„Hand ausgestreckt“
Microsoft-CEO Satya Nadella hat das erste Mal seit seinem Amtsantritt im Februar China besucht. Der Chef des US-Softwareriesen will mit seinem Besuch offenbar Sanktionen gegen sein Unternehmen verhindern.
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Seit Juli ermitteln die Behörden in China wegen mutmaßlicher monopolistischer Praktiken gegen Microsoft. Im Visier stehen dabei das Betriebssystem Windows, der Browser Internet Explorer und der Windows Media Player.
Microsoft kommentiert Besuch nicht
Die Zeitung „China Daily“ schrieb am Freitag, Nadella habe „die Hand ausgestreckt“ und in einer Rede in der Tsinghua-Universität in Peking beteuert, Microsoft sei zur Zusammenarbeit mit den Behörden bereit. Nadella verwies demnach auch auf den „Beitrag“ von Microsoft zur chinesischen Wirtschaft. Microsoft selbst kommentierte den Besuch vorerst nicht. Laut „China Daily“ reist Nadella am Freitag in die südchinesische Stadt Shenzhen. Bei seinem zweitägigen Aufenthalt werde er auch Regierungsvertreter treffen.
China ermittelt seit vergangenem Jahr in mehreren Branchen wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens gegen ausländische Unternehmen, unter anderem in der Pharma- und der Autoindustrie. Im Mai hatte die Volksrepublik die Nutzung des Microsoft-Betriebssystems Windows 8 auf allen neuen Regierungscomputern untersagt. In Berichten wurden Sicherheitsbedenken dafür als Grund genannt.
Xbox-Start verzögert sich
Bereits Anfang der Woche musste Microsoft den „historischen“ Verkaufsstart seiner Spielekonsole Xbox in China ohne Nennung von Gründen verschieben. China hatte den Verkauf von Spielekonsolen im Jahr 2000 untersagt und das mit Sorgen um die psychische Gesundheit von Kindern begründet. Im Jänner hob die Staatsführung das Verbot auf - und Microsoft wollte das erste Unternehmen auf dem Markt sein.
In einer Aussendung erklärte Microsoft, „trotz großer und stetiger Fortschritte brauchen wir noch ein bisschen mehr Zeit, um unseren Fans in China die bestmöglichen Erfahrungen bieten zu können“. Das Unternehmen hatte im Juli den 23. September als Datum für den Verkaufsstart genannt.
500 Millionen potenzielle Kunden
Bedingung für den legalen Verkauf von Spielekonsolen ist eine Produktion in der Freihandelszone Shanghai und eine erfolgreiche Prüfung durch die Kulturbehörde. Importe sind weiterhin verboten. Microsoft gründete daher ein Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen Firma BesTV New Media.
Microsofts japanischer Konkurrent Sony hat den Verkauf seiner PlayStation in China für Dezember angekündigt. Der Elektronikriese arbeitet mit der chinesischen Tourismusfirma Oriental Pearl zusammen. Die Marktöffnung ermöglicht den Herstellern den Zugang zu schätzungsweise 500 Millionen potenziellen Kunden. Experten bezweifeln allerdings, dass chinesische Videospielfans die erwarteten hohen Preise zu zahlen bereit sind. Trotz des Importverbots sind im Ausland hergestellte Geräte in China auf dem Schwarzmarkt relativ einfach und günstig zu haben.
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