„Viele Tote“ in Leichenhalle
Bei einem Anschlag auf Fußballfans im Norden Nigerias sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten ist unklar. Einem Medienbericht zufolge kamen mindestens sieben Menschen ums Leben. Mindestens 15 weitere wurden bei dem Anschlag in Damaturu im Bundesstaat Yobe lebensgefährlich verletzt, berichtete der Fernsehsender Channels auf seiner Website.
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Laut der Agentur Reuters starben 13 Menschen, und 20 wurden lebensgefährlich verletzt. Unter den Opfern seien auch kleine Kinder, sagte ein Reuters-Reporter an Ort und Stelle. Laut einem Vertreter eines Krankenhauses in der Stadt Damaturu ist die Zahl der Toten und Verletzten noch höher. Mindestens 21 Menschen seien getötet worden. Bei dem Bombenangriff habe es zudem 27 Verletzte gegeben, sagte er am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Ein Polizeisprecher gab die Zahl der Toten zu Mittag mit 14 an.
„Mein Bruder lebt ganz in der Nähe. Er und sein Sohn wurden verletzt“, sagte Alhaji Ishiaku Yakub, ein Bürger aus Damaturu, der Nachrichtenagentur dpa. „Er hat mir erzählt, dass viele Tote in die Leichenhallen der Krankenhäuser gebracht worden seien.“
Bombe detonierte nach Anpfiff
Ein Attentäter platzierte offenbar einen Sprengsatz nahe einer Gruppe von Menschen, die in Damaturu am Dienstagabend das WM-Spiel zwischen Brasilien und Mexiko mitverfolgen wollten. Die Bombe sei kurz nach Anpfiff detoniert. Einige Augenzeugen sagten, ein Selbstmordattentäter habe die heftige Explosion verursacht. Andere berichteten dagegen, jemand habe etwas in der Nähe der Fußballfans fallen lassen und sei weggerannt.
Boko Haram hinter Anschlag?
Nach Angaben des britischen Senders BBC übernahm bisher niemand die Verantwortung für den Anschlag. Einige islamische Extremistengruppen halten Fußball nach Angaben von Experten für „unislamisch“. Die Behörden hatten Fans geraten, wegen der Gefahr von Anschlägen Public-Viewing-Veranstaltungen während der Weltmeisterschaft in Brasilien zu meiden. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hatte mit Anschlägen gedroht. Nigeria leidet seit langem unter den Attacken der Boko Haram.
Boko Haram will im Norden Nigerias einen islamischen „Gottesstaat“ einrichten. Immer wieder verübt die Gruppe schwere Anschläge mit mittlerweile Tausenden Toten. Sie wird für den Tod von mindestens 3.000 Menschen allein in diesem Jahr verantwortlich gemacht. Im April hatten die Islamisten 200 überwiegend christliche Schülerinnen aus dem Ort Chibok entführt. Bis heute konnten sie nicht aus den Händen der Entführer befreit werden.
Sportfans im Visier von Islamisten
Sportfans waren in dem afrikanischen Land zuletzt häufig Opfer von Anschlägen. Bei Attacken von Boko Haram in Mubi im Teilstaat Adamawa kamen Anfang Juni 54 Menschen ums Leben, als sie in Lokalen Sportübertragungen zuschauten. Während des Champions-League-Endspiels Ende Mai fuhr in Jos im Teilstaat Plateau ein Attentäter mit einem Auto voller Sprengstoff in eine Gruppe von Fans, die das Fußballspiel auf einer Leinwand mitverfolgten. Vier Menschen starben.
Bei einem Angriff von Kämpfern der Islamistengruppe auf einen Markt wurden am Sonntagabend mindestens 15 Menschen getötet. Laut Augenzeugenberichten vom Montag stürmten mindestens 20 bewaffnete Kämpfer einen Markt im Dorf Daku im Norden des Landes, schossen in die Menge und warfen Brandbomben. Dutzende Gebäude gingen in Flammen auf.
Hunderte Festnahmen
Nigeria war vor dem Anschlag auf das Public Viewing offenbar ein großer Schlag gegen Boko Haram gelungen: Das nigerianische Militär nahm im Südosten des Landes 450 Menschen unter dem Verdacht der Mitgliedschaft in der Gruppe fest. Die Armee habe im Bundesstaat Abia einen Konvoi von 33 Bussen gestoppt, die aus dem Norden gekommen und mit Männern im Alter zwischen 16 und 24 Jahren sowie acht Frauen besetzt gewesen seien, berichtete die Zeitung „Daily Post“ am Dienstag.
Die Festnahmen erfolgten nach Angaben des Militärs bereits am Sonntag, wurden aber erst zwei Tage später bekanntgemacht. Zwei Bussen sei mitsamt den Passagieren die Flucht gelungen. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden, sagte Militärchef Rasheed Omolori. Die Festgenommenen erklärten, sie seien Nordnigerianer auf der Suche nach Arbeit.
Hague kündigt Taskforce an
In der Vorwoche hatte der britische Außenminister William Hague nach einem Nigeria-Gipfel in London angekündigt, dass Boko Haram künftig mittels einer multinationalen Taskforce bekämpft werden soll. Großbritannien werde unter anderem nigerianische Soldaten ausbilden. Die Londoner Konferenz folgte einer ähnlichen Veranstaltung in Paris vor rund drei Wochen. An dem Treffen nahmen unter anderen Vertreter mehrerer westlicher Staaten, darunter auch der USA, sowie aus der Region teil.
Die Taskforce solle vor allem die Fluchtwege der Terroristen im Nordosten Nigerias abschneiden, sagte Hague. Er kündigte ferner an, ein Bildungsprogramm für junge Nigerianer aufstocken zu wollen. Zugleich räumte er ein, dass schnelle Erfolge nicht zu erwarten seien. „Es ist ein langer und schwieriger Prozess“, betonte er.
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