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Über Geld spricht man (nicht)

26 Mio. Euro für ein Andy-Warhol-Selbstporträt, 3,5 Mio. für einen Stahldelfin von Jeff Koons. Schon an den ersten Tagen der Art Basel, die am Sonntag zu Ende ging, saßen die Geldtaschen des kaufkräftigen Publikums locker. Auch heuer wurden wieder mehrere Milliarden im „Davos der Kunstwelt“, wie die Art Basel unlängst auf Bloomberg genannt wurde, umgesetzt. Dabei stellt die Messe regelmäßig vertraute Marktgesetze auf den Kopf: Oft sind es nicht die Händler, die um Kunden konkurrieren, sondern Kunden, die darum kämpfen, ein Werk überhaupt kaufen zu dürfen.

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Auch mit dem Veröffentlichen von Verkaufspreisen und Käufernamen gehen die Aussteller recht unterschiedlich um - je geheimnisvoller man sich gibt, desto mehr Ehrfurcht darf man sich erwarten. So wie der berühmt-berüchtigte Kunsthändler Larry Gagosian (geschätzter Jahresumsatz: 925 Millionen Dollar), der die präsentierte Kunst nicht mit Namensschildern der Künstler versieht. Wer hier kauft, muss wissen, um welche Künstler es sich handelt. Den dazugehörigen Preis erfährt sowieso nur, wer ihn auch zahlen kann.

Fahrrad-Installation von Ai Wei Wei

Reuters/Denis Balibouse

Ai Weiweis Installation „Forever“ auf der Art Basel

Die 1970 gegründete Basler Messe ist mittlerweile auf drei Kontinenten präsent. Im Jahr 2002 eröffnete sie in Miami Beach ihren ersten Ableger, ihm folgte 2013 Hongkong. So begrüßt einen die Homepage der Art zunächst nur auf Englisch und Chinesisch, dafür Letzteres gleich in zwei Sprachvarianten für das Festland und für Hongkong - Deutsch und Französisch findet man auf Unterseiten. Die beiden Ableger finden Ende Dezember beziehungsweise Mitte Mai statt - der Marathon scheint jedoch weder die Ressourcen der Aussteller noch die der Sammler zu erschöpfen.

Strenge Auswahl der Aussteller

Erneut hatten sich rund 1.000 Galerien aus aller Welt für einen Stand auf den 31.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche beworben. Die von einem Galeristen-Beirat auserkorenen 285 Händler (Vorjahr: 304) boten Werke von mehr als 4.000 Künstlern an. Die Messeleitung erwartete wiederum über 65.000 Besuchende an den insgesamt sechs Art-Tagen.

Die Palette des Angebotenen blieb breit: von großen Meistern über die klassische Moderne bis zur aufstrebenden Künstlergeneration. Auch die Sparten waren alle vertreten, von Malerei über Skulpturen und Multimedia bis zu Installationen. Die VIP-Previewtage sollten den zahlungskräftigsten Kunden erlauben, in aller Ruhe einzukaufen - tatsächlich bekommen da auch millionenteure Werke rote Punkte.

Fünf Galerien aus Österreich

Im Kernsektor waren die USA mit 59 Galerien am zahlreichsten vertreten, gefolgt von Deutschland (44), Großbritannien (25) und der Schweiz (24). Aus China waren drei Galerien angereist, aus Österreich waren fünf der wichtigsten heimischen Galerien vertreten: Georg Kargl, Martin Janda, Ursula Krinzinger, Thaddaeus Ropac und die Galerie nächst St. Stephan.

Neben dem eigentlichen Galeriensektor waren im Lauf der Zeit weitere dazugestoßen. Unter anderem fasst der spektakuläre Unlimited-Sektor Raumgreifend-Unhandliches in einer großen Halle zusammen, während der Parcourssektor in Kleinbasel öffentlich Installationen und Performances kostenlos zugänglich machte.

Asiatische Künstler erobern den Markt

Auffallend war dieses Jahr, dass asiatische Künstler nicht mehr nur mehrheitlich in Galerien aus China und Japan vertreten sind. „Man hat die stilistischen Gemeinsamkeiten entdeckt. Der Sammler unterscheidet nicht mehr länger zwischen Chinesen, Japanern oder Künstlern aus dem Westen“, sagt Lock Kresler von der New Yorker Galerie Dominique Levy. Das Werk „Composition“ des Japaners Kazuo Shiraga aus dem Jahr 1962 wurde für rund 1,8 Millionen Euro verkauft.

Ai Weiwei, Takashi Murakami, Yayoi Kusama, Zeng Fanzhi und Katsura Funakoshi gehören zu den Favoriten der Galerien aus Europa und Amerika. Bildhaft für diese Auflösung der Kategorien steht die monumentale Installation „Eternity“ von Xu Zhen in der Halle 1, die ausschließlich raumgreifenden Arbeiten gewidmet ist. Die Installation besteht aus mehreren Statuen, die ihre Inspiration aus der Antike und dem Buddhismus schöpfen.

Großer Erfolgsdruck für Händler

Der Erfolgsdruck sei wegen der hohen Standkosten groß geworden, sagte Bernhard Mendes Bürgi, als Direktor des Basler Kunstmuseums ein Profi-Messegast. Er beobachtet - auf sehr hohem Niveau - eine gewisse Mainstream-Tendenz; früher seien Galeristen an der Art zum Teil mutiger gewesen. Dafür gebe es seit Miami in Basel mehr Partys und Dinners, Galeristenevents neben den Messehallen hätten zugenommen.

Künstlerin Milo Moire bei ihrer Nackt-Performance 'The Script System'

Reuters/Denis Balibouse

Die Performancekünstlerin Milo Moire nutzte die Art Basel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen

In den Messegängen waren dieses Jahr trotzdem nicht so viele Stars aus Hollywood zu sehen. Dafür waren mehr Kunstberater und chinesische Sammler da, darunter auch Qiao Zhibing. Der Konzertveranstalter und Besitzer eines Nachtclubs in Shanghai begann 2006 auf dem Kunstmarkt mitzuspielen. Seine Privatsammlung aus chinesischer und westlicher Kunst will er in naher Zukunft in einem Privatmuseum zeigen.

Neu war, dass die Nachwuchsgalerien nicht mehr räumlich von den Großen der Branche getrennt waren. Die jüngeren Galerien stellten erstmals in derselben Halle aus wie Gagosian, Perrotin, Yvon Lambert und Hauser & Wirth. Damit läutete die Messe einen Generationenwechsel ein und setzt verstärkt auf Positionen zeitgenössischer Kunst.

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