„Zweite Front“ eröffnet
In den Ukraine-Konflikt haben sich nun auch die USA eingeschaltet. Moskau „lenkt“ eine Gegenoffensive der Rebellen in der Ostukraine, teilte das US-Außenministerium am Mittwoch mit. So habe Russland Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Raketenwerfer in die Ukraine geschickt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Außenamtssprecherin Jen Psaki begründete diese Einschätzung unter anderem mit dem Eindringen russischer Soldaten in das Nachbarland. „Dieses Eindringen deutet darauf hin, dass es offenbar eine von Russland gelenkte Gegenoffensive in Donezk und Lugansk gibt.“
Sorge vor Invasion in Mariupol
Die USA seien durch diese Entwicklung „tief beunruhigt“. Psaki warf Moskau zudem vor, „nicht die Wahrheit sagen zu wollen, selbst nachdem russische Soldaten 30 Meilen (48 Kilometer) tief in der Ukraine entdeckt wurden“. Zudem seien russische Soldaten zur Beerdigung zurück in ihr Heimatland gebracht worden.

AP/Sergei Grits
Raketenwerfer prorussischer Separatisten in der Stadt Krasnodon
Dass sich Russland zunehmend auf den Süden der gemeinsamen Landesgrenze mit der Ukraine zu konzentrieren scheint, schürt Befürchtungen vor einer möglichen Invasion der Hafenstadt Mariupol. Das ukrainische Militär hatte bereits die Vermutung geäußert, dass dort eine „zweite Front“ geschaffen werden solle. Prorussische Separatisten wie auch Moskau hatten diese Vorwürfe zurückgewiesen. Die Region Mariupol ist die Landverbindung zwischen Russland und der von Moskau im März einverleibten Halbinsel Krim. Zu Vermutungen über eine mögliche russische Landbrücke zur Krim äußerte sich Psaki nicht.
Russische Fallschirmjäger festgenommen
Kiew wirft Russland seit Monaten vor, die prorussischen Separatisten im Osten des Landes mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. Das wird von Moskau zurückgewiesen. Allerdings wurden am Montag erstmals zehn russische Fallschirmjäger im Osten der Ukraine festgenommen und identifiziert. Am Mittwoch vermeldete die ukrainische Armee, dass eine russische Militärkolonne mit hundert Panzern, Truppentransportern und Grad-Raketenwerfern auf ukrainischem Territorium unterwegs sei. Allerdings konnte der nationale Sicherheitsrat in Kiew diese Angaben am Abend nicht bestätigen.
Luftabwehrsystem bei Separatisten entdeckt
Nach Angaben eines NATO-Diplomaten wurde ein russisches Luftabwehrsystem in den von den Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine entdeckt. Es handle sich um ein SA-22-System, mit dem unter anderem Raketen der Gegenseite auf eine Entfernung von 20 Kilometern abgeschossen werden könnten. Der NATO-Diplomat, der anonym bleiben wollte, wies in Brüssel daraufhin, dass ein ähnliches System, SA-11, für den Absturz eines malaysischen Passagierflugzeuges über der Ostukraine verantwortlich gemacht wird. Dabei wurden Mitte Juli alle 298 Insassen getötet.
Laut ukrainischen Medienberichten soll ein von den ukrainischen Sicherheitskräfte festgenommener russischer Soldat die Lieferung von Militärgütern an die Separatisten gestanden habe. Der 19-Jährige gehöre zu einer Schützenbrigade des russischen Heeres, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf den ukrainischen Geheimdienst SBU.
Moskau weist Vorwürfe zurück
Moskau wies erneut Vorwürfe einer geplanten Annexion der umkämpften Gebiete Donezk und Lugansk zurück. „Wir sind nicht daran interessiert, den ukrainischen Staat zu zerstören“, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Allerdings dürften russische Bürger in der Ostukraine nicht benachteiligt werden. Die Kämpfe im Osten der Ukraine gingen ungeachtet aller Appelle auch am Mittwoch weiter. Sowohl die ukrainische Armee als auch die Aufständischen sprachen von Geländegewinnen.
Donnerstagvormittag hieß es aus ukrainischen Militärkreisen, von Russland unterstützte Separatisten hätten eine strategisch wichtige Anhöhe östlich der umkämpften Stadt Donezk eingenommen. Auch sollen Separatisten mit Unterstützung von russischen Soldaten in Nowoasowsk eingerückt sein. Unabhängige Bestätigungen dazu gibt es nicht.
Links: