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Über acht Millionen Pixel auf dem Schirm

Der Verkauf von TV-Geräten ist zuletzt stark zurückgegangen. Laut Marktanalysen wurden 2013 zwölf Prozent weniger Fernseher abgesetzt als noch im Jahr davor. Um diese Verluste wettzumachen, setzen die Hersteller auf zusätzliche Kaufimpulse. Eine neue Generation hochauflösender Geräte soll die Konsumwünsche der Kunden wecken und das Geschäft wieder in Schwung bringen.

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Der Markt für TV-Geräte gilt als gesättigt. In nahezu jedem Haushalt steht mittlerweile mindestens ein Flachbildfernseher. Im Schnitt wird der Fernseher alle fünf, sechs Jahre durch ein neues Modell ersetzt. Mit regelmäßigen neuen Features versuchen die TV-Hersteller, ihre Kunden zum schnelleren Umstieg auf ein neues Gerät zu bewegen - einmal mehr (Full HD), einmal weniger erfolgreich (3-D). UHD, Curved und OLED gelten als die aktuellen Trends auf dem Fernsehmarkt - doch was verbirgt sich hinter den Technikkürzeln?

Nach Full HD nun UHD

Waren es vor vier Jahren noch Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von einem guten Meter (40 bis 42 Zoll), die am häufigsten gekauft wurden, greifen die Kunden bei der aktuellen Generation der Flachbildfernseher verstärkt zu größeren Dimensionen. Am beliebtesten sind derzeit Größen zwischen 46 und 60 Zoll (1,17 bis 1,52 Meter Bilddiagonale), wie Zugriffszahlen der Preisvergleichsplattform Geizhals.at zeigen. Zwischen 600 und 1.200 Euro lassen sich die Österreicher ihren neuen Fernseher kosten.

Grafik der verschiedenen TV-Auflösungen

ORF.at

Die Bildgrößen der verschiedenen Auflösungen im Vergleich

Mit der Größe der Fernseher wächst auch die Auflösung der Bilder. Galt Full High Definition (Full HD) bisher als Garant für die größtmögliche Auflösung, steht mit Ultra High Definition (UHD) oder 4k nun der nächste große Techniksprung ins Haus. Sämtliche TV-Hersteller setzen auf Fernsehgeräte mit einer viermal so hohen Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) wie bisher bei Full HD und bauen auf die Sport- und Filmbegeisterung ihrer Kunden als Kaufimpuls. UHD bietet mehr Details und mehr Bildschärfe.

Um den Unterschied zwischen UHD und Full HD (mehr Bildpunkte) zu sehen, muss der Betrachter laut Experten entweder ganz nah an den Fernseher rücken oder ein großformatiges TV-Gerät mit einer Bildschirmdiagonale ab 1,5 Meter (60 Zoll) sein Eigen nennen - auf Letzteres hoffen freilich die Hersteller. Die Zahl der UHD-Modelle steigt ständig, die Preise liegen aber noch deutlich über jenen der Full-HD-Fernseher.

Hochrechnen statt echter UHD-Inhalte

Die höhere UHD-Auflösung bringt nur dann mehr Details im Bild zur Geltung, wenn entsprechend hochauflösendes Material zur Verfügung steht. Doch wie so oft bei neuen Technologien fehlen zum Start die passenden Inhalte. Die TV-Hersteller behelfen sich hier mit dem Hochrechnen (Upscaling) von Standard- und Full-HD-Material, um das Bild für UHD zu optimieren - mit dem Ergebnis, dass die hochgerechneten Bilder auf einem UHD-Gerät tatsächlich deutlich schärfer und besser aussehen als auf einem Full-HD-Fernseher.

Echte ultrahochauflösende Bilder sind derzeit Mangelware. Fernsehsender übertragen Filme bestenfalls in Full HD. Die Wiener Staatsoper zählt hier zu den Pionieren. Anfang Mai wurde mit Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ erstmals eine Vorstellung in UHD live im Internet übertragen. Im Herbst sind weitere kostenpflichtige UHD-Livestreams geplant.

Erste UHD-Blu-rays für Ende des Jahres angekündigt

Auch aktuelle Blu-rays sind momentan noch auf Full HD beschränkt. Eine Blu-ray-Variante mit genug Speicherplatz für UHD-Inhalte soll Ende 2014 auf den Markt kommen. Als Zuspielgerät für ultrahochauflösende Inhalte bleibt bisher nur der PC, sofern die Grafikkarte die Auflösung wiedergeben kann. Neben Fotos und vereinzelten Onlinevideos in UHD-Qualität gibt es bereits viele aktuelle Spiele, die den neuen Pixelstandard unterstützen.

Hier gilt es, auf die Anschlüsse zu achten: Um die grafisch anspruchsvollen Games flüssig und in voller Qualität (Bildwiederholrate von 60 Hertz) spielen zu können, muss zusätzlich die passende Schnittstelle (HDMI-2.0- bzw. DisplayPort-Anschluss) an Karte und TV-Gerät vorhanden sein. Für die Foto- und Videowiedergabe reicht der vorherige Standard HDMI 1.4 (Bildwiederholrate von 24 Hertz), mit dem die meisten angebotenen Fernseher derzeit noch arbeiten.

Design im Wohnzimmer: Gebogene Fernseher

Die meisten Geräte, die derzeit gekauft werden, sind LCD-Fernseher mit LED-Hintergrundbeleuchtung (verkürzt auch einfach LED-Fernseher genannt), die reine LCD-Fernseher inzwischen fast ganz abgelöst haben. LEDs erlauben besonders schlanke Designs. Und genau diesen widmen die Hersteller besonders viel Aufmerksamkeit, damit die Fernseher trotz ihrer enormen Abmessungen nicht wuchtig wirken. Neuester Designwurf sind hier gebogene Displays (Curved TVs), die prestigeträchtige Eleganz statt plumpen Look im Wohnzimmer versprechen.

Gebogener UHD-Fernseher

Samsung

Das gewölbte Design eines 65-Zoll-Samsung-Curved-LED-TV

Nur in der Mitte gibt es das beste Bild

Die leichte Wölbung im Bildschirm soll laut den südkoreanischen Herstellern Samsung und LG, die entsprechende Fernseher anbieten, einen stärkeren räumlichen Eindruck und ein plastischeres Bild bieten. Um in den Genuss dieses Bildes zu kommen, muss der Betrachter allerdings recht nah, exakt mittig und alleine vor dem Gerät sitzen.

Wenn etwa beim Fußballschauen mehrere Personen vor dem Fernseher sitzen, verpufft der Effekt, da ein mittiges Betrachten nicht mehr möglich ist. Samsung und LG wollen hier mit flexiblen Fernsehern gegensteuern, deren Bildschirme sich auf Knopfdruck biegen und wieder verflachen lassen. UHD-LEDs mit gebogenem Display gibt es aktuell ab 3.000 Euro (55 Zoll).

Dünn, stromsparend und flexibel: OLEDs

Plasmafernseher haben unterdessen kaum noch eine Bedeutung. Stellten Samsung und LG bis vor kurzem noch Plasmageräte her, haben auch diese beiden Konzerne nun ihren Rückzug aus dem Plasmageschäft angekündigt. Von Pioneer und Panasonic finden sich längst nur noch Restposten auf dem Markt. Lange Zeit standen Plasmas im Wettstreit mit LCDs. Beide Lager boten Vor- und Nachteile, die sich technologisch inzwischen weitgehend angeglichen haben. Die massenhafte günstige Produktion von LCDs hat die konkurrierende Plasmatechnologie inzwischen jedoch nahezu verdrängt.

Samsung an Marktspitze

Laut GfK und der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap führt Samsung den europäischen Markt für Flachbildfernseher mit 38 Prozent Marktanteil an, gefolgt von LG mit 16,6 Prozent. Zusammen kommen die beiden südkoreanischen Unternehmen damit auf einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Stattdessen gelten Bildschirme aus organischen Leuchtdioden (OLED) als der nächste große Knüller im TV-Bereich. OLEDs sind dünner und flexibler als die aktuell eingesetzte LCD-Technologie und punkten mit einem niedrigen Energieverbrauch und geringem Gewicht. Schon jetzt kommen sie bei Handys und Digitalkameras als Display zum Einsatz. Von den Herstellern zum idealen Ersatz für die Plasmatechnologie erklärt, werden in regelmäßigen Abständen auch großformatige OLED-Prototypen auf internationalen Messen gezeigt.

Warten auf die OLED-Revolution

Hier sind es wiederum vor allem die Südkoreaner, die einander ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Technikführerschaft liefern. Erste Geräte sind zwar bereits im Handel erhältlich, doch neben dem hohen Preis ab 4.500 Euro (55 Zoll) schreckt die technische Ausstattung mit „nur“ Full-HD-Auflösung ab. OLEDs mit UHD werden nicht angeboten. Hintergrund sind Probleme bei der günstigen Massenfertigung. Was bei kleinen OLED-Displays schon gut funktioniert, scheint momentan an großen Dimensionen noch zu scheitern. Für die Kunden heißt es hier weiter warten, bis ein neues Herstellungsverfahren den Durchbruch bringt.

Kaufen oder warten?

Wer den Kauf eines neuen, größeren Fernsehers überlegt, ist derzeit mit einem LED-Fernseher mit Full-HD-Auflösung noch gut beraten. Hier gibt es nach wie vor das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Leistungsdaten der neuen UHD-TV-Generation sind zwar technisch beeindruckend, doch fehlende Inhalte trüben das Pixelvergnügen noch. Zudem erwarten Branchenexperten noch in diesem Jahr einen großen Preisverfall bei UHD-Geräten, wie das taiwanesische Branchenportal DigiTimes berichtet. Allerdings funktioniert das Upscaling niedriger aufgelöster Bilder recht gut, aktuelle Blu-rays schauen durchwegs besser aus als auf einem Full-HD-Gerät.

Darf’s noch ein bisserl mehr sein?

Solvente Technikvorreiter können sich aber ohnehin schon für die nächste Bildrevolution in Stellung bringen: Die Olympischen Spiele 2020 im Tokio verdoppeln die Anzahl der Pixel nochmals. Die Spiele sollen laut Ankündigung des japanischen Fernsehsenders NHK in 8k-Qualität aufgezeichnet werden. Experten rechnen damit, dass mit der 8k-Auflösung (7.680 x 4.320 Pixel) langsam das Ende des Pixel-Wettrüstens erreicht ist.

Beate Macura, ORF.at

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