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Offensive gegen IS geht weiter

Mit Unterstützung der US-Luftwaffe haben die kurdischen Milizen im Nordirak zum Gegenschlag ausgeholt, um den größten Staudamm des Landes von Kämpfern der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) zurückzuerobern. Sonntagfrüh (5.00 Uhr Ortszeit, 4.00 Uhr MESZ) begann eine neue Offensive, wie kurdische Quellen der BBC berichteten.

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Vonseiten dieser Quellen heißt es auch, dass die kurdischen Streitkräfte im Kampf um die Rückeroberung des Staudamms nahe Mossul von der IS nennenswerte Fortschritte erzielten. Die Hälfte des Staudamms am Tigris sei bereits eingenommen, sagte der kurdische Generalleutnant Abdulrahman Korini von der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) der Nachrichtenagentur AFP. Bereits vor dem Start der neuen Offensive waren Erfolge gemeldet worden. So sei der östliche Teil des Staudamms bereits am Samstag eingenommen worden, erklärte Korini.

USA mit Kampfjets und Drohnen im Einsatz

Bei den Kämpfen um den Staudamm nördlich der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul seien mehrere Dschihadisten getötet worden, so Korini. Der weitere Vorstoß galt Korini zufolge der von den IS-Milizen kontrollierten Ortschaft Tal Kayf etwa hundert Kilometer östlich des Staudamms. Der Weg dorthin sei allerdings mit Sprengfallen der dschihadistischen Kämpfer gespickt. Dadurch verlangsame sich die Offensive.

Die am Samstagmorgen gestartete Bodenoffensive der kurdischen Peschmerga-Milizen erfolge mit Hilfe der US-Luftwaffe. Die US-Armee sprach von allein neun Luftangriffen am Samstag. Nach Angaben des US-Militärkommandos CENTCOM zerstörten US-Kampfjets und Drohnen mehrere gepanzerte Truppentransporter, mit Waffen beladene Fahrzeuge und Geländewagen.

Damm seit zehn Tagen von IS kontrolliert

Die Dschihadisten hatten den Staudamm am 7. August erobert und damit die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Landesteile erlangt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt. Die Extremisten gehen mit äußerster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie der Jesiden.

Am Freitag sollen die radikal-sunnitischen IS-Kämpfer in dem nordirakischen Dorf Kotscho Dutzende Zivilisten hingerichtet haben, unter ihnen vor allem Jesiden. Einem Regierungsvertreter zufolge stürmte ein Konvoi mit bewaffneten Dschihadisten das Dorf und richtete ein „Massaker“ mit rund 80 Toten an. Ein Kurden-Vertreter sprach von mindestens 81 Toten, zudem hätten die Angreifer mehrere Frauen verschleppt.

Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen und Augenzeugen sollen die IS-Kämpfer die Menschen in der Region Ninive, wo auch das angegriffene Dorf liegt, vielfach aufgefordert haben, zu konvertieren oder zu fliehen. Viele von denen, die sich gegen beides geweigert haben, wurden demnach gewaltsam angegriffen.

Militante Kurden bilden Jesiden aus

Indes wurde bekannt, dass militante Kurden Hunderte Jesiden zum Kampf gegen die IS ausgebildet haben. Die kurdische Miliz YPG teilte am Sonntag mit, in Syrien befänden sich mehrere Trainingslager für Mitglieder der religiösen Minderheit, die im benachbarten Irak von IS-Kämpfern verfolgt wird.

Ein Reuters-Fotograf, der eines der Lager unweit der Grenze zum Irak besuchte, sah mehr als 50 Jesiden, die darin geschult wurden, Sturmgewehre und Granaten zu handhaben. In den vergangenen Tagen seien bereits mehrere hundert Jesiden ausgebildet worden, erklärte der YPG-Sprecher. Es meldeten sich immer mehr Freiwillige. Die YPG sind eine bewaffnete Gruppe, die mehrere Gebiete im Norden des Bürgerkriegslands Syrien unter ihrer Kontrolle hat.

Deutsche Hilfslieferung komplett angekommen

Unterdessen sind die Hilfslieferungen aus Deutschland vollständig im Nordirak angekommen. „Alle 36 Tonnen sind da“, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Sonntag in Berlin. Die deutsche Bundeswehr hatte am Freitag fünf Flugzeuge vom Typ Transall mit Lebensmitteln, Decken und Medikamenten an Bord auf den Weg geschickt. Weitere Hilfsflüge sind geplant. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte bei der Verabschiedung der Transall am Freitag gesagt, dass „das nur der Anfang“ sei.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hielt sich am Samstag zu einem Besuch im Irak auf und sicherte den Menschen in dem Krisenland Unterstützung zu. Im Gespräch mit „Bild am Sonntag“ („BamS“) lehnte Steinmeier unterdessen einen eigenständigen Kurden-Staat im Nordirak ab. Dieser würde „die Region weiter destabilisieren und neue Spannungen hervorrufen“, sagte er. Er setze daher auf die Stabilisierung des Landes und dabei auf den designierten Haider al-Abadi.

Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak schloss Steinmeier im Gespräch mit den „Tagesthemen“ der ARD am Samstagabend nicht mehr gänzlich aus. Es gebe „keine risikofreien Entscheidungen“, sagte er. Deutschland müsse bei seiner Unterstützung „bis an die Grenze des rechtlich und politisch Möglichen gehen“. Langfristig müsse es aber eine politische Lösung für den Irak-Konflikt geben.

Cameron sieht Großbritannien durch IS direkt bedroht

Unterdessen sieht der britische Premier David Cameron in den Kämpfern der IS eine direkte Gefahr für sein Land. „Wenn wir den Vormarsch dieser außerordentlich gefährlichen Terrorbewegung nicht stoppen, wird sie nur stärker, bis sie uns auf den Straßen Großbritanniens angreifen kann“, wurde Cameron in der Zeitung „The Sunday Telegraph“ zitiert.

Sicherheit vor den IS-Kämpfern könne es nur geben, wenn Großbritannien alle Möglichkeiten von „Hilfen, Diplomatie und militärischen Fähigkeiten“ einsetze. Zugleich schloss Cameron die Entsendung britischer Truppen in die IS-Gebiete im Irak aus. Der britische Premierminister forderte einen langfristigen Plan bei der Bekämpfung der IS-Miliz. Dazu müsse Großbritannien mit Ländern wie Saudi-Arabien, Katar, Ägypten, der Türkei „und vielleicht sogar dem Iran“ zusammenarbeiten.

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