Enge Bindung an Schottland
Wenige Tage vor der Abstimmung über eine Unabhängigkeit Schottlands hat die britische Queen Elizabeth II. ihr eisernes Schweigen zu dem Referendum gebrochen. Sie sagte am Sonntag beim Verlassen eines Gottesdienstes nahe ihrer schottischen Sommerresidenz Balmoral der Zeitung „The Times“ zufolge zu Umstehenden, sie hoffe, dass die Menschen „sehr gut über die Zukunft nachdenken“.
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Bisher hatte die Königin jegliche öffentliche Äußerung zu dem Referendum vermieden. Ein Mitarbeiter des Buckingham Palace, der nicht namentlich genannt werden wollte, erklärte, die Äußerung sei völlig unparteiisch und betone lediglich, dass die Abstimmung einzig Sache der Schotten sei.

Reuters/Russell Cheyne
Die Queen und Prinzgemahl Philip Anfang des Monats bei den jährlichen Highland Games im schottischen Braemar
Es gilt als sicher, dass die Queen auf einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich hofft. Sie dürfte jedoch auch im Falle einer Abspaltung Staatsoberhaupt von Schottland bleiben. Die Queen fühlt sich Schottland persönlich stark verbunden: Ihre Mutter war Schottin und sie verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit dort. Zudem reist sie im Sommer noch immer am liebsten nach Schottland.
Politik mit Schwangerschaft?
Viele Beobachter hatten die Mitteilung des Königshauses in der Vorwoche, dass Herzogin Kate wieder schwanger ist, als nicht zufällig bezeichnet und in den Zusammenhang mit dem Schottland-Referendum gebracht. Damit sollten vor allem Schotten, die noch unentschlossen sind, und jene, die für eine Abspaltung, aber für die Monarchie sind, angesprochen werden, so der Tenor.
Die Befürworter der Unabhängigkeit versprechen sich von der Abspaltung eine bessere wirtschaftliche Grundlage, weil das ölreiche Schottland über seine Steuereinnahmen selbst verfügen könnte. Die Gegner, darunter alle großen Parteien in London, halten die Vorteile eines größeren Großbritanniens für wichtiger.
Salmond: Einmalige Chance
Der nationalistische schottische Ministerpräsident Alex Salmond sagte am Sonntag in der BBC, er sehe das Referendum als einmalige Chance seiner Generation an. Eine zweite Abstimmung werde es in absehbarer Zeit aus seiner Sicht nicht geben. Auch der Chef der „Better together“-Kampagne für einen Verbleib Schottlands bei Großbritannien, Alistair Darling, sagte: „Wenn wir uns am Donnerstag dafür entscheiden, das Vereinigte Königreich zu verlassen, dann gibt es keinen Weg zurück.“
Am Samstag hatten mehrere tausend Mitglieder des erzkonservativen Oranier-Ordens in Edinburgh für den Zusammenhalt Großbritanniens und gegen die Unabhängigkeit Schottlands demonstriert. Mit der Demonstration unter dem Motto „Proud to be British“ wollten die Oranier ihre Position für das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit deutlich machen. Die berüchtigten Oranier waren nicht von der „No“-Bewegung eingeladen worden.
Beide Lager mobilisieren voll
Salmond kündigte an, im Falle eines Votums für die Unabhängigkeit bereits am Tag nach der Abstimmung mit Verhandlungen über die Zukunft Schottlands zu beginnen. Er wünsche sich dafür ein breit aufgestelltes „Team Scotland“, dem auch Unabhängigkeitsgegner angehören sollen. Schottland müsse wieder zu einer Einheit werden. Beide Lager hatten am Wochenende bei der größten Wahlkampfaktion in der Geschichte des Landes noch einmal versucht, alle Wähler für ihre Sache zu mobilisieren.
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