Kauf über Privatstiftung
Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner übernimmt die Kunstsammlung von bauMax-Gründer Karlheinz Essl. Entsprechende Berichte von „Kurier“ und „Presse“ (Onlineausgaben) von Dienstag wurden mittlerweile bestätigt. Abgewickelt werde der Deal über die seit Montag eingetragene SE-Sammlung Essl GmbH, die zu 60 Prozent der ZMH GmbH gehört, hinter der die Haselsteiner-Privatstiftung steht. 40 Prozent halten zwei Essl-Familienstiftungen.
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Die 42 Gläubigerbanken der angeschlagenen bauMax-Kette erhalten aus dem Verkauf der Kunstsammlung „deutlich über 100 Millionen Euro“. Das bestätigt Anwalt Thomas Angermair im „Kurier“. Mit diesem Preis seien „die Kapitalausstattungswünsche der Banken voll erfüllt“, heißt es weiter.
Auktion im Oktober
Für die Banken könnte noch mehr rausschauen, sollte die Versteigerung von 44 Werken der Sammlung am 13. Oktober in London mehr als die erwarteten 50 Millionen Euro einbringen. Veräußert werden dem „Kurier“ zufolge Meisterwerke von Richter, Baselitz, Kippenberger, Oehlen und Polke sowie zwei österreichische Arbeiten von Hundertwasser und Lassnig.
Der Kaufpreis von mehr als 100 Millionen Euro floss laut Angermair bereits in der Nacht auf Dienstag, nachdem in den vergangenen zehn Tagen und Nächten fieberhaft an dem Deal gearbeitet worden sei. Man habe „das Unmögliche möglich gemacht“, so der Anwalt der Kanzlei Dorda Brugger Jordis, der auch bestätigte, dass der vereinbarte Plan zwischen Essl und Haselsteiner auch den Erhalt des Museums Essl in Klosterneuburg vorsieht.
Weitere „gezielte Verkäufe“ möglich
Weitere „gezielte Verkäufe“ werden nicht ausgeschlossen, sollen neben der Rekapitalisierung aber „ausschließlich dem Erhalt und Betrieb des Essl Museums“ dienen, sagte auch eine Sprecherin des Museums. Ziel sei es insgesamt, die Sammlung in den wesentlichen Teilen zusammenzuhalten und den Schwerpunkt der Sammlung, die österreichische Kunst, in ihrer Bedeutung zu erhalten. Die künstlerische Verantwortung soll in den Händen des Sammlerehepaars Essl bleiben.

APA/Robert Jäger
Haselsteiner investiert schon länger in bildende Kunst
Republik lehnte Kauf ab
Trotz einer Ausgliederung in eine gemeinnützige Stiftung wurde die Kunstsammlung durch eine fünfjährige Nachhaftung in die finanziellen Schwierigkeiten der Baumarktkette involviert. Im Frühjahr sorgte die Forderung von Karlheinz Essl nach einem Ankauf seiner Sammlung durch die Republik Österreich für Aufregung. Im Rahmen eines runden Tischs im Bundeskanzleramt zog Essl sein Angebot schließlich zurück, als klar wurde, dass der erhoffte Ankauf durch öffentliche Gelder nicht durchzubringen war. Kolportiert wurde damals ein Buchwert von 86 Millionen Euro.
Gesamtwert zwischen 130 und 160 Mio. Euro
Zuletzt war immer wieder von in Auftrag gegebenen Schätzungen durch Auktionshäuser die Rede gewesen, auch von einem bald bevorstehenden Verkauf von Sammlungsteilen in London. Die internationalen Spezialisten von Sotheby’s und Christie’s sollen bei einer Prüfung allein den internationalen Teils (1.700 Bilder) demnach auf einen Marktwert von über 100 Mio. Euro geschätzt haben. Offizielle Bestätigungen gab es dafür nicht. Die 3.200 Werke österreichischer Künstler nahm das Dorotheum unter die Lupe. Insgesamt dürfte sich der Wert der gesamten Sammlung laut früheren Medienberichten zwischen 130 und 160 Mio. Euro bewegen.
Betrieb im Museum geht weiter
Im Essl Museum geht der Betrieb indes unverändert weiter. Schon am Donnerstag findet in Klosterneuburg in Niederösterreich die nächste Ausstellungseröffnung statt. Sie ist in Kooperation mit dem Forum Frohner Krems dem 2007 verstorbenen Künstler Adolf Frohner gewidmet.
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