„Eine der großen Frauenpersönlichkeiten“
Der Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hat am Samstag quer durch die politischen Parteien tiefe Betroffenheit hervorgerufen. Bundespräsident Heinz Fischer zeigte sich erschüttert. „Die Nachricht erfüllt uns mit tiefster Traurigkeit“, wurde Fischer am Samstagabend in einer Aussendung der Präsidentschaftskanzlei zitiert.
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„Barbara Prammer war eine der großen Frauenpersönlichkeiten im öffentlichen Leben unseres Landes und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und geschätzt. Sie war eine engagierte und unbestrittene Präsidentin des österreichischen Nationalrats, eine führende Sozialdemokratin und eine absolut integre Politikerin, der ich mich auch persönlich sehr verbunden fühlte“, so der Bundespräsident.
Bundeskanzler Werner Fayman (SPÖ) erklärte: „Ihr früher Tod hinterlässt große Betroffenheit und Trauer.“ Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) sagte: „Die österreichische Politik verliert eine starke Persönlichkeit“. „Barbara Prammer war eine bedeutende Sozialdemokratin, engagierte Frauenpolitikerin, große Demokratin und seit 2006 eine hervorragende Nationalratspräsidentin“, so Faymann laut Aussendung in einer ersten Stellungnahme.
Kämpferin für die Gleichstellung der Frauen
„Sie sah sich selbst als Kind der Kreisky-Zeit und hat nie aufgehört, an eine Zukunft zu glauben, in der soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zur Selbstverständlichkeit geworden sind.“ Als Kämpferin für die Gleichstellung der Frauen habe sie die Gesellschaft ebenso geprägt wie mit ihrem Engagement, junge Menschen für Demokratie und politische Mitsprache zu begeistern.
„Ganz besonders stark war ihr Eintreten für ein Miteinander in der Gesellschaft, gegen Verhetzung, Rassismus und Antisemitismus. Barbara Prammer war es ein großes Anliegen, dass die Gräuel des Nationalsozialismus, auch und besonders von jungen Menschen, nicht vergessen werden“, so der Bundeskanzler.
Spindelegger lobt sachpolitische Arbeit
„Zeit ihrer politischen Laufbahn hat Barbara Prammer in verschiedenen Funktionen auf Landes- und Bundesebene gewirkt, in denen sie lösungs- und konsensorientiert für die Menschen in diesem Land gearbeitet hat“, so Spindelegger. Prammer sei „über die Parteigrenzen hinweg für ihre Arbeit wertgeschätzt worden“.
Der ÖVP-Bundesparteiobmann unterstrich: „Barbara Prammer hat stets klare Positionen bezogen und sich als überzeugte Demokratin und Österreicherin durch ihre sachpolitische Arbeit ausgezeichnet.“ Die Nationalratspräsidentin hinterlasse eine große Lücke in der österreichischen Politik.
Respektbezeugungen von allen Seiten
„Mit großem Respekt verneige ich mich aber nicht nur vor der Politikerin, sondern auch vor dem Menschen Barbara Prammer“, so Kopf. Sie habe mit „großer Demut“ ihre schwere Krankheit angenommen und ihr Amt mit großer Disziplin bis vor wenigen Wochen nahezu uneingeschränkt ausgeübt. „Persönlich bin ich der Verstorbenen für die jahrelange gute Zusammenarbeit in der Präsidialkonferenz und die sehr kollegiale und wertschätzende Zusammenarbeit im Präsidium des Nationalrats zu großem Dank verpflichtet“, so der Zweite Nationalratspräsident.
Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) sprach von einer „tapferen Frau, die trotz ihrer Erkrankung“ eine Vielzahl von Terminen wahrgenommen hat: „Ich habe Barbara Prammer sehr gemocht und bin sehr traurig.“
Strache: „Auf die Würde des Hohen Hauses bedacht“
„Es ist überaus traurig, dass ihre schwere Krankheit sie aus einem Leben voll Engagement und Schaffenskraft gerissen hat. Umso bewundernswerter ist es, wie professionell Barbara Prammer zusätzlich zum Kampf gegen den Krebs auch bis zuletzt ihre Aufgaben als Nationalratspräsidentin erfüllt hat“, so FPÖ-Klubobmann HC Strache in einer ersten Reaktion. „Prammer war eine überzeugte Parlamentarierin und stets auf die Würde des Hohen Hauses bedacht. In diesem Geiste hat sie acht Jahre lang dieses Parlament geleitet und vertreten“, so Strache.
Grüne: „Vorbild, Vordenkerin und Vorkämpferin“
„Eine herausragende Persönlichkeit, eine glühende Demokratin und ein liebenswerter Mensch ist von uns gegangen“, so die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig: „Barbara Prammer war Vorbild, Vordenkerin und Vorkämpferin zugleich. Mit ihr verliert Österreich eine große Kämpferin für die Rechte der Frauen, Geschichtsaufarbeitung in Österreich, die Rechte von Minderheiten und die Stärkung des Parlamentarismus.“
Prammers Umgang mit ihrer schweren Erkrankung stehe sinnbildlich für ihre Lebenseinstellung und ihre Charakterstärke. „Selbst in ihrer persönlich schwersten Stunde hat Barbara alles unternommen, um anderen Menschen Hoffnung zu machen - und Hoffnung zu schenken. Sie hat ihr gesamtes Leben in den Dienst der Menschen gestellt.“
Anerkennende Worte von TS, NEOS und BZÖ
Tief betroffen zeigte sich auch Team Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur: „Ich habe sie als Kämpferin kennengelernt - für Parlamentarismus, für die Frauen, für ihre Sozialdemokratie - und für das Leben. Leider hat sie diesen ihren Kampf nicht gewinnen können.“
Mit Prammer verliere das Parlament einen bis zuletzt aufrecht kämpfenden Menschen, dem weit über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Ankerkennung entgegengebracht wurde, so NEOS-Klubobmann Matthias Strolz: „Der Tod von Barbara Prammer trifft mich zutiefst. Sie war es, die stets mit einem starken politischen Willen und aller gebotenen Klarheit die Würde des Hauses und die Politik im Haus in Einklang bringen konnte. Ihr absoluter Einsatz bis zum Schluss trotz schwerer Krankheit zeigt ihr kämpferisches Herz.“
„Barbara Prammer war eine große und integre Parlamentarierin, die über alle Parteigrenzen hinweg sehr geschätzt wurde. Unsere ganze Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden vor allem ihrer Familie und ihren Weggefährten“, zeigte sich BZÖ-Chef Gerald Grosz erschüttert vom doch plötzlichen Tod der Nationalratspräsidentin. „Barbara Prammer war der politische Konsens und sie hatte einen fairen und respektvollen Zugang zu allen politischen Gruppierungen. Trotz aller Auffassungsunterschiede in den täglichen politischen Debatten haben wir sie immer geschätzt.“
Sozialdemokratie trauert um „Vollblutpolitikerin“
Tief betroffen und schockiert zeigt sich SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos am Samstagabend in einer Aussendung: „Die Sozialdemokratie trauert um Barbara Prammer.“ Sie sei eine „Vollblutpolitikerin mit Herz und Hirn“ gewesen, die sich beharrlich für Frauenanliegen eingesetzt habe und als Nationalratspräsidentin stets auf Fairness bedacht war.
Traurig zeigte sich auch die heutige Frauenministerin und SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek: „Barbara Prammer war für mich Freundin, Verbündete, Wegbegleiterin und Mentorin.“ In ihrer Bestimmtheit und ihrer Überzeugung habe sie Gesetze und Maßnahmen oft auch gegen Widerstand umgesetzt, sei es ihr doch darum gegangen, das Leben der Frauen zu verbessern. Mit höchstem Respekt verabschiede sie sich von Prammer, so Heinisch-Hosek. Auch Frauengeschäftsführerin Andrea Brunner betonte: „Barbara Prammer ist für uns immer eine große Stütze gewesen. Wir werden ihren Einsatz für die Rechte der Frauen mit aller Kraft weiterführen.“
„Nicht aufgeben“
SPÖ-Klubchef Andreas Schieder sprach Prammers Familie im Namen des Parlamentsklubs die aufrichtige Anteilnahme aus: „Uns allen wird eine aufrichtige Sozialdemokratin und eine Kämpferin für einen starken Parlamentarismus fehlen.“ Als Nationalratspräsidentin habe Prammer politische Gesinnung und Überparteilichkeit verbunden, würdigte Schieder die Verstorbene.
Auch Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) zeigte sich „tief erschüttert“ über die Nachricht: „Mit Barbara Prammer verliert Österreich eine vorbildliche Kämpferin für Demokratie, für Frauenangelegenheiten und für soziale Gerechtigkeit.“ Ihre Haltung nach der Erkrankung - „Nicht aufgeben“ - habe das Leben Prammers geprägt und ausgezeichnet, so Ostermayer. Für Bundesratspräsidentin Ana Blatnik (SPÖ) hinterlässt Prammer eine „schmerzliche Lücke“: „Prammer hat Herausragendes für den österreichischen Parlamentarismus und die Demokratie geleistet.“
„Stimme für Menschlichkeit und Toleranz“
Zahlreiche Reaktionen zu Prammers Tod langten auch aus den Bundesländern sowie von Organisationen ein. ÖGB-Präsident Erich Foglar zeigte sich zutiefst erschüttert: Ob es um die Gleichstellung der Frauen, die Weiterentwicklung der Demokratie oder den Kampf gegen Rassismus gegangen sei, Prammer sei ein „leuchtendes Beispiel für alle, die für ihre Überzeugungen eintreten“, so Foglar. Rechnungshof-Präsident Josef Moser betonte, mit Prammer verliere Österreich eine „hervorragende Persönlichkeit, der Rechnungshof eine echte Partnerin für Transparenz und Kontrolle“. Prammer habe ihr Amt immer objektiv und mit viel Einsatz wahrgenommen, so Moser.
Für die Anliegen der Caritas hatte Prammer immer ein offenes Ohr, erklärte Caritas-Präsident Michael Landau. Sie sei eine „wichtige und engagierte Stimme für Menschlichkeit und Toleranz“ gewesen, so Landau. Tief betroffen von der Nachricht zeigten sich auch der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband, der Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen sowie die sozialdemokratische LSBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle)-Organisation.
Trauerbeflaggung in Niederösterreich
Der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Landesparteichef Michael Häupl erklärte: „Mit Barbara Prammer verlieren wie eine große Kämpferin der sozialdemokratischen Bewegung.“ Sie habe sich stets für die Gleichstellung von Mann und Frau sowie für die Stärkung der Minderheitenrechte im Nationalrat ausgesprochen, so Häupl. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sprach ebenfalls von einer „Ausnahmepolitikerin“, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) von einer „guten Freundin“ Kärntens.
Der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ordnete aus Respekt Trauerbeflaggung am niederösterreichischen Landhaus an: „Frau Präsidentin Prammer war immer um Konsens in der Politik über Parteigrenzen hinweg bemüht. Dafür gebührt ihr hohe Anerkennung.“ Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) lernte Prammer in verschiedenen politischen Funktionen „kennen und schätzen“, sie sei stets um Ausgleich der politischen Interessen bemüht gewesen. In allen Stellungnahmen wurde Prammers Familie Mitgefühl ausgesprochen.
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