Google bekommt immer mehr Nutzerdaten
Google hat auf seiner Entwicklerkonferenz I/O Ende Juni die Pläne für sein mobiles Betriebssystem Android präzisiert. Nach Handys, Tablets und Smartwatches soll Android auch im Auto und auf dem Fernseher Einzug halten. Dabei sollen die Daten der Nutzer von allen Geräten genutzt und geteilt werden und einander dabei nahtlos ergänzen.
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Das bereits auf Smartphones dominierende Android soll laut Googles Plänen noch breiter genutzt werden können: Am Mittwoch zeigte Google dazu etwa die Plattform Android TV, die Filme, Videos und Spiele auf den Fernseher bringen soll. Android TV soll nun deutlich vereinfacht unter anderem mit Sprachsteuerung funktionieren und wird etwa von Sony und Sharp unterstützt. Neben der direkten Integration in Fernsehgeräte wird es auch Settop-Boxen geben.
Bedient werden kann Android TV über eine übliche Fernbedienung, aber auch Smartphones und Smartwatches. Zudem werden die Funktionen von Googles Streaminggerät Chromecast unterstützt, das nun auch Inhalte ohne gemeinsam genutztes WLAN streamen kann. Es ist der dritte Anlauf von Google, sich im Wohnzimmer zu etablieren, dieses Mal könnte es aufgrund der nahtlosen Integration mit anderen Google-Initiativen womöglich klappen.
Google will auch ins Auto
Mit Android Auto hat Google nämlich auch den Automarkt im Visier. Android Auto bringt die vom Smartphone bekannte Bedienung auf die Autodisplays - und die Navigation soll von der Verknüpfung der Google-Karten mit Kalender und Adressbuch der Android-Nutzer profitieren. Der Konzern gab dazu 40 neue Partner bekannt. Darunter sind unter anderem Audi, Volkswagen, Opel, Renault, Fiat und Volvo. Softwareentwickler können speziell Apps für den Einsatz im Auto schreiben. Das System ähnelt dem Konzept „CarPlay“ von Apple. Ende des Jahres soll das erste Auto mit Android Auto ausgeliefert werden.
Smartwatches und Fitnessplattform
Ebenfalls gezeigt wurden neue Features der Smartwatches mit Android Wear. Die gezeigten Geräte von LG, Motorola und Samsung können ebenfalls mit Sprachbefehlen gesteuert werden, je nach verbauten Sensoren sind Features wie ein Pulsmesser möglich. Benachrichtigungen und Daten aus Apps werden zwischen Handy und Uhr automatisch synchronisiert.
In der neuen Plattform Google Fit sollen zudem Fitness- und Gesundheitsinformationen von verschiedenen Geräten zusammengeführt werden. Für Hersteller von Gadgets wie den populären Armbändern mit Schrittzähler sowie Softwareentwickler gibt es eigene Schnittstellen. Apple geht einen ähnlichen Weg mit seiner Plattform HealthKit, die für Herbst angekündigt ist.
Protest im Publikum
Die Präsentation wurde kurz von Protesten unterbrochen. Ein Mann warf Google vor, ein „totalitäres Unternehmen“ zu sein. „Google baut Roboter, die Menschen töten“, rief er im Saal - offenbar als Anspielung auf die Übernahme der Firma Boston Dynamics, die Roboter für das US-Militär entwarf.
Nahtloses Zusammenspiel der Geräte
Google war bei der rund zweistündigen Eröffnungskeynote besonders bemüht, das Zusammenspiel der verschiedenen Android-Geräte zu demonstrieren. So sieht man auf der Smartwatch, wer gerade anruft, und kann das Gespräch ablehnen, ohne das Telefon aus der Tasche nehmen zu müssen. Die Uhr zeigt Benachrichtigungen zu anstehenden Terminen oder die Bordkarte für das Flugzeug an. Und via Bluetooth-Verbindung zur Uhr weiß das Smartphone, dass es gerade der richtige Nutzer in der Hand hält - und fragt keinen Passcode beim Entsperren des Bildschirms an.
Unterstrichen wurde das Gemeinsame all dieser Anstrengungen durch eine einheitliche Designsprache namens „Material Design“, die in Android, Chrome OS und Googles Webdiensten sowie allen Apps von Google in Zukunft Verwendung finden soll. Auch die nächste Android-Version, Codename L, soll davon profitieren.
Noch mehr Daten via Nest?
Während Google die Daten aus diesen Anwendungen direkt von den Nutzern erhält, könnten über den Thermostat Nest noch mehr Nutzerdaten an den Internetgiganten fließen. Nest gab vor kurzem bekannt, dass seine „smarten“ Thermostate künftig auch mit Produkten von Drittherstellern kommunizieren und somit Mittelpunkt eines „smarten“ Zuhauses werden können. So kann etwa das Fitnessarmband Jawbone dem Thermostat anzeigen, wenn der Nutzer aufwacht, damit der Thermostat die Heizung aufdreht.
Sobald der Nutzer die Garage verlässt, könnte die Heizung automatisch wieder gedrosselt werden. Auch Mercedes, Logitech, Whirlpool und ein Glühbirnenhersteller haben eine solche Kooperation mit Nest, schreibt die BBC. Im Herbst soll dann auch Googles persönlicher Assistent Google Now mit Nest direkt zusammenarbeiten können. Dabei soll der Nutzer sich aussuchen können, ob seine Daten weitergeben werden oder auch nicht.
Werbung auf allen Geräten
In Zukunft könnte dann auch Werbung, mit der Google sein Geld verdient, auf den diversen Geräten auftauchen, schreibt die IT-Website Cnet: Vergangenen Monat habe Google bei der US-Börsenaufsicht angegeben, dass der Anbieter auch daran denkt, in Zukunft womöglich Werbung auch auf Kühlschränken und in Autos anzeigen zu können. In Bezug auf seinen möglichen Umsatz sei Google „geräteagnostisch“, so der Konzern in seiner Meldung an die US-Börsenaufsicht.
Bereits jetzt ist Android auf rund 80 Prozent aller Smartphones installiert, mit der Initiative „Android One“ will Google nun Geräte zum Preis von unter 100 Dollar ermöglichen. Das kündigte Google auf der Konferenz weiters an. Damit will Google verstärkt die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern wie Indien oder Brasilien vernetzen, die noch keine Smartphones haben.
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