Diskussion weitet sich aus
Ab Herbst gilt auf großen Teilen von Tirols Autobahnen Tempo 100. Tirols Landesregierung will so die Schadstoffbelastung weiter reduzieren. Vorerst gilt das Tempolimit für ein Jahr. Auch in anderen Bundesländern wird über striktere Tempolimits auf Autobahnen diskutiert.
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Ab Herbst darf auf der Inntalautobahn (A12) zwischen Kufstein und Zirl, im Raum Imst und auf der Brennerautobahn (A13) bei Schönberg nicht schneller als 100 km/h gefahren werden. Das beschloss Tirols Landesregierung am Dienstag. Bisher gab es dort ein emissionsabhängiges Tempolimit. Bis zu 130 km/h darf man künftig noch zwischen Zirl und Imst sowie zwischen Schönberg und Brenner fahren.
Im Gegenzug kann Tirol das sektorale Fahrverbot für Lkws mit bestimmten Gütern wieder einführen, das von der EU 2011 mangels Alternativen gekippt wurde. Es tritt im Herbst 2015 in Kraft. Zudem werden die Fahrverbote für Lkws mit hohem Schadstoffausstoß verschärft.
Weniger Schadstoffbelastung erhofft
Die Koalitionsparteien ÖVP und Grüne begründeten die Einführung des „Luftgütepakets“ mit der hohen Schadstoffbelastung. „Wir werden uns ganz genau anschauen, wie der Effekt ist, ob tatsächlich die Schadstoffreduktion eintreten wird“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung. Neben den Fahrverboten beschloss die Regierung auch ein Förderprogramm für die Stilllegung schadtstoffreicher Lkws und Busse sowie für die Umrüstung auf schadstoffarme Fahrzeuge.
Die immer häufigeren Tempolimits auf Österreichs Autobahnen sind nicht nur in Tirol heftig umstritten. Vor allem die Wirtschaft stemmt sich dagegen, sie wünschte sich etwa in Tirol niedrigere Tempolimits nur zu den Hauptverkehrszeiten in der Früh und am Abend. Auch der ÖAMTC erklärte auf Anfrage von ORF.at, er wünsche sich mehr Flexibilität statt starrer Limits. Zudem müsse man prüfen, inwieweit durch die Limits die Umwelt tatsächlich weniger belastet werde. Gegen Limits im Sinne eines besseren Verkehrsflusses sei nichts einzuwenden, generell sei aber feststellbar, dass es immer mehr Beschränkungen gebe.
Land Salzburg will Tempo 80 dauerhaft
Die Diskussion über geringe Geschwindigkeiten auf den Autobahnen wird nicht nur in Tirol geführt. Zuletzt gab es einen dreimonatigen Test mit Tempo 80 statt 100 auf der Westautobahn (A1) im Stadtgebiet von Salzburg, der Mitte Mai endete. Die Salzburger Umweltreferentin Astrid Rössler (Grüne) wünscht sich eine Fortsetzung, da im Testzeitraum die Stickoxide in der Luft etwa um sieben Prozent zurückgegangen seien, so Rössler Mitte Juni über den „großen Erfolg“. Ob das Tempolimit fix oder temporär sein soll, war zuletzt noch offen.
Die tatsächliche Geschwindigkeit verringerte sich in dem Vierteljahr auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Knoten Salzburg bis Salzburg-Nord laut den Angaben allerdings nur bedingt: Bei den Autos ging das durchschnittliche Tempo um zwölf km/h zurück, beim Schwerverkehr (für den galt schon davor Tempo 80) um sechs km/h. Rund ein Prozent der zweieinhalb Millionen registrierten Autos hielt sich zudem nicht an die Begrenzung. Daher wurde auch die eigentlich angestrebte Reduktion der Schadstoffbelastung von 13 Prozent nicht erreicht. Dafür ging laut Umweltbundesamt die Lärmbelastung um zwei Dezibel zurück.
Diskussion auch in Kärnten
In Kärnten wünschten sich zuletzt auch die Bürgermeister der Wörthersee-Gemeinden Tempo 100 auf der Autobahn. Sie versprechen sich dadurch vor allem weniger Lärmbelastung für die Anrainer. Gegner wie der ARBÖ Kärnten sehen durch Limits allerdings keine großen Auswirkungen auf die tatsächliche Lärmbelastung. Die Verkehrswirtschaft will überhaupt, dass Lkws in der Nacht schneller fahren dürfen, da ihrer Meinung nach dadurch die Lärmbelastung sinkt. Befürworter niedrigerer Tempolimits argumentieren auch hier, dass Lärm und Feinstaub die Anrainer doppelt belasten.
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