Brutale Gewalt gegen rebellierende Clans
Dschihadistische Kämpfer des Terrorgruppe Islamischen Staats (IS) haben nach Angaben von Aktivisten in Syrien innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mitteilte, hatte der im Osten Syriens siedelnde Stamm der al-Schaitat versucht, sich gegen die sunnitischen Dschihadisten zu erheben.
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Unter den Toten sind den Angaben zufolge 100 bewaffnete Kämpfer. Bei den übrigen Todesopfern handelt es sich demnach um Zivilisten. Die Menschen seien in mehreren Dörfern der Provinz Deir Essor getötet worden, die größtenteils von IS kontrolliert wird. Verlässliche Quellen hätten berichtet, viele Menschen seien durch Enthaupten getötet worden. Der Konflikt mit der IS-Miliz entbrannte, als die Extremisten im Juli zwei Ölfelder besetzten.
Aufruf an andere Stämme
Die Gruppierung, die unter anderem mit großer Brutalität gegen Minderheiten vorgeht, hatte das Gebiet dem von ihr Ende Juni proklamierten „Kalifat“ eingegliedert, das Teile Syriens und des Irak umfasst. Al-Schaitat gehören etwa 70.000 Mitglieder an. Ihr Anführer hatte andere Stammesgruppen aufgerufen, sich dem Kampf gegen IS anzuschließen.
Die IS-Kämpfer waren erstmals im Frühling 2013 im syrischen Bürgerkrieg aufgetreten. Rebellengruppen hatten sie zunächst als Verbündete im Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad begrüßt, sich später aber mit den Dschihadisten überworfen.
Kampf um Marea mit Rebellen
Schwere Gefechte gab es am Samstag in Marea, der nördlichen Hochburg syrischer Rebellen. Diese wehrten sich mit Waffengewalt gegen die vorrückenden Dschihadisten. Rings um die Ortschaft habe es schwere Gefechte zwischen den Aufständischen und IS-Kämpfern gegeben, teilte die den Rebellen nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Ein Sprecher des „Revolutionsrats“ von Marea sagte, die Islamische Front habe wegen des wachsenden militärischen Drucks auf ihre Bastion zusätzliche Kämpfer und Waffen herbeigeschafft, um die Dschihadisten zurückzuschlagen. Das Bündnis der Islamischen Front gilt als wichtigste Rebellengruppierung in Syrien, die zugleich gegen Präsident Assad und die mit ihm verfeindeten Dschihadisten kämpft.
„Eine der wichtigsten Schlachten“
Sollten Marea und die ebenfalls belagerte Rebellenhochburg Asas in die Hände der IS fallen, wäre das ein herber Rückschlag für die Aufständischen. Der Kampf um Marea sei daher „eine der wichtigsten Schlachten überhaupt“ gegen die Dschihadisten, sagte der Sprecher des „Revolutionsrats“, Abu Omar, der Nachrichtenagentur AFP. Eine Niederlage komme „nicht infrage“.
Im syrischen Bürgerkrieg, der im März 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad begann, wurden Schätzungen zufolge schon mehr als 170.000 Menschen getötet. Mehrere Millionen Konfliktopfer wurden aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und sind auf der Flucht.
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