Insignienübergabe und Eid
Felipe VI. hat die Nachfolge seines Vaters Juan Carlos als König von Spanien angetreten. Er wurde am Donnerstag als neues Staatsoberhaupt des Landes vereidigt. Am Vortag hatte Juan Carlos nach fast vier Jahrzehnten auf dem spanischen Thron seine Abdankung unterzeichnet.
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Der 46 Jahre alte Felipe ist nunmehr der jüngste König in Europa. Seine achtjährige Tochter Leonor wurde neue Kronprinzessin. Felipes 41-jährige Ehefrau und frühere Fernsehjournalistin, Letizia Ortiz, wurde die erste Königsgemahlin in der Geschichte der spanischen Monarchie, die einer bürgerlichen Familie entstammt.
„Große Nation, die ich liebe“
Der 46-jährige Monarch schwor im Madrider Parlament, die in der Verfassung festgelegten Aufgaben zu erfüllen und die Rechte der Bürger zu respektieren. Vor dem König lagen die Krone und das Zepter - als Symbole der Monarchie - auf einem roten Samtkissen. Die etwa ein Kilogramm schwere Krone aus dem 18. Jahrhundert wurde dem Monarchen nicht auf das Haupt gesetzt. Das ist im spanischen Königshaus nicht üblich.
Spanien sei eine „große Nation, an die ich glaube, die ich liebe und bewundere“, sagte Felipe. „In diesem Spanien haben wir alle Platz.“ In Anspielung auf die rapide gesunkene Popularität des Königshauses kündigte Felipe an, seine Amtsführung werde „integer, aufrichtig und transparent“ sein. „Die Bürger fordern heute mehr denn je und völlig zu Recht, dass die führenden Instanzen des Staates moralisch und ethisch mit gutem Beispiel vorangehen.“
Keine religiösen Formulierungen
Zuvor hatte der abgedankte König Juan Carlos seinem Nachfolger die Schärpe des Oberbefehlshabers der Streitkräfte umgelegt. Anders als beim Amtsantritt von Juan Carlos im November 1975 legte der neue König den Eid auf die demokratische Verfassung ab. Die Eidesformel enthielt keine religiösen Formulierungen.
Juan Carlos war bei der Amtseinführung Felipes im Parlament nicht dabei, weil er dem Sohn nicht die Show stehlen wollte. An der Zeremonie nahmen auch keine Staatsgäste aus dem Ausland und Vertreter anderer Königshäuser teil. Die Abgeordneten der Vereinten Linken und kleinerer Linksparteien boykottierten die Sitzung. Sie verlangen ein Referendum über die Staatsform.
Tausende Schaulustige jubeln
Nach der Zeremonie legte das neue Königspaar im offenen Rolls Royce den Weg, der mit Blumen und Banderolen in den spanischen Nationalfarben Rot und Gelb geschmückt war, zum Palast zurück. Dort grüßte die Königsfamilie vom Palastbalkon aus das Volk.

APA/EPA/Juan Carlos Hidalgo
Küsschen und Winke-Winke vom Palastbalkon
Zunächst traten Felipe VI. und Königin Letizia auf den Balkon, dann die beiden Töchter Leonor und Sofia und schließlich auch die Eltern des Königs, Juan Carlos und Sofia. Der Platz vor dem Palast war mit Tausenden Schaulustigen gefüllt. König Felipe gab seiner Frau unter dem Jubel der Menschen ein Küsschen auf die Wange. Die kleinen Töchter winkten ebenfalls.
Demos verboten
Die Polizei war für den Thronwechsel gerüstet. Rund 6.000 Einsatzkräfte standen in Madrid bereit, um den reibungslosen Ablauf der Zeremonie zu gewährleisten. Auf der Suche nach Sprengstoff und verdächtigen Gegenständen waren die Einsatzkräfte auch im Untergrund der spanischen Hauptstadt aktiv und durchkämmten das Kanalsystem tagelang auf einer Länge von 500 Kilometern.

APA/EPA/Alberto Martin
Thronwechsel: Vater Juan Carlos übergibt an Sohn Felipe
Demonstrationen waren verboten, um „Sicherheitsrisiken“ zu vermeiden. Infolge Juan Carlos’ Abdankungsankündigung Anfang Juni war es in Spanien zu großen Protesten gegen die Monarchie gekommen. Die Demonstranten forderten ein Referendum über die Beibehaltung der Monarchie.
Juan Carlos wirkt gebrechlich
Der Abdankung von Juan Carlos hatten am Mittwochabend im königlichen Palast im Zentrum von Madrid etwa 160 geladene Gäste beigewohnt. Der am Stock gehende Juan Carlos wirkte gebrechlich und innerlich bewegt. Als der Text der Abdankung verlesen wurde, schien er kurz mit den Tränen zu kämpfen. Nach der Unterzeichnung tauschte er mit Felipe symbolisch den Platz. Nach wenigen Minuten war die Zeremonie vorbei.
Als Schauplatz hatte Juan Carlos den symbolträchtigen Säulensaal des Palastes ausgewählt. Dort hatte Spanien 1985 seinen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet, wie die Europäische Union damals hieß. In dem Saal war 1975 nach dem Tod von Francisco Franco der Leichnam des Diktators aufgebahrt worden. Juan Carlos hatte Spanien nach dem Tod des Diktators in die Demokratie begleitet.

Reuters/ipi
Das Ansehen der Königsfamilie hat zuletzt stark gelitten
Das Ansehen der spanischen Monarchie hatte in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Skandalen stark gelitten. So erschütterte ein Korruptionsskandal um Felipes Schwester Cristina und deren Mann Inaki Urdangarin die Monarchie. Auch machte sich Juan Carlos nicht beliebt, als er in Zeiten der Wirtschaftskrise auf Elefantenjagd in Afrika ging. Felipe VI. soll zusammen mit seiner Frau Letizia dem Königshaus wieder neuen Glanz verleihen.
Erste Reise in den Vatikan
Als offizielle Reiseziele des neuen Königspaars stehen Marokko, Portugal und Frankreich auf dem Programm. Wie die Zeitung „ABC“ berichtete, wollen Felipe und Letizia zuerst dem Vatikan und Papst Franziskus einen Besuch abstatten. Auch nach seiner Hochzeit hatte das Paar seine erste offizielle Reise in den Vatikan gemacht.
Der künftige Monarch Felipe hatte am Mittwoch seinen letzten offiziellen Termin als Prinz von Asturien wahrgenommen: Er besuchte das politische Forschungsinstitut Elcano, eine der wichtigsten Denkfabriken des Landes. Auf die Frage eines Journalisten, ob er sich schon abschließende Gedanken über seine künftige Amtsführung gemacht habe, sagte er lächelnd: „Haben Sie eine Idee?“
Neue Münzen und Briefmarken
Der Thronwechsel bringt für Spanien eine Reihe von Änderungen mit sich: Es müssen Münzen mit dem Porträt des neuen Königs Felipe VI. geprägt und neue Briefmarken gedruckt werden. In zahllosen Amtsstuben müssen die Porträtbilder von König Juan Carlos durch Fotos des neuen Monarchen ersetzt werden. Bei Hochschulinstituten, Schulen, Sportstätten und anderen Institutionen, die nach „König Juan Carlos“ oder dem „Prinzen von Asturien“ benannt sind, stellt sich die Frage, ob sie ihre Namen ändern sollen.
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