Wirtschaft auch auf Kanaren in der Krise
Ein Ölteppich hat Mitte Juli nicht nur einen Küstenstreifen auf der spanischen Ferieninsel Gran Canaria verseucht - für die Gegner der nun von der spanischen Regierung genehmigten Probebohrungen war dies nicht zuletzt auch ein deutliches Zeichen für die drohenden Umweltweltgefahren.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Nach Berichten der Lokalpresse verschmutzte schwarzer Ölschlamm in der Gegend von Agüimes im Osten der Insel einen felsigen Küstenabschnitt auf etwa einem Kilometer. Rund 100 freiwillige Helfer waren im Einsatz, um die Küste zu säubern. Der Ölteppich war zuvor in einem Seegebiet des Atlantiks erstmals gesichtet worden. Woher der Ölschlamm kam, ist bis heute nicht bekannt. Spekulationen zufolge hatte die Besatzung eines Schiffs nach dem Reinigen von Tanks das Öl einfach ins Meer geleitet.

Reuters/Borja Suarez
Erst im Juli sorgte ein Ölteppich auf Gran Canaria für Schlagzeilen
Der Regierungschef der Kanaren Paulino Rivero äußerte sich damals mit Blick auf die geplanten Bohrungen des Mineralölkonzerns Repsol besorgt über die Folgen für den Tourismus. „Schon ein kleiner Ölteppich wie dieser kann unsere Zukunft ruinieren.“
Seit Monaten heftiger Widerstand
Neben der Regionalregierung laufen auch etliche Umweltorganisationen seit Monaten gegen die Repsol-Pläne Sturm. Von über 200.000 wurde etwa die an die Präsidenten des Europäischen Parlaments, der Europäischen Kommission und der spanischen Regierung gerichtete Onlinepetition Savecanarias.org unterzeichnet. Die Petition hebt vor allem die einzigartige Natur auf den Inseln westlich von Zentralafrika hervor: Die Inselgruppe beherberge auf einer Fläche von 7.000 Quadratkilometern mehr als 19.000 Tier- und Pflanzenarten, 5.000 davon seien einzigartig auf dem Planeten.
Die Gegner fürchten vor allem die Zerstörung der Umwelt durch einen möglichen Unfall. 2010 hatte im Golf von Mexiko eine Explosion auf der Plattform „Deepwater Horizon“ große Teile der US-Golfküste verschmutzt. Es war die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA.
Die prominenteste Stimme der Kritiker ist die Mutter des Oscar-Preisträgers Javier Bardem, die Schauspielerin Pilar Bardem. Sie sieht in dem Projekt eine ernsthafte Gefahr für die Natur der Inseln, ihre Wirtschaft, ihr Trinkwasser und den Tourismus. Auch die Regionalregierung der Kanaren hat sich dem Protest gegen das Projekt bereits vor Monaten angeschlossen. Die Kanaren sind stark von ihren sauberen Stränden abhängig: Rund zehn Millionen Touristen kamen im Jahr 2012 auf die Inseln.
35 Prozent Arbeitslose
Befürworter argumentieren mit den wirtschaftlichen Impulsen, die eine Rohstoffförderung vor der Küste den Inseln bringen könnte. Einen wirtschaftlichen Aufschwung könnte die Inselgruppe jedenfalls gut gebrauchen: Die Arbeitslosigkeit liegt mit 35 Prozent noch höher als auf dem spanischen Festland. Spaniens Industrieminister Jose Manuel Soria, der selbst von Gran Canaria stammt, befürwortet die Erkundung. Das Ölprojekt werde „eine weitere wirtschaftliche Aktivität“ in die Region bringen.
Auch energiepolitisch wären größere Erdölvorräte um die Kanaren interessant: Ein Repsol-Sprecher sagte, Spanien sei das europäische Land mit der größten Abhängigkeit von ausländischen Öl- und Gasimporten. „Welches Land würde nicht wissen wollen, welche natürlichen Ressourcen es hat?“ Sollten tatsächlich 900 Millionen Barrel Öl unter dem Meeresboden schlummern, könnten diese auf zwanzig Jahre zehn Prozent des spanischen Energiebedarfs decken.
Links: