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Armutshürden bei Bildungsweg

Es geht nicht nur um Hefte, Federpennale samt Inhalt und Schultaschen: Dazu kommen vielleicht noch Turnsachen, Kopiergeld, Elternvereinsbeiträge, Jahrestickets und anderes mehr. In Summe 340 Euro pro Kind kostet Erziehungsberechtigte inzwischen der September, mahnte Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger zu Schulbeginn.

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Bedeutet der Schulbeginn schon für finanziell abgesicherte Familien eine Belastung, bringt er die mehr als 300.000 armutsgefährdeten Familien in Österreich tatsächlich in Bedrängnis. Die im Herbst überlaufenen Sozialberatungsstellen der Hilfsorganisationen legen beredtes Zeugnis von der Notlage vieler Familien ab. „Da sind viele Eltern überfordert, dass ihr Kind die notwendigen Dinge finanziert bekommt“, kritisierte Fenninger gegenüber Ö1 auch den Mangel an staatlicher Hilfe.

„Wirrwarr, das sachlich nicht begründbar ist“

Es gebe zwar Schulstarthilfen, diese seien aber nicht einheitlich geregelt, sieht auch Martin Schenk von der Armutskonferenz Handlungsbedarf beim Bundesgesetzgeber. Bei den vorhandenen Hilfsangeboten in den Bundesländern sind die bürokratischen Hürden hoch, so es überhaupt Hilfe gibt: „In drei Bundesländern (Steiermark, Niederösterreich, Vorarlberg, Anm.) gibt’s gar keine, in dem einen Bundesland muss man es dort beantragen, in einem anderen da, Einkommensgrenzen sind ganz unterschiedlich“, so Schenk.

Vorhandene Angebote für finanzielle Unterstützung zum Schulstart sind aus Schenks Sicht „ein Wirrwarr, das sachlich nicht begründbar ist“. Er fordert daher ein bundesweit einheitliches Schulstartgeld für armutsgefährdete Familien. Vorerst sind Eltern in Not vor allem auf die Initiativen karitativer Organisationen und Spenden angewiesen. Schulstartaktionen von Firmen sind für diese zwar imagefördernd, für die Betroffenen aber kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

„Soziale Selektion“ für Bildungskarriere

Die Paarung von Armut und Bildungschancen ist eine fatale. Ohnehin belegen regelmäßige Erhebungen, dass Bildung in Österreich zu einem Gutteil „vererbt“ wird, in anderen Worten: Finanziell gut situierte Eltern bekommen dank ihrer Ausbildung gute Jobs mit guten Gehältern, weshalb sie ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen können. Umgekehrt hat die Bildungskarriere von in Armut lebenden Familien die schlechtestmögliche Ausgangslage, wenn sogar die finanzielle Hürde der Teilnahme am Projekttag zu hoch ist.

Zum Schulstart zeigten Schenk und die Diakonie Österreich in einer Aussendung Alternativen zur „sozialen Selektion“ zum Schulstart auf, etwa über die Förderung von Schulen in Problemgegenden mit mehr Mitteln - die entsprechend weniger Beiträge der Eltern nötig machen, und zwar ohne nachzufragen: Derzeit schulintern angebotene Maßnahmen der Unterstützung werden oft aus Scham nicht angenommen, aus Angst, dass sich in der nächsten Umgebung des Kindes herumspricht, dass man sich nicht leisten kann, was sich die meisten anderen doch leisten können.

Niederschwellige Hilfe zählt

Nicht umsonst bemühen sich Hilfsorganisationen wie Diakonie und Caritas, ihre Schulstarthilfe so niederschwellig wie möglich zu halten. Die Diakonie hat ein eigenes Schulstartspendenkonto eingerichtet, die Volkshilfe begleitet den Herbst mit einer großen Schulstartaktion. Die Caritas bietet auch heuer wieder in ihren carla-Anlaufstellen „um sehr wenig Geld ein großes Angebot an Schulsachen“. Wer selbst gut erhaltene Schulsachen daheim hat, kann diese auch in den carla-Stellen vorbeibringen.

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