Themenüberblick

Politische Karriere in die Wiege gelegt

Schon seit seinem Antreten als ÖVP-Vorsitzender nach dem krankheitsbedingten plötzlichen Abgang von Josef Pröll war Michael Spindelegger in Abwehrhaltung: Die vielen widerstrebenden Bünde- und Länderinteressen in der Volkspartei machten ihm von Anfang an das Leben als Parteichef schwer. Nach drei Jahren warf er nun das Handtuch.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Spindelegger war in den vergangenen Jahren ein Getriebener, denn alle Teile der ÖVP wollten ihre Interessen umgesetzt wissen. Die aus Spargründen gestrichene, auf Druck der Länder aber vor der letzten Nationalratswahl doch wieder ins Regierungsprogramm aufgenommene Anhebung der Familienbeihilfe war nur ein Beleg dafür, die ÖVP-interne Steuerdebatte der letzten Tage der Schlusspunkt für Spindelegger. Auch dem Bauernbund, dem Wirtschaftsbund und den ÖVP-Frauen konnte er es als Parteichef meist nicht recht machen.

Karrierestationen zuverlässig abgehakt

Spindeleggers politische Karriere begann nach seinem mit Doktorat abgeschlossenen Jusstudium als Bediensteter des Landes Niederösterreich - und so richtig 1987, als der Reserveoffizier und Cartellbruder ins Kabinett des damaligen Verteidigungsministers Robert Lichal wechselte. 1992 wurde es erstmals etwas mit einem Mandat im Parlament, allerdings vorläufig nur im Bundesrat, nebenbei verdingte sich Spindelegger in der Giro-Credit.

Kurz vor Weihnachten 1993 gab es das Ticket in den Nationalrat, aus dem er bis zu seinem Antritt als Außenminister im Jahr 2008 nicht mehr ausschied - mit Ausnahme eines einjährigen Sprungs ins Europaparlament, wo er zur ersten Garde der österreichischen EU-Abgeordneten gehörte. Seine politische Heimat ist jedoch der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB, wo schon sein Vater tätig war, der zudem auch Bürgermeister von Spindeleggers Heimatort Hinterbrühl war und es bis zum Nationalratsabgeordneten brachte.

An großen Plänen gescheitert

Dem ÖAAB diente Spindelegger ab 1991 als stellvertretender Obmann, 1998 übernahm er die niederösterreichische Organisation. 2006 schickte ihn der ÖAAB als Kandidaten für den Posten des Zweiten Nationalratspräsidenten ins Rennen. Spindelegger setzte sich dabei gegen die spätere Regierungskollegin Maria Fekter durch - vielleicht der Grundstein für kolportierte persönliche Antipathien zwischen den beiden bis hin zur Übernahme des Finanzministeriums von Fekter nach der letzten Wahl.

Vor dem Finanzministerium leitete Spindelegger das Außenministerium. In dieser Position wurde er nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Josef Pröll 2011 zum Parteiobmann gekürt. Er startete, wie alle Vorgänger, mit großen Plänen. 2013 werde das „Jahr der ÖVP“, verkündete Spindelegger noch vor der letzten Nationalratswahl seine Lust auf das Kanzleramt, nur um wieder Vize zu werden - was wiederum den Kritikern weiteren Auftrieb gab.

Auch Privatleben Anlass für politische Kritik

Auch Spindeleggers Privatleben war Anlass für politische Debatten. Im Wahlkampf 2013 etwa hatte er eine Überprüfung der Einkommen von Gemeindebaubewohnern und höhere Mieten für Besserverdiener gefordert. Wenig später wurde bekannt, dass Spindelegger selbst zehn Jahre lang in Hinterbrühl in einer Gemeindebauwohnung lebte. Er habe nach acht Jahren freiwillig mehr bezahlt, betonte er. Für weitere Kritik sorgte die Position seiner Ehefrau Margit als hochrangige Mitarbeiterin des EU-Rechnungshofes.

Spindelegger wurde am 21. Dezember 1959 in Mödling geboren. Mit seiner Frau Margit hat er zwei Söhne. Vor allem dem älteren, Matthias, wurden in den Medien ebenfalls politische Ambitionen nach dem Muster von Vater und Großvater nachgesagt. Er war auch im letzten Wahlkampf immer wieder an der Seite seines Vaters im Einsatz. Ob er nun, nach dessen Rückzug von allen Ämtern, noch Lust darauf hat, bleibt abzuwarten.

Links: