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EU bei Regelungen erst am Anfang

Die Unsicherheit der Konsumenten beim Thema Aluminium ist mittlerweile groß. Zuletzt riet auch das Gesundheitsministerium dazu, den Kontakt mit dem Leichtmetall zu reduzieren. Leichter gesagt, als getan, denn heute findet sich Aluminium in vielen Produkten wie Kosmetika und Lebensmitteln, wo man es gar nicht vermuten würde. ORF.at hat sich auf eine Spurensuche begeben.

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Zehn Lebensmittelzusatzstoffe auf Aluminiumbasis sind derzeit laut EU-Richtlinien zugelassen. Die Palette reicht von Farbstoff in Zuckerwaren über Backtriebmittel für Biskuitgebäck bis Trennmittel in Trockenpulver. Nicht immer lassen die Namen, wie etwa Alaun, Bentonit oder Kaolin, auf den unliebsamen Inhaltsstoff schließen, wer sichergehen will, sollte sich die E-Nummern genauer ansehen.

Für erste Aluminiumstoffe laufen Zulassungen aus

E 173, E 520-523, E 541, E 554-559 und E 1452 stehen für Verbindungen mit Aluminium, die in den vergangenen Jahren zugelassen waren. Doch mittlerweile ist auch die EU bei dem Thema hellhörig geworden. „Hier hat sich viel getan“, erklärt Aleksander Zilberszac, Leiter der Abteilung für neue Technologien und internationale Lebensmittelangelegenheiten im Gesundheitsministerium. Mit der EU-Novelle 2012 wurden zwei Zusatzstoffe verboten und weitere eingeschränkt.

Bentonit und Kaolin (E 558, E 559) dürfen seit 31. Mai 2013 bzw. 1. Februar 2014 Lebensmitteln nicht mehr als Farbstoff beigesetzt werden. Bei E 541 (Saures Natriumaluminiumsulfat), das als Backtriebmittel für lockeren Biskuit sorgt, wurde der Höchstwert von 1.000 mg/kg auf 400 mg/kg reduziert. Zudem sind ab 1. August viele Aluminiumlacke, die zum Färben von fetthaltigen Speisen verwendet werden, verboten. Für die, die noch zugelassen sind, wurden Höchstwerte festgelegt.

Weitere Verbote dürften Jahre dauern

Dass in der nächsten Zeit noch weitere aluminiumhaltige Zusatzstoffe verboten werden, hält Zilberszac vorerst nicht für wahrscheinlich. Die letzte Erhebung zur täglichen Aluminiumaufnahme in verschiedenen europäischen Ländern stammt aus dem Jahr 2008. Anhand der Daten legte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen wöchentlich tolerierbaren Höchstwert von 1 mg/kg Körpergewicht fest.

„Gleichzeitig kam man überein, dass es gut wäre, die Aufnahme von Aluminium zu senken und hat sich den Zusatzstoffen zugewandt“, erklärt Zilberszac. Die beanstandeten Zusatzstoffe laufen derzeit gerade aus. Die Auswirkungen der Verbote werde man erst „in zwei bis drei Jahren feststellen können“, so Zilberszac gegenüber ORF.at.

Neue EU-Verordnung zu Babynahrung in Arbeit

Einen Schritt weiter ist man bereits im sensiblen Bereich Babynahrung. Nach alarmierenden Studienergebnissen, wonach Säuglinge und Kleinkinder bei der Gabe von Fertignahrung den wöchentlich empfohlenen Höchstwert um bis zu 220 Prozent überschreiten, wurde im April 2012 eine Anfrage an das EU-Parlament gerichtet. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einer neuen Verordnung zu Aluminiumgrenzwerten bei Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder.

Deos geht es an den Kragen

Wo sich in den nächsten Jahren jedoch sehr wohl etwas tun werde, sei im Bereich der Kosmetik, so Zilberszac. Dort sei man auf dem besten Weg, Grenzwerte für Aluminium festzulegen, erklärt der Experte im Gesundheitsministerium. Mehrere Länder, darunter auch Österreich und Deutschland, fordern schon länger Höchstwerte, wie sie bei Lebensmitteln und Spielzeug bereits üblich sind. Der Ball liege derzeit bei der Industrie, die noch heuer eine genaue Aufschlüsselung der von ihnen verwendeten Aluminiummengen vorlegen müsse, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Bei Tests zeigte sich, dass vor allem bei Deos die Aluminiumchlorohydrat-Konzentrationen bei bis zu 20 Prozent liegt. Das sei für Konsumenten bedenklich, konstatierte die französische Behörde ANSM (Agence francaise de securite sanitaire des produits sante) und empfiehlt eine Maximalkonzentration von Aluminium in Kosmetikprodukten von 0,6 Prozent. In der Schweiz wird sogar überlegt, Aluminium in Deos ganz zu verbieten - mehr dazu in help.ORF.at.

Unerforschtes Feld der Kontaminationen

Ein Bereich, bei dem man noch ganz am Anfang stehe, sei die Belastung durch Kontamination. „Getreide, aber auch Getränke wie Tee oder Kakao, können aufgrund der Bodenbeschaffenheit Aluminium enthalten“, erklärt Zilberszac. Ähnlich wie bei Schwermetallen wie Blei und Kadmium könnte künftig auch für Aluminium ein Grenzwert gelten. Doch dafür brauche es noch viele Daten und Erfahrungswerte - und das könne daher noch Jahre dauern.

Schritt für Schritt zu weniger Aluminium

Vorerst bleibt dem Konsumenten also nichts anderes übrig, als das „Kleingedruckte“ der Produktpackungen genauer unter die Lupe zu nehmen, um Aluminium auf die Spur zu kommen. Diverse Apps helfen bei der Entschlüsselung von E-Nummern bei Lebensmitteln, bei Kosmetika wird es schon schwieriger. Denn hinter Bezeichnungen wie Ruby Powder, Canadian Colloidal Clay, Alcloxa oder Bimsstein würde wohl kaum jemand auf den ersten Blick Aluminium vermuten. Und dann bleibt nur die Wahl zwischen: Aluminium oder kein Aluminium - denn über die Menge, die sich im Produkt versteckt, kann höchstens der Hersteller Auskunft geben.

Erdäpfel in Alufolie gewickelt

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Alufolie scheint in der Küche unverzichtbar - doch nicht alle Lebensmittel sollten damit in Berühung kommen

Dennoch lässt sich mittels einfacher Maßnahmen die tägliche Aufnahme von Aluminium zumindest begrenzen. Das Gesundheitsministerium hat dafür vier Empfehlungen ausgegeben:

  • Unbeschichtete Gefäße aus Aluminium und Alufolie zum Zubereiten und Aufbewahren von stark säurehaltigen Lebensmitteln (wie z. B. Tomatensauce, Rhabarberkompott, Apfelmus etc.) vermeiden.
  • Nur Trinkflaschen aus Aluminium verwenden, deren Innenbeschichtung nicht beschädigt ist.
  • Auf aluminiumfreie Deodorants umsteigen. Deodorants und Antitranspirants mit aluminiumhaltigen Inhaltsstoffen sollten nicht auf verletzter bzw. gereizter Haut oder unmittelbar nach einer Rasur aufgebracht werden. Kinder sollten keine aluminiumhaltigen Deodorants oder Antitranspirants verwenden.
  • Bei der Einnahme von Antazida (Medikamente gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden) Arzt oder Apotheker nach aluminiumfreien Alternativen fragen.

Gabi Greiner, ORF.at

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