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„Rasch das Land verlassen“

Österreich zieht seine Diplomaten aus Libyen ab. Im Außenministerium in Wien wurde am Montag erklärt, es sei die Entscheidung getroffen worden, das gesamte österreichische Botschaftspersonal aus Tripolis abzuziehen. Es gehe darum, so rasch wie möglich das Land zu verlassen. Die Botschaft werde zunächst von Tunesien aus ihre Aufgabe wahrnehmen.

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Aufgrund der prekären Sicherheitslage in Libyen sei der Schritt notwendig geworden. Eine Reisewarnung habe es bereits zuletzt gegeben. Nun gebe es auch die Aufforderung an alle Österreicher, das Land umgehend zu verlassen, betonte das Außenministerium.

Für das gesamte Land gibt es bereits seit längerem eine Reisewarnung des österreichischen Außenministeriums. „Derzeit stellen vor allem das Vorhandensein und auch der Einsatz einer großen Zahl von Schusswaffen insbesondere durch diverse Milizen eine erhebliche Gefährdung dar“, heißt es dazu auf der Website des Außenministeriums. „Die staatlichen Sicherheitsorgane können keinen ausreichenden, zuverlässigen Schutz bieten, bewaffnete Milizen und Kriminelle sind oft nicht unterscheidbar.“

Auch Deutschland zieht Diplomaten ab

Wegen der immer gefährlicher werdenden Lage in Libyen hat Deutschland knapp zuvor seine Diplomaten aus der Botschaft in der Hauptstadt Tripolis abgezogen. „Wir haben evakuiert“, bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Die Botschaft sei allerdings „noch nicht“ geschlossen worden. Mehrere lokale Kräfte sind dort nach wie vor tätig. Washington, London und Berlin riefen ihre Bürger zum Verlassen des Landes auf.

USA evakuierten Botschaft

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe rivalisierender Milizen um den Flughafen in Tripolis gaben die USA am Samstag einen vollständigen Abzug ihres Botschaftspersonals bekannt. Die USA evakuierten ihre Botschaft in Tripolis vollständig. Die Mitarbeiter wurden am Samstag mit einem durch Kampfjets und Militärhubschrauber aus der Luft abgesicherten Konvoi nach Tunesien gebracht. Hintergrund sind die seit zwei Wochen anhaltenden Gefechte rivalisierender Milizen um den internationalen Flughafen in der Hauptstadt, der in der Nähe der Botschaft liegt.

„Sehr reales Risiko“

US-Außenminister John Kerry sprach von einem „sehr realen Risiko für unser Personal“, weil die Milizen quasi „uneingeschränkten Spielraum“ für ihre Aktionen in Tripolis hätten. Die Botschaftsmitarbeiter will Kerry erst zurückbeordern, wenn die Sicherheitslage es erlaubt. Noch immer ist in den USA die Erinnerung an den Angriff radikaler Islamisten auf das US-Konsulat in Bengasi im Osten Libyens wach, bei dem am 11. September 2012 der Botschafter Chris Stevens und drei US-Mitarbeiter getötet wurden.

Zu Beginn des Jahres hatten mehrere Länder wie Saudi-Arabien und Algerien ihre Vertretungen in Libyen geschlossen, am Freitag stellte auch die Türkei ihr diplomatisches Geschäft an Ort und Stelle bis auf weiteres ein. Der Flugbetrieb in Tripolis ist seit Beginn der Kämpfe am 13. Juli eingestellt.

Regierung warnt vor „Zerfall des Staates“

Die libysche Regierung warnte angesichts der Gefechte jüngst gar vor einem „Zerfall des Staats“. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 liefern sich rivalisierende Milizen Kämpfe um die Vorherrschaft und Kontrolle einzelner Städte. Selbst die Regierung ist auf ihre Hilfe angewiesen, weil es keine funktionierenden Sicherheitskräfte gibt.

Italiener außer Landes gebracht

Die Regierung in Rom ließ in den vergangenen Tagen bereits über 100 Italiener auf dem Landweg aus Libyen in Sicherheit bringen. Mit Konvois seien jene Italiener, die wegen der gefährlichen Entwicklung in Libyen das Land verlassen wollten, in das benachbarte Tunesien gefahren worden, teilte das Außenministerium in Rom mit. Sie kehrten dann per Flugzeug nach Italien zurück.

Auf Bitten mehrerer Regierungen hin habe Italien sich auch um den Transfer von Personen anderer Nationalitäten gekümmert, hieß es ohne nähere Einzelheiten. Die italienische Botschaft sorge weiterhin in hohem Maße für die Sicherheit der Italiener und den Schutz italienischer Interessen.

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