Verzweifelter Kampf gegen Ebola
Im Kampf gegen das tödliche Ebola-Fieber stehen Ärzte und Krankenschwestern an vorderster Front. In Westafrika haben sich bereits mehrere Fachkräfte angesteckt, ein renommierter Virologe und Ebola-Experte in Sierra Leone verstarb diese Woche an der Krankheit.
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Angesichts Hunderter Patienten in den betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone arbeitet das medizinische Personal bis zur Erschöpfung - und mit der ständigen Angst, sich selbst anzustecken.
„Ich habe Ärzte gesehen, die von der Arbeit ausgelaugt waren, durch die ständige Anspannung, manchmal aber auch durch die Gefühle, die der Tod so vieler Patienten mit sich bringt“, berichtet Professor Jean-Claude Manuguerra vom renommierten Institut Pasteur in Paris. Er war im April zwei Wochen lang in Guinea, wo die Epidemie ihren Ausgang nahm. „Mit der Müdigkeit steigt das Risiko, Fehler zu machen oder sich anzustecken.“
Schutzanzug bei brütender Hitze
Viele Krankenhäuser in der Region haben nur unzureichende medizinische Ausrüstung, und auch an Personal fehlt es häufig. „Das Pflegepersonal muss seine eigene Angst vor dieser Epidemie überwinden“, hebt der Mitentdecker des Ebola-Virus, Peter Piot, in London hervor. „Es überrascht mich nicht, dass bestimmte Krankenhäuser aufgegeben wurden.“ In anderen Kliniken seien die Krankenschwestern in Streik getreten - wegen des Fehlens von grundlegendem Material zum Schutz der Patienten, ihrer Familien und des medizinischen Personals.
Schutzanzug, Maske, Helm, Handschuhe, Stiefel und zusätzlich noch Schürzen - so sollte das medizinische Personal wegen der hochansteckenden Krankheit arbeiten, trotz der Hitze in Westafrika. „Wenn man sich um Patienten kümmert und einen Schutzanzug trägt, hält man das nicht länger als 40 Minuten aus, es muss sehr häufig einen Austausch geben“, berichtet Brigitte Vasset von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Paris. Sie erinnert daran, dass es in den Kliniken an Ort und Stelle keine Klimaanlagen gibt.
Schwierige Dosierung der Desinfektionsmittel
Das Ebola-Virus wird durch direkten Kontakt mit Blut, anderen Körperflüssigkeiten oder mit infiziertem Gewebe übertragen. Zu den Hygienemaßnahmen zählen Desinfektionsmittel für Hände und Oberflächen. Doch müsse zum Beispiel Chlor in der richtigen Konzentration eingesetzt werden. „Zu konzentriert wird die Haut in Mitleidenschaft gezogen, was eine Infektion erleichtert, nicht genug hilft nichts“, meint Manuguerra.
Personalmangel an vielen Stellen
Kein Wunder also, dass Ärzte ohne Grenzen „große Schwierigkeiten“ hat, genug Ärzte, Krankenschwestern und freiwillige Helfer für den Kampf gegen die Ebola-Epidemie zu finden, berichtet Manuguerra. „Die Leute haben Angst, oder sie sind erschöpft, oder sie können sich nicht freinehmen. Es fehlt Personal an vielen Stellen.“
Zudem müssen die an Ort und Stelle geschickten Teams von Ärzte ohne Grenzen alle drei Wochen ausgetauscht werden, bevor sie zu ausgelaugt sind, wie die Hilfsorganisation betont. „Wir schaffen es nicht mehr, überall einzugreifen, wo derzeit Meldungen vorliegen“, sagt Vasset.
Und in den Krankenhäusern müssten auch Lieferanten oder Reinigungskräfte geschützt werden: „Wir haben nicht mehr das Personal, um alle richtig zu schulen und zu vermeiden, dass sie dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt werden.“ Bisher sind mehr als 700 Menschen an Ebola gestorben, mehr als 1.300 Krankheitsfälle wurden gemeldet.
Brigitte Castelnau und Richard Ingham, AFP
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