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Offensiven gegen IS-Hochburgen

Während die USA und Großbritannien noch an der zuletzt formierten Staatenallianz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) feilen, geht der Kampf gegen die Dschihadisten weiter. Sowohl die syrische als auch die irakische Armee flogen am Samstag Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen der Extremisten.

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In Syrien kamen bei Luftschlägen der syrischen Truppen auf eine IS-Hochburg im Nordosten des Landes Dutzende Menschen ums Leben. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Samstag, allein beim Einschlag von Raketen nahe einer Bäckerei in der Stadt Al-Rakka seien über 50 Menschen gestorben. „Insgesamt sind 31 Zivilisten, darunter acht Frauen und drei Kinder bei den Angriffen auf Al-Rakka und Umgebung ums Leben gekommen“, so ein Sprecher der Beobachtungsstelle. Ursprünglich war von 25 Opfern die Rede gewesen.

Zahlreiche IS-Kämpfer unter den Toten

Bei den Angriffen starben diesen Informationen zufolge mindestens 15 IS-Kämpfer. In der Nähe der bombardierten Bäckerei hielten sich demnach zahlreiche Menschen auf. Laut der Menschenrechts-NGO flog die syrische Luftwaffe insgesamt acht Angriffe. Aufnahmen im Internet zeigten Schäden in einem Wohngebiet. Laut den Aktivisten wurde auch das Stromnetz getroffen, weshalb die Stadt ohne Elektrizität war.

Autowracks in Al-Rakka

AP/IS

Bombardierte Straße in der syrischen Stadt Al-Rakka - das Bild wurde von IS überspielt

Bei einem Luftangriff auf die rund 400 Kilometer nordöstlich von Damaskus gelegene Stadt sei am Samstag auch ein großes Ausbildungslager der Extremisten bombardiert worden. Getroffen worden seien auch ein als Gericht genutztes Gebäude sowie Verwaltungseinrichtungen der Miliz, teilte die Beobachtungsstelle mit. Im syrischen Staatsfernsehen hieß es, Einheiten der Armee hätten Waffen- und Munitionslager in Al-Rakka zerstört.

IS soll zwei Deutsche als Geiseln halten

Unterdessen soll IS einem Bericht zufolge zwei Deutsche in einem Foltergefängnis in Al-Rakka in seiner Gewalt halten. Bei den Geiseln handle es sich laut Sicherheitsbehörden um frühere Salafisten, die schockiert durch die Gräueltaten des IS nach Deutschland zurückkehren wollten, berichtet das Magazin „Focus“ in seiner neuen Ausgabe.

Die Deutschen sollen demnach zusammen mit fünf Briten, drei Franzosen und zwei Belgiern festgehalten werden. Weitere Häftlinge stammen dem Bericht zufolge aus arabischen und asiatischen Ländern. In den Augen des IS gelten sie laut „Focus“ als Verräter, die den Tod verdient hätten.

Irakische Luftwaffe traf Frühgeborenenstation

Beim Kampf gegen die IS-Miliz traf die irakische Luftwaffe unterdessen die Frühgeborenenstation eines Krankenhauses. 18 Menschen seien dabei getötet worden, darunter acht Babys, meldete die kurdische Nachrichtenagentur Bas News am Samstag. Bei der Attacke in dem Ort Al-Hawidscha seien 16 weitere Menschen verletzt worden. Die Kinderstation wurde demnach völlig zerstört. Einwohner versuchten, die Verletzten zu bergen und in andere Krankenhäuser zu bringen, hieß es weiter.

Karte von Syrien und dem Irak

APA/ORF.at

Al-Hawidscha liegt rund 300 Kilometer nördlich von Bagdad. Der Ort wird vom IS beherrscht. In der Region kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen den Extremisten einerseits sowie irakischer Armee und kurdischen Einheiten andererseits. Iraks Luftwaffe hatte Al-Hawidscha bereits in den vergangenen Tagen angegriffen. IS-Extremisten stürmten in der Nähe des Ortes am Donnerstag ein Dorf und verschleppten mindestens 50 Männer.

IS-Kämpfer verstecken sich in Wohngebieten

Auch in Syrien terrorisieren IS-Kämpfer Zivilisten: Bei Luftangriffen auf den Ort Al-Aschara in der Nähe der Stadt Dair as-Saur waren zuletzt mehrere Frauen und Kinder getötet worden. Danach kam es in dem Ort zu Protesten von Einwohnern gegen die Extremisten, wie die syrischen Menschenrechtsbeobachter berichteten. Die Demonstranten verlangten, dass die IS-Kämpfer sich nicht mehr in Wohngebieten verstecken. Die Extremisten erschossen und kreuzigten daraufhin einen Mann. Damit hätten sie die Einwohner vor weiterem Widerstand warnen wollen, so die Menschenrechtsbeobachter.

Eine besorgniserregende Entwicklung gibt es unterdessen im Osten Syriens: Bei der Eroberung des für die Region wichtigen Militärflughafens Al-Tabka bekamen die Extremisten offenbar auch Kampfflugzeuge in die Hände. In einem am Freitag im Internet aufgetauchten Video der Dschihadisten vom Flughafen sind mehrere Jets zu sehen. Die Bilder zeigen, wie IS-Kämpfer auf einer Maschine herumklettern. Ob die Flugzeuge noch einsatzbereit sind, ist unklar. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte nach der Eroberung des Flughafens berichtet, die syrische Armee habe alle Jets in Sicherheit bringen können.

US-Aufklärer über Al-Rakka

IS beherrscht neben Teilen des Irak im Norden und Osten Syriens rund ein Drittel der Fläche des Landes. Al-Rakka ist eines der wichtigsten Zentren der Extremisten. Seitdem der dortige Militärflughafen von IS kontrolliert wird, hat die syrische Luftwaffe die Bombardements verstärkt. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle berichtete zudem, auch unbemannte Aufklärungsflugzeuge seien über Al-Rakka geflogen. Die USA lassen seit einiger Zeit Drohnen über Syrien fliegen, um Informationen über die Terrormiliz zu sammeln.

Libanesische Armee prüft weitere Enthauptungsbilder

Die Armee des Libanon prüft unterdessen Fotos, die angeblich die Enthauptung eines ihrer Soldaten durch den IS zeigen. „Die Armee hat diese Bilder erhalten, aber wir können nicht bestätigen, ob sie echt sind“, sagte ein Militärvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Samstag. Via Twitter wurde ein Foto veröffentlicht, auf dem ein maskierter Mann den abgeschnitten Kopf eines anderen Mannes über dessen Körper hält. Der Leichnam liegt in einer Blutlache, dahinter hält ein weiterer Mann die schwarze Fahne des IS.

Bereits Ende August war ein libanesischer Soldat von IS-Kämpfern enthauptet worden. Eine DNA-Überprüfung des Leichnams bestätigte vor einigen Tagen die Vermutung, dass es sich bei dem Enthaupteten um den Soldaten Ali Sayyed handelte. Dieser war im Zuge von Kämpfen im August im ostlibanesischen Arzal von Dschihadisten der Al-Nusra-Front und des IS entführt worden. Insgesamt hatten die Dschihadisten während der Kämpfe in der Stadt nahe der syrischen Grenze rund 30 libanesische Sicherheitskräfte verschleppt.

UNO verurteilt Tötung von US-Journalist Sotloff

Der UNO-Sicherheitsrat hat unterdessen die Hinrichtung des US-Journalisten Steven Sotloff durch IS verurteilt. In einer am Samstag veröffentlichten, von den 15 Mitgliedern einstimmig verabschiedeten Erklärung verurteilte das Gremium die „abscheuliche und feige“ Ermordung des 31-Jährigen. Sotloff war von IS-Kämpfern in Syrien entführt und enthauptet worden. Ein Video der Tat veröffentlichten die Dschihadisten am Dienstag im Internet. Zwei Wochen zuvor hatte der IS in einem Video die Enthauptung des US-Journalisten James Foley bekanntgegeben.

Der UNO-Sicherheitsrat forderte, dass der IS „besiegt“ werden müsse und dass „die Intoleranz, die Gewalt und der Hass“, welche die Gruppe verbreite, „ausgemerzt“ werden müssten. Die internationale Gemeinschaft sei von den „barbarischen Taten“ des IS keineswegs eingeschüchtert, sondern noch entschlossener in ihrer Auffassung, dass Regierungen und Institutionen „gemeinsame Anstrengungen“ unternehmen müssten, um den Dschihadisten entgegenzutreten.

Katars Außenminister bestreitet IS-Finanzierung

Der katarische Außenministers Chalid bin Mohammed al-Attiyah hat sich unterdessen vom IS distanziert und eine Finanzierung der radikalen Sunniten durch sein Land bestritten. Das Emirat unterstütze „keinerlei extremistische Gruppen in irgendeiner Weise“, sagte Attiyah der „Bild“-Zeitung (Samstag-Ausgabe).

Für angebliche staatliche Finanzhilfen an den IS aus Katar gebe es „keine Beweise“, fügte der Minister hinzu. Als Staat habe Katar „keine Verbindungen zu Extremisten“. Auch für private Spenden von reichen Staatsbürgern gebe es „sehr strenge Gesetze, die solche Geldflüsse regeln“. „Wir überwachen das, wir arbeiten eng mit internationalen Organisationen und Sicherheitsbehörden zusammen, um diejenigen zu verfolgen, die gegen diese Gesetzte verstoßen“, sagte Attiyah.

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