Der Faktor Deutschland im Alpentourimus
132,6 Millionen Nächtigungen in- und ausländischer Touristen zählte man laut Statistik Austria hierzulande im Vorjahr. Unter den ausländischen Gästen, sowohl im Winter als auch im Sommer, sind die Deutschen in der Tourismusbilanz uneinholbar. Unter den Ausländerankünften machen die Deutschen im heimischen Tourismus fast 50 Prozent aus. Im Juli 2014 schlugen sich die Deutschen mit einem dicken Minus zu Buche, aber noch beunruhigt das niemand in der Branche.
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Laut der Tourismusanalyse Deutschland 2014 und der deutschen Stiftung Zukunftsfragen steht Österreich bei den Auslandsreisezielen der Deutschen (Daten für das Jahr 2013) auf Platz vier hinter den Destinationen Spanien (mit Abstand das beliebteste Reiseland der Deutschen), Italien und der Türkei.
Österreich - der Volkswagen unter den Urlaubszielen
Österreich ist für die Deutschen, so die Tourismusanalyse 2014, so etwas wie eine Volksurlaubsdestination. Man spricht Besser- wie Schlechterverdiener an und hat, auch wenn 79 Prozent der deutschen Urlauber aus „Westdeutschland“ kommen, auch überdurchschnittlich viele Gäste aus dem „Osten“ (bei den Destinationen Spanien und Italien ist der Faktor Ost deutlich geringer). Die „Angebotspalette von der Einsternpension bis zum Fünf-Sterne-Grandhotel“ sei in Österreich groß, womit man viele unterschiedliche Schichten ansprechen könne.
Allerdings: „Fast jeder zweite Besucher der Alpenrepublik war über 55 Jahre alt, wohingegen nur jeder zehnte Tourist unter 35 Jahre war.“ Der Destination Österreich könne der Nachwuchs fehlen, so die Auswertung, „was zum Beispiel im Wintertourismus nicht unproblematisch sein wird“. Andererseits spräche die demografische Entwicklung ohnehin für eine stärkere Konzentration auf ältere Zielgruppen, also treue Stammgäste, die ihrem Ferienziel „treu“ blieben.

APA/Mountain Bike Holidays/Manuel Sulzer
Bei jungen Touristen aus Deutschland hätte Österreich Aufholbedarf
Im Sommer heuer ein Minus bei den Deutschen
Für den ersten Teil der heurigen Sommerbilanz bleibt bei den deutschen Urlaubern im Moment ein Minus: Für den Zeitraum Mai bis Juli beträgt dieses 3,9 Prozent. Blickt man nur auf den Juli, ging die Zahl der Nächtigungen deutscher Gäste gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gar um 11,9 Prozent zurück. Die Statistik Austria führt das auf den späten Ferienbeginn in zehn von 16 deutschen Bundesländern zurück, die erst mit Ende Juli in die Sommerferien gegangen sind. Bleibt abzuwarten, wie die Bilanz am Ende des Sommers aussieht.
Blickt man freilich auf die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, so bewegen sich auch die in Österreich urlaubenden deutschen Gäste hin zum Schnitt von gerade einmal knapp vier Übernachtungen pro Aufenthalt.
Immer kürzere Aufenthalte
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer blieb 2013 gegenüber den beiden Vorjahren mit 3,6 Nächten unverändert. 24,8 Millionen Gäste (bzw. Ankünfte, so die „Währung“ für die Gästezahl in der Tourismusbranche) zählte man in Österreich 2013. Und zählt man in- und ausländische Gäste zusammen, dann bleibt im Moment eine in den letzten Jahren ziemlich konstante durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 3,6 Tagen. Und das stützt den Trend zu immer kürzeren Aufenthalten pro Besuch.
Zuwachs in den Städten
Die Touristen, vor allem jene, die aus dem Ausland anreisen, zieht es zunehmend in die Städte, was auch die bisherige Bilanz zum Sommertourismus deutlich macht. Die stärksten Steigerungszahlen im Zeitraum Mai bis Juni verbucht bei den Nächtigungen Wien, wo man sich um 5,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf rund 3,8 Millionen in den Monaten Mai, Juni und Juli bei den Nächtigungen steigert. Das beliebteste Bundesland im ersten Teil des Sommers war in Österreich mit rund 8,3 Millionen Übernachtungen Tirol.
Insgesamt bleibt bemerkenswert: Winter- und Sommertourismus nähern sich in Österreich, was die Zahl der Nächtigungen betrifft, an. War noch in den 1980er Jahren der Sommertourismus in Sachen Nächtigungen fast doppelt so stark wie der Wintertourismus (78,2 Mio. zu 39,8 Mio. im Jahr 1980), so sagt die Prognose des Instituts für Tourismus- und Freizeitforschung, dass der Sommertourismus gerade einmal eine Million mehr Nächtigungen als der Wintertourismus haben wird.
Wo kommen die künftigen Urlauber her?
Während der Anteil deutscher, niederländischer und auch Schweizer Urlauber über die Jahre betrachtet konstant bleibt (den deutschen Nächtigungen 2006 steht mit 23,2 Mio. mit 24,9 Mio. im Jahr 2013 ein leicht gesteigerter Wert gegenüber), bleibt die Suche nach den Boomländern bei den Nächtigungen der Zukunft.
In der ersten Hälfte dieses Sommers brachten Touristen aus den USA (+11,9 Prozent), Ungarn (+12,2 Prozent) und Polen (+10,6 Prozent) hohe Zuwächse bei den Nächtigungen. Allerdings sind die Pluswerte in diesen Bereichen relativ. Touristen aus den USA rangieren auf Platz acht der heimischen Tourismusbilanz.
Für die gerade im Salzburger Raum optisch stark präsenten Touristen aus dem arabischen Raum kann die Statistik Austria für den ersten Teil des Sommers noch keine Zahlen ausweisen. Allerdings macht ein Blick in die Tourismusbilanz des Vorjahres deutlich, dass Gäste aus diesem Raum auf dem Vormarsch sind.
Gäste aus arabischen Ländern brachten es in Österreich im Vorjahr auf 872.600 Nächtigungen. Das ist die 15. Stelle im Länderranking. 2009 war man noch auf Platz 22. Ende 2014, also in einem Zeitraum von fünf Jahren, werden sich die Nächtigungen aus diesem Raum ziemlich sicher verdreifacht haben.
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