die wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes hervorhob. Stern warnte erneut vor hohen Risiken für den weltweiten Wohlstand, sollte der Kampf gegen die Erwärmung vernachlässigt werden.
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