Behörden beruhigen
Nach mehreren kleineren Erschütterungen hat den isländischen Vulkan Bardarbunga nun ein schweres Erdbeben, das örtliche Geophysiker am Sonntag auf die Stärke 5,3 einstuften, erschüttert. Die Behörden setzten die Alarmstufe kurz auf die höchste Warnstufe Rot und verhängten währenddessen in einem großen Radius um den größten Vulkan Islands ein Flugverbot.
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Später senkten die isländischen Behörden die Alarmstufe überraschend wieder auf die zweithöchste Stufe Orange und hoben die Flugverbote wieder auf. Der Warndienst räumte aber ein, dass die Erdbebentätigkeit in der Region um den Vulkan Bardarbunga auf einer Länge von 30 Kilometern weiter intensiv sei. Ein Vulkanausbruch in nächster Zeit sei daher weiterhin nicht ausgeschlossen. Alarmstufe Rot bedeutet, dass ein Ausbruch des Vulkans bevorsteht oder schon begonnen hat und dass der Vulkan eine große Menge Asche ausstoßen könnte.
Bereits 2010 hatte ein Ausbruch des weit kleineren isländischen Gletschervulkans Eyjafjallajökull den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt. Die Maßnahme war damals auch auf erbitterte Kritik der Fluglinien gestoßen, die dadurch Milliardenverluste erlitten. Unmittelbar nach der Ausrufung von Alarmstufe Rot hatte die Bardarbunga (Bardars Erhebung, benannt nach dem Wikinger-Siedlervater Bardur) erstmals Lava ausgestoßen. Nach nunmehriger Darstellung der isländischen Behörden handelte es sich dabei jedoch um einen irregulären Ausbruch.
200 Touristen aus gefährdetem Gebiet geleitet
Die Bardarbunga ist seit einer Woche aktiv. Am Montag letzter Woche war ein Erdstoß der Stärke 4,5 gemessen und die Warnstufe für den Flugverkehr auf Orange angehoben worden. Vorerst beruhigten Wissenschaftler jedoch: Die Eisdecke des Gletschers sei nicht zum Schmelzen gebracht worden, sagte Theodor Hervasson, der für die Warnhinweise des isländischen Wetterdienstes verantwortlich ist. Auch die Polizei sprach von einer „kleineren Eruption“.

Reuters
Straßensperre am Fuß der Bardarbunga
Die Bewohner in der Region wurden aber zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Sie wurden aufgefordert, die Nachrichten zu verfolgen und ihre Mobiltelefone eingeschaltet zu lassen. Ihre Häuser mussten sie aber nicht verlassen. Allerdings wurden am Samstag rund 200 Touristen aus der Gegend eskortiert. Auf der Spitze der Bardarbunga befindet sich der Vatnajökull-Gletscher. Die Region ist wegen dieses Gletschers - des größten auf Island - bei Touristen sehr beliebt.
„Großer Ausbruch nicht auszuschließen“
Auf Island sind gut 30 Vulkane aktiv. Die Insel mit ihren rund 317.000 Bewohnern erlebt im Durchschnitt alle fünf Jahre einen Vulkanausbruch.
Die unmittelbare Gefahr durch einen Ausbruch der Bardarbunga für die isländische Bevölkerung ist als gering einzustufen. Die von Vulkanen ausgestoßene Asche bleibt jedoch über Wochen in der Atmosphäre, kann sich je nach Wetterlage über ganz Europa verbreiten und laut Experten in Flugzeugtriebwerken großen Schaden, der bis zum Ausfall der Turbinen führen kann, anrichten. Im Frühjahr 2010 wurden wegen der Eruption des Eyjafjallajökull mehr als 100.000 Flüge gestrichen. Mehr als acht Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest.
Nun wollte Behördenvertreterin Kristin Jonsdottir „nicht ausschließen, dass dies ein großer Ausbruch sein könnte“. Die europäische Flugsicherung Eurocontrol teilte mit, nach einem größeren Ausbruch werde das Beratungszentrum für Vulkanasche in London Vorhersagen über die Aschekonzentration in der Atmosphäre machen. Daraufhin dürften die Behörden für die zivile Luftfahrt Hinweise herausgeben. Eine Änderung von Flugplänen und -routen liege aber in der Verantwortung der Fluggesellschaften.
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