Komponist, Bauer, Abgeordneter
Mit seinen Opern hat Giuseppe Verdi (1813-1901) im 19. Jahrhundert Musikgeschichte geschrieben. Wie zu Lebzeiten dominieren sie bis heute die Spielpläne der Opernhäuser. Geboren wurde der Komponist im Jahr 1813 in Roncole in der Provinz Parma - wann genau, ist aber nicht sicher: Im Taufregister steht am 11. Oktober, er sei am Vorabend geboren, Verdi selbst betrachtete den 9. Oktober als seinen Geburtstag.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Verdi entstammt einfachen Verhältnissen, sein Vater Carlo war Gastwirt und Kleinbauer. Sein außergewöhnliches Talent fiel früh auf, und er erhielt mit sieben Jahren ersten Orgelunterricht im nahe gelegenen Busseto. Ab 1825 wurde er auch in Kompositionslehre unterrichtet.
Keine Aufnahme am Konservatorium
Mit Unterstützung des Mäzens und Kaufmanns Antonio Barezzi aus Busseto ging Verdi 1832 nach Mailand, wo ihm das Konservatorium, das später seinen Namen trug, jedoch die Aufnahme verweigerte. Verdi wurde Privatschüler des Mailänder Konzertmeisters und Komponisten Vincenzo Lavigna. 1834 wurde er Organist und 1836 Musikdirektor in Busseto und heiratete Barezzis Tochter Margherita.
Als Verdi 1838 erneut nach Mailand ging, erlitt seine Karriere zunächst wieder einen Knick. Zwar wurde „Oberto, conte di San Bonifacio“ an der Mailänder Scala im Jahr 1839 mit großem Erfolg aufgeführt, das zweite Werk 1840 („Un giorno di regno“) allerdings ausgepfiffen. Zur selben Zeit starben sowohl seine beiden Kinder kurz nach der Geburt als auch seine erste Frau.
„Nabucco“ und das Risorgimento
Mit „Nabucco“ meldete sich Verdi 1842 jedoch zurück, und eine Opernsensation war geboren. Der Komponist wurde mit einem Schlag berühmt. Die Oper mit dem berühmten Chor „Va, pensiero“ wurde später gern als Symbol für den italienischen Protest gegen die Fremdherrschaft und die nationalen Einheitsbestrebungen des Risorgimento (Wiedererstehung) gedeutet - die neuere Verdi-Forschung belegt das allerdings nicht.
![© picturedesk.com/Interfoto/Sammlung Rauch Villa Verdi in Sant'Agata](../../../static/images/site/news/2013011/wagner_verdi_200_geburtstag_verdi_santagata_p.2195174.jpg)
picturedesk.com/Interfoto/Sammlung Rauch
Verdis Arbeitsplatz auf seinem Landgut Sant’Agata
In den Folgejahren produzierte Verdi „I Lombardi alla prima crociata“ (1843), „Ernani“ (1844), „I due Foscari“ (1844), „Alzira“ (1845), „Giovanna d’Arco“ (1845), "I masnadieri (1847), „Macbeth“ (1847), „Il corsaro“ (1848), „Luisa Miller“ (1849), „La battaglia di Legnano“ (1849) und „Stiffelio“ (1850). Nach eigenen Worten schuftete er in dieser Zeit wie ein „Galeerensklave“ und investierte seine Einkünfte in sein riesiges Landgut Sant’Agata nahe Roncole, auf das er sich bald zurückziehen wollte.
Höhepunkt mit „Trilogia populare“
Stilistisch begann er allerdings, mit Konventionen zu brechen. Zwar blieb er den Grundgedanken des Belcanto stets verbunden, seine eigene musikalische Ästhetik und auch sein Interesse für Figuren am Rande der Gesellschaft setzte sich aber spätestens mit der „Trilogia populare“ durch: „Rigoletto“ (1851), „Il Trovatore“ (1853) und „La Traviata“ (1853)markierten einen Höhepunkt in Verdis Schaffen und schafften es in das Standardrepertoire der großen Opernhäuser.
Mit „Les vepres siciliennes“ (1855), "Simon Boccanegra (1857), „Un ballo in maschera“ (1859), „La forza del destino“ (1862), „Inno delle nazioni“ (1862) und „Don Carlos“ (1867) setzte Verdi seine neue musikästhetische Konzeption in Melodieführung und Orchester fort. Neben den Opernhäusern in Mailand, Venedig und Rom arbeitete Verdi für die Pariser Oper, in London und Sankt Petersburg.
Zwei Frauen und ein Landgut
Danach zog sich Verdi zunächst vom Komponieren zurück. Dank üppiger Honorare war er mittlerweile finanziell unabhängig. 1859 hatte er sich dazu entschlossen, die Opernsängerin Giuseppina Strepponi, die er seit der „Nabucco“-Uraufführung kannte und mit der er zusammenlebte, zu heiraten, nachdem die Verbindung vor allem in Busseto auf erheblichen Widerstand stieß.
Obwohl die Forschung bis heute nicht belegen kann, ob Verdi politisch tatsächlich interessiert war, wurde er 1861 als Abgeordneter in das neue italienische Parlament in Turin gewählt, dem er bis 1865 angehörte. Zu dieser Zeit beklagte sich Giuseppina Verdi mehrfach in Briefen und in Tagebuchnotizen über Ehekrisen. Dazu trug nicht zuletzt die Sängerin Teresa Stolz bei, die Verdi 1869 bei Proben kennengelernt hatte, bald in zahlreichen Werken Verdis die Hauptrolle sang und mehrfach in Sant’Agata zu Besuch war.
Ein „Requiem“ und ein Altersheim
Einen rauschenden Erfolg brachte Verdi die Uraufführung von „Aida“ als Auftragswerk für die Kairoer Oper im Jahr 1871. Danach wollte sich Verdi eigentlich endgültig von der musikalischen Bühne zurückziehen. 1873 komponierte er anlässlich des ersten Todestages seines Freundes, des Schriftstellers Alessandro Manzoni, sein bekanntestes Werk abseits der Opernbühne, die „Messa da Requiem“.
![© AP/Antonio Calanni Das Altenheim Casa di Riposo in Mailand](../../../static/images/site/news/2013011/wagner_verdi_200_geburtstag_verdi_body_casa_ap.2195137.jpg)
AP/Antonio Calanni
Eine Verdi-Statue ziert heute die Casa di Riposo in Mailand
Er errichtete ein Altersheim für ehemalige Musiker in Mailand, wurde zum Senator des Königreichs Italien ernannt und widmete sich seinem Landgut Sant’Agata. Doch sein Verleger ließ ihm keine Ruhe und überredete ihn zu einer späten, aber fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Librettisten Arrigo Boito für die beiden letzten Opern, „Otello“ (1887) und „Falstaff“ (1893). 1901 starb Verdi im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Ebenso wie seine Frau, die 1887 verschieden war, liegt er in der Kapelle des von ihm gegründeten Altersheims Casa di Riposo in Mailand begraben.
Link: