„Beängstigende Zustände“
Dürre, Staubstürme, Hitze: Im US-Bundesstaat Oklahoma kommen Erinnerungen an die berüchtigte „Dust Bowl“ der 1930er Jahre auf, wie die BBC im Juli berichtete. Die derzeitige Dürre, gerade im Westen Oklahomas, sei die schlimmste seit Jahrzehnten, so der Klimatologe Gary McManus gegenüber dem Sender.
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Durch die Dürre trocknet der Boden aus, die zu Staub gewordene Erde wird vom Wind verblasen und erdrückt die Saat, sobald sie wieder auf die Äcker fällt. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind enorm: Von 2011 bis 2012 gab es in der Landwirtschaft Verluste in der Höhe von zwei Milliarden Dollar (rund 1,46 Mrd. Euro). Auch wenn es heuer im Juli in den meisten Teilen des Bundesstaats ein bisschen mehr geregnet hat als üblich, hält die Dürre weiter an.

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Ein Staubsturm fegte vor einigen Tagen über den Bundesstaat Washington hinweg
„Die Staubstürme sind wieder da“
In großen Teilen Oklahomas habe die Dürre vor dreieinhalb Jahren begonnen, so die BBC. Im Westen Oklahomas habe es in den vergangenen Monaten so wenig geregnet, dass viele Menschen fürchteten, sie könnten Opfer einer „Dust Bowl“, vergleichbar mit jener der 1930er Jahre, werden, so die BBC.
Die BBC berichtet von Millard Fowler, der die „Dust Bowl“ der 1930er erlebte. Er erinnere sich an heranrollende, schwarze Wolken, vor denen er sich in Sicherheit bringen musste. Ähnliches habe er auch dieses Jahr gesehen, so der 101-jährige. „Ich wurde gefragt, ob diese Staubstürme wiederkommen könnten, und ich sagte ‚Sie sind schon wieder da‘. Diesen Frühling hatten wir ziemlich gute Staubstürme“, erzählt Fowler.

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Die Verluste in der Landwirtschaft sind bereits enorm
Der Landwirt JB Stewart berichtete der BBC, er habe in seinem Leben schon viele Dürren erlebt, aber die derzeitige erreiche irrsinnige Ausmaße. Keine Dürre der letzten 50 Jahre sei so verheerend gewesen wie jene der letzten zwei bis drei Jahre, so Stewart. „Wir haben die Ernte verloren und jetzt müssen wir herausfinden, wie wir das Davonwehen der Erde stoppen können“, ergänzt sein Sohn Jarod.
Staub bis nach Washington DC
In den 1930er Jahren verwandelte eine verheerende Dürre viele Staaten im Mittleren Westen in von Staubstürmen und Dürre gezeichnete Landstriche - die „Dust Bowl“. Familien verloren mit den Farmen ihre Existenzgrundlage, weite Teile des Landes wurden unbewohnbar.
Der Autor John Steinbeck erzählt in seinem preisgekrönten Roman „Früchte des Zorns“ von der Flucht der Farmer vor der „Dust Bowl“ nach Kalifornien. Die Staubstürme beschrieb er dabei folgendermaßen: „Die Häuser waren fest verschlossen, Türen und Fenster mit Stofffetzen abgedichtet, aber der Staub kam trotzdem, so dünn, dass man ihn nicht sehen konnte. Wie Pollen ließ er sich auf Tischen und Stühlen nieder.“
Die gewaltigen Staubstürme zerstörten so große Teile des Landes, dass ein Journalist die Bezeichnung „Dust Bowl“ (übersetzt etwa Staubschüssel) für die trockenen, staubigen Gegenden kreierte. Als 1935 eine Staubwolke vom Wind bis nach Washington DC getragen wurde, wurden auch die Behörden auf die Katastrophe im Süden des Landes aufmerksam.
„Miniatur-Dust-Bowls“
Seit damals hat sich in der Landwirtschaft natürlich viel geändert. Durch bodenschonende Techniken wird weniger Ackerboden dem Wind ausgesetzt. Auch der Wissenschaftler Travis Miller von der Abteilung für Boden- und Pflanzenbauwissenschaften der Texas A&M University hält es für unwahrscheinlich, dass sich eine „Dust Bowl“ wie in den 1930er Jahren wiederholt.

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Durch fehlenden Regen trocknet die Erde aus
Heute gebe es viel bessere Systeme in der Landwirtschaft und bessere Methoden, um den Staub zu reduzieren, als in den 1930er Jahren, erklärte Miller bereits 2011, als der Süden der USA den heißesten Monat seiner Geschichte erlebte. In den Bundesstaaten Arkansas, Kansas, Louisiana, Mississippi, Oklahoma und Texas betrug die Durchschnittstemperatur im Juli damals laut der Nationalen Behörde für Ozean- und Atmosphärenforschung (NOAA) 30,1 Grad.
Dennoch: Viele Landwirte in Oklahoma beobachteten zur Zeit bereits die Entstehung von „Miniatur-Dust-Bowls“, berichtet die BBC. Der Agrarwissenschaftler Rick Kochenower spricht von „beängstigenden Zuständen“. „Wir versuchen, das Richtige zu tun, und verfügen über moderne Technologien, aber es ist immer noch Mutter Natur, die entscheidet, was letztlich passiert“, so Kochenower zur BBC.
Sandstürme zuletzt in Arizona und Washington
Und in den vergangenen Wochen sorgten solche Sandstürme bereits für Aufregung - und beeindruckende Bilder: Ende Juli fegte ein Habub, so der aus dem Arabischen kommende Name für das Phänomen, über die Millionenstadt Phoenix in Arizona. In Tausenden Haushalte fiel der Strom aus, Dutzende Flugverbindungen fielen aus oder waren verspätet. Über 900 Meter hoch türmten sich die Staubwolken, die wie eine gewaltige Walze über das Land rollten, wie auf Bildern zu sehen war.

AP/ABC15.com
Staubsturm in Arizona
Und erst diese Woche trat im Bundesstaat Washington eine ähnliche Staubwolke auf. Aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen, meldeten die Behörden. Experten zeigten sich verwundert über den Sandsturm in Washington, treten sie doch zumeist in den südlicheren Bundesstaaten Arizona, Texas und eben Oklahoma auf.
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