Muskelspiele am Beckenrand
In der Sommerhitze wird Sport zunehmend beschwerlich: Joggingrunden über glühenden Asphalt oder ein Tennismatch bei Temperaturen über 30 Grad sind für die Gesundheit und Fitness alles andere als förderlich. Als Alternative bietet sich ein Sprung in den Pool an. Denn im kühlen Wasser macht das schweißtreibende Training gleich mehr Spaß.
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Die Musik hallt laut durch die Schwimmhalle, der Trainer wirbelt am Beckenrand, und immer wieder brandet Jubel auf - es ist Partytime am Beckenrand. Beim Aqua Zumba - oder „Zumba Poolparty“, wie sich der neue Trendsport selbst gerne nennt - bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Auge trocken. Auch wenn man von außen nicht immer sieht, was unter der Wasseroberfläche passiert, zeugt das brodelnde Wasser doch von Aktivität - wenn auch hier wie bei der Version an Land der Spaß im Vordergrund steht.

Corbis/Rainer Holz
Aquafitness trainiert Ausdauer, Kraft und Koordination
Da wegen des Wasserwiderstands die Bewegungen deutlich langsamer als am Land ausfallen, können viele typische Zumba-Choreographien nicht eins zu eins im Becken umgesetzt werden. Das Work-out wird daher mit klassischen Aquagymnastikübungen ergänzt. Vorteil der Wasservariante ist, dass durch den Auftrieb viel gelenkschonender trainiert werden kann und Bewegungen möglich sind, die an Land undenkbar wären. Und auch der Spaß kommt im Pool nicht zu kurz. Als Draufgabe werden im kühle Wasser noch ein paar Kalorien mehr verbrannt.
Schluss mit dem „Herumgeplantsche“
Für Aqua Zumba oder Aqua Aerobic hat Maria Rienößl, Aquafitness-Instructorin an der USI Wien, wenig übrig. Es mache wenig Sinn, Choreographien, wo der Takt die Bewegung vorgibt, im Wasser durchzuführen, kritisiert die Sportexpertin. Und wenn die Arme außerhalb vom Wasser bewegt werden, dann bringe das nichts. „Dann kann ich es ja gleich draußen machen.“ Das habe auch nichts mit Aquafitness zu tun, betont Rienößl, wo Ausdauer, Kraft und Koordination im Vordergrund stehen.
Beim Aquafitness werden die Übungen gegen den Wasserwiderstand durchgeführt, daher ist es schwierig, einen Rhythmus beizubehalten. Sich rasch durchs Wasser zu bewegen, ist an sich schon kräfteraubend, da der Widerstand zwölfmal höher wirkt als auf dem Trockenen. Kommen dann noch Hilfsmittel wie Handschuhe, Aquanudel oder Brett ins Spiel, wird aus dem „Herumgeplantsche“ schnell ein hocheffizientes Work-out. „Aquafitness ist für alle geeignet, vom Nichtschwimmer bis zum Schwimmer, vom Anfänger bis zum Leistungssportler“, erklärt Rienößl. Einzige Ausnahme sind Personen mit einer Chlorallergie.
Das Bootcamp auf Tauchstation
Härter, schneller, schweißtreibender: Die Anhänger von hochintensivem Intervalltraining werden auch hierzulande immer zahlreicher. Man sieht sie in Parks, auf Wiesen und Parkplätzen stemmen, wuchten und sprinten. Im Sommer geht das Bootcamp dann auf Tauchstation.
Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad wird das Training kurzerhand in den Pool verlegt - im kompletten Trainingsgewand versteht sich, um den Wasserwiederstand noch zu erhöhen. Unter Bezeichnungen wie Hydro Bootcamp Training oder Underwater Treatmill Workout wird eine Stunde lang jeder Muskel im Körper beansprucht - und durch den Auftrieb spürt man nach dem Training auch Muskeln, die an Land kaum in Verwendung sind.

Sonnentherme Lutzmannsburg
Kletterwand in der Sonnentherme Lutzmannsburg
Für Turmspringer und Klettermaxln
Im Schwimmbad sind sie vor allem bei den Jugendlichen das Highlight: die Sprungtürme. Doch von einer „Bombe“ oder einem „Köpfler“ lässt sich kaum mehr jemand beeindrucken. Die Sonnentherme Lutzmannsburg bietet im Sommer einmal die Woche für Kinder einen Turmsprungkurs an, bei dem neben der richtigen Körperspannung auch alle Grundsprungarten trainiert werden. Bereits Vierjährige wagen sich auf das Ein-, Zwei- oder Dreimeterbrett und katapultieren sich gekonnt mit einem Salto ins Wasser.
Und noch ein Trendsport rückt im Sommer ganz nah an den Beckenrand. Unter der Bezeichnung Waterclimbing können sich Wagemutige an einer Kletterwand mit leichtem Überhang ohne Sicherung versuchen. Oben Angekommen wird die Mühe mit einem Sprung aus mehreren Metern Höhe in den Pool belohnt, wen die Kräfte früher verlassen, der fällt ins Wasser. Immer mehr Schwimmbäder bieten mittlerweile Kletterwände, und selbst Wettbewerbe werden am Poolrand abgehalten.
Nicht nur Models schwören auf Wasserballett
Die Damenwelt von Miami bis Hollywood spricht darüber: Synchronschwimmen. In den New Yorker Fitnesstempeln sind die Wasserballett-Stunden längst ausgebucht. Seit Topmodel Kate Moss öffentlich erklärte, ihre Figur habe sie nur dem Synchronschwimmen zu verdanken, sind weltweit Fitnessketten auf den Trend aufgesprungen. In Österreich ist man noch etwas zögerlich. Nach einem kurzen Aufflackern dank der Olmypiateilnahme von Nadine Brandl und Livia Lang ist es wieder still im Becken geworden.

APA/EPA/Juanjo Martin
Synchronschwimmen ist schwieriger als es aussieht - macht aber schöne Beine
Schwindelfrei aus dem tiefen Wasser
Wenn es wirklich heiß ist, dann macht es Sinn, auch seine tägliche Joggingrunde in den Pool zu verlegen. Dazu ist bei tiefem Wasser ein Schwimmgurt oder eine Schwimmweste notwendig, damit man in der Lage ist, sicher senkrecht zu treiben. Das Wassertreten ist zwar am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, hat man aber erst einmal seine Balance gefunden, stellt sich die Unterwasserlaufbewegung bald als anstrengende Kraftübung heraus. Ähnliches gilt für das Aqua Cycling (Fahrradfahren im Wasser): Hat man erst einmal den Dreh heraus, macht es richtig Spaß.
Wer gerne mit Pulsgurt trainiert, sollte sich nicht irritieren lassen. Die Anzahl der Herzschläge pro Minute im Wasser liegt um ungefähr zehn bis 20 niedriger als auf dem Trockenen. Das liegt zum Einen daran, dass die Körpertemperatur im kühlen Wasser weniger steigt, zum anderen wird das Blut in den Beinen infolge des Wasserdrucks leichter zum Herzen zurücktransportiert. Umso wichtiger ist es, das Training mit ein paar Entspannungsübungen abzuschließen bevor man aus dem Becken steigt. Denn fällt der Gegendruck zu plötzlich weg, kann sich das Blut in den Beinen stauen und Schwindel auftreten.
Nur Fische schwitzen nicht
Und auch für Nordic-Walking-Fans gibt es mittlerweile die passenden Hilfsmittel, um den Sport auch im kühlen Nass zu betreiben. Spezielle Hanteln sorgen dafür, dass die Bewegung durch das brusthohe Wasser zum Ganzkörpertraining wird. Da sich der Kopf dabei immer über der Wasseroberfläche befindet, fühlen sich auch Nichtschwimmer und Sportanfänger sicher. Aber Vorsicht: Entgegen der landläufigen Meinung schwitzt der Mensch unter Wasser genauso stark wie an Land, bei Anstrengung sogar noch intensiver - daher auf das Trinken nicht vergessen.
Gabi Greiner, ORF.at
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