„Wir sind Mike Brown!“
Wegen anhaltender Unruhen nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen schwarzen Teenager hat der US-Bundesstaat Missouri den Notstand und eine nächtliche Ausgangssperre über die Kleinstadt Ferguson verhängt. Doch die Demonstranten ignorierten die Ausgangssperre weitgehend und setzten ihre Proteste fort.
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Um die 200 Demonstranten belagerten auch nach Beginn der Ausgangssperre um Mitternacht (Ortszeit) jene Straßenzüge, wo der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem Polizisten erschossen worden war, berichtete die BBC. Schwer bewaffnete Polizisten in Kampfmontur schleuderten Rauchbomben in die Menge, um sie auseinander zu treiben, und bewegten sich langsam auf die Demonstranten zu. Die Lage eskalierte.
Die von CNN übertragenen Fernsehbilder von dem Einsatz sahen dramatisch aus. Laut dem CNN-Bericht kam auch Tränengas zum Einsatz, nachdem offenbar ein Polizeiauto mit einer Waffe beschossen wurde. Mehrere Personen wurden festgenommen, ein Demonstrant wurde von einer bewaffneten Person verletzt - die näheren Umstände sind noch nicht bekannt. Wie die „New York Times“ („NYT“) berichtete, riefen die Protestierenden: „Wir sind Mike Brown! Wir haben das Recht, uns friedlich zu versammeln.“
„Die ganze Welt schaut auf Ferguson“
Um Mitternacht war die Ausgangssperre in Kraft getreten, die der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, angeordnet hatte. Sie war bis 5.00 Uhr (Ortszeit, 12.00 Uhr MESZ) in Kraft. Der Staat werde es nicht erlauben, dass „eine Handvoll Plünderer“ die Gemeinschaft gefährde, begründete Nixon seine Entscheidung. Es müsse Ruhe einkehren, damit es zu Gerechtigkeit kommt.
Die ganze Welt sehe auf Ferguson, so Nixon. „Das ist der Test, ob eine Gemeinschaft, diese Gemeinschaft, den Kreislauf aus Angst, Misstrauen und Gewalt brechen und ihn durch Frieden, Stärke und letztendlich Gerechtigkeit ersetzen kann.“

AP/Charlie Riedel
Die erhobenen Hände sind mittlerweile zum Symbol der Proteste geworden
Nach dem tödlichen Vorfall vom 9. August hatte es in Ferguson tagelang Zusammenstöße zwischen Demonstranten und schwer bewaffneten Polizisten gegeben. Nach fünf Tagen wurden die örtlichen Polizeikräfte abgezogen und die Polizei des Bundesstaates - angeführt von einem schwarzen Beamten - übernahm die Verantwortung für die Sicherheit in Ferguson.
Polizist floh noch vor Namensveröffentlichung
Eine Woche nach der Tötung des unbewaffneten 18-Jährigen war es in dem mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Vorort von St. Louis erneut zu Ausschreitungen gekommen. Nachdem die Polizei das Todesopfer des Ladendiebstahls bezichtigte, zogen in der Nacht zum Samstag Randalierer durch die Straßen der Stadt und plünderten Geschäfte. Der 28-jährige weiße Polizist Darren Wilson, der nach offiziellen Angaben Brown erschoss, floh aus seinem Haus. Nachbarn sagten der Zeitung „Washington Post“, er habe Angst bekommen und sei kurz vor der Veröffentlichung seines Namens geflohen.
Polizei: Brown stahl Zigarrenpackung
Am Freitag hatte die Polizei von Ferguson zudem mitgeteilt, Brown habe eine Packung Zigarren im Wert von 49 Dollar (rund 37 Euro) gestohlen, kurz bevor er getötet wurde. Die Polizei veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, auf denen ein großer, muskulöser Schwarzer zu sehen ist, der einen Ladenmitarbeiter am T-Shirt packt und schubst. Der Mann trägt die gleiche Kleidung wie Brown.
Browns Eltern reagierten empört. Sie warfen der Polizei vor, ihren Sohn, der keine kriminelle Vergangenheit habe, in ein schlechtes Licht zu rücken. Keiner der vorgelegten Fakten könne „die hinrichtungsartige Tötung ihres Kindes durch einen Polizisten rechtfertigen, während er die Hände hoch hielt, was weltweit das Zeichen des Sich-Ergebens ist“, erklärten die Anwälte der Familie. Die erhobene Hände wurden inzwischen zum Symbol der Proteste.
„Angehalten, weil er auf der Straße lief“
Später sagte Fergusons Polizeichef Thomas Jackson, der erste Kontakt zwischen dem Polizisten und Brown habe „nicht mit dem Diebstahl“ zusammengehangen. Vielmehr habe der Polizist Brown angehalten, „weil er auf der Straße lief und den Verkehr aufhielt, das wars“.
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