Analphabetenquote bleibt weltweit hoch
781 Millionen Erwachsene weltweit können nicht lesen und schreiben. Die von der UNESCO seit dem Jahr 2000 angestrebte Halbierung der Analphabetenraten liegt in weiter Ferne. Zu handeln täte aber not, ist doch der Analphabetismus, den es auch in Österreich in siebenstelliger Größe gibt, eine Last etwa für die Wirtschaft.
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UNESCO-Chefin Irina Bokova hat deshalb die Weltgemeinschaft zu mehr Engagement zur Förderung von Lesen und Schreiben aufgerufen. In Österreich haben laut einer OECD-Studie eine Million Menschen Probleme beim Lesen.
Hierzulande wurde im 2013 veröffentlichten „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC) 17 Prozent der 16- bis 65-Jährigen nur eine geringe Lesekompetenz bescheinigt, diese Gruppe ist dadurch mit möglichen Beeinträchtigungen in Beruf oder Alltag konfrontiert. Männer haben dabei nicht signifikant besser abgeschnitten als Frauen. Unterschiede gibt es allerdings nach soziodemografischen Merkmalen: So hat jeder vierte 55- bis 65-Jährige nur niedrige Lesekompetenz, außerdem hat jeder Dritte mit maximal Pflichtschulabschluss Probleme beim Lesen.
Frauen weltweit am stärksten betroffen
Weltweit gesehen am stärksten von Analphabetismus betroffen sind Frauen: Zwei Drittel der Analphabeten sind weiblich, dieser Anteil konnte wegen des in fast 40 Prozent der Staaten noch immer eingeschränkten Zugangs von Mädchen zu Bildung seit 1990 nicht reduziert werden.
Eine Viertelmilliarde Kinder können weder Texte lesen noch Wörter schreiben, obwohl sie mindestens vier Jahre Schulbesuch hinter sich haben. Eine echte Chance auf eine Alphabetisierung im zweiten Bildungsweg gebe es allerdings nur in wenigen Ländern.
Zehn Länder mit massiver Analphabeten-Ballung
Weltweit gab es zwar laut der UNESCO-Studie „Weltbericht Bildung für alle 2013/14“ seit 1990 einen durchaus bedeutenden Rückgang an Analphabeten um zwölf Prozent, seit 2000 aber betrug das Minus nur noch ein Prozent. 557 Mio. der erwachsenen Analphabeten leben in nur zehn Ländern, am meisten sind es in Indien, China und Pakistan.
Unterdessen ist in Subsahara-Afrika die Zahl der Analphabeten seit 1990 wegen des Bevölkerungswachstums um mehr als ein Drittel gestiegen. Auch die Länder mit den geringsten Alphabetisierungsraten von unter 35 Prozent liegen heute in Afrika (Burkina Faso, Guinea, Mali, Niger, Tschad).
Für Unternehmen verursacht Analphabetismus laut einer deutschen Studie zusätzliche Kosten und eine Mehrbelastung der Kollegen. Dennoch sind nur wenige Betriebe bereit, in die Bildung der betroffenen Mitarbeiter zu investieren.
Die Kosten des Analphabetismus
Die Stiftung Lesen in Mainz hatte mehr als 1.600 Arbeitnehmer und fast 550 Arbeitgeber in Deutschland aus den Branchen Gastgewerbe, Transport, Logistik, Landschaftsbau und Bau befragen lassen. 34 Prozent der Beschäftigten und 42 Prozent der Unternehmer gaben an, mindestens einen Analphabeten im Betrieb zu kennen. Details der Studie sollen am 8. September vorgestellt werden.
In Deutschland schätzt man die Zahl all jener, die nicht richtig lesen und schreiben können, auf ca. 7,5 Millionen.
41 Prozent der Arbeitgeber und 47 Prozent der Kollegen berichten laut der Mainzer Studie von Folgen, sollte ein Beschäftigter ein Analphabet sein. „In Unternehmen, wo die Betroffenen offen damit umgehen, wird weniger über Probleme berichtet“, so Studienleiterin Simone Ehmig.
Wie sich die Kollegen durchschlagen
Zwar befürwortet ein Großteil der Befragten, dass auch Erwachsene noch lesen und schreiben lernen sollen. „Wenn es um konkrete Maßnahmen geht, sehen wir jedoch auch klare Grenzen“, sagte Ehmig. Im Arbeitsalltag halten es Arbeitgeber und Beschäftigte häufig nicht für nötig, dass die Betroffenen eine Grundbildung erwerben, weil die Abläufe auch so funktionieren: Die Analphabeten werden für bestimmte Aufgaben nicht eingesetzt, Kollegen kompensieren ihr Defizit oder Farbcodes und Symbole ersetzten Schrift.
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