Familie aus Inselstaat Tuvalu
Erstmals hat Neuseeland bei dem Antrag einer Familie auf Bleiberecht den Klimawandel als Gefahr berücksichtigt. Sigeo Alesana, seine Frau und die beiden Kinder im Alter von fünf und drei Jahren aus dem Pazifikinselstaat Tuvalu dürfen in Neuseeland bleiben, wie ihre Anwältin Carole Curtis am Montag berichtete.
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Die Kinder seien wegen ihres Alters besonders stark durch Naturdesaster und Folgen des Klimawandels gefährdet, urteilte das Einwanderungstribunal. Außerdem lebe bereits die gesamte Verwandtschaft der Familie in Neuseeland.
Eine Familie aus Kiribati war 2013 nicht als Klimaflüchtlinge anerkannt worden. Ioane Teitiota wollte unter Berufung auf die UNO-Flüchtlingskonvention gegen die Ablehnung seines Flüchtlingsantrags durch ein Einwanderungstribunal vorgehen.
Schlechte Lage in Kiribati
Die Konvention biete Personen Schutz, die etwa aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität oder Überzeugung verfolgt würden. „Jemand, der ein besseres Leben sucht, indem er den empfundenen Folgen des Klimawandels entflieht, ist nicht eine Person, (...) auf die die Konvention zutrifft“, hielt Richter John Priestley in dem damals veröffentlichten Urteil noch fest. Das wirtschaftliche Umfeld sei in Kiribati womöglich weniger attraktiv als in Neuseeland. „Aber der Antragsteller wäre bei einer Rückkehr individuell keiner Verfolgung ausgesetzt.“
Teitiotas Anwalt Michael Kidd argumentierte, Teitiota und seine Frau fürchteten um die Gesundheit ihrer drei Kinder, wenn sie nach Kiribati zurückkehren müssten. Die tief liegenden Inseln sind durch Erosion infolge starker Stürme gefährdet. Salzwasser dringt in die Brunnen ein. Der Mann war mit einem befristeten Arbeitsvisum nach Neuseeland gekommen, nach dessen Ablauf aber nicht zurückgekehrt.
Kiribati besteht aus rund 30 Korallenatollen nahe dem Äquator, die zum Teil nur wenige Meter aus dem Wasser ragen. Die Regierung des Inselstaats denkt wegen der Gefahren durch den Klimawandel bereits sei längerem darüber nach, wie die Bevölkerung im Ernstfall umgesiedelt werden könnte. Sie erwägt dabei auch die Aufschüttung künstlicher Inseln.
Warnung vor steigendem Meeresspiegel
Mehrere Pazifikstaaten riefen vorige Woche zu raschen Maßnahmen gegen den Klimawandel, da viele von ihnen andernfalls wegen des steigenden Meeresspiegels verschwinden könnten. Es gebe keine Entschuldigung dafür, das Problem nicht anzupacken, erklärten die 15 Mitglieder des Pazifischen Inselforums vorige Woche zum Abschluss ihrer jährlichen Tagung in Palau. „Wir alle kennen die Ursachen des Klimawandels und wir kennen die Lösungen“, sagte der Regierungschef des Inselstaates Samoa, Sailele Malielegaoi, vor Journalisten.
Die Inselstaaten im Pazifik, einige von ihnen liegen gerade einmal einen Meter über dem Meeresspiegel, stünden an vorderster Front beim Problem des Klimawandels, sagte Malielegaoi. Für die Einwohner dort gehe es ums Überleben. „Viele unserer Staaten werden im Meer verschwinden, wenn der Klimawandel anhält.“ Zu dem Forum gehören neben Australien und Neuseeland unter anderem Papua-Neuguinea, die Salomonen, die Marshallinseln und die Cookinseln.
200 Mio. Klimaflüchtlinge möglich
Die deutsche Regierung warnt ebenfalls bereits vor katastrophalen Folgen der Erderwärmung. Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller sagte der „Rheinischen Post“ (Samstag-Ausgabe), die wichtigsten sieben Industriestaaten müssten sich auf verbindliche Klimaschutzziele verständigen. „Wenn wir das Zweigrad-ziel nicht erreichen, müssen wir mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen, weil sich beispielsweise in Afrika Dürrezonen ausbreiten und Hitzeperioden ungeahnten Ausmaßes entstehen“, so der CSU-Politiker.
Die Erderwärmung soll auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit gehalten werden. Die Folgen eines solchen Anstiegs - Wirbelstürme, Überschwemmungen und Dürren - gelten als gerade noch beherrschbar. Das rasante Wachstum in China und anderen asiatischen Ländern, das mit einem stärkerem Ausstoß von Treibhausgasen einhergeht, gefährdet Forschern zufolge das Ziel aber.
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