Wunderkind des Funk
Der 1958 in Minneapolis unter dem Namen Prince Rogers Nelson geborene Prince, Sohn eines schwarzen Jazzmusikers und einer weißen Sängerin, galt seit seiner ersten LP „For You“ (1978) als musikalisches Wunderkind.
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Er spielt nicht nur mehr als 20 Instrumente, er war mit 19 Jahren auch der jüngste Künstler, dem das Label Warner Bros. gestattete, ein Album in völliger Eigenregie zu produzieren. Mit dem Doppelalbum „1999“ (1982) gelang ihm der Durchbruch und mit dem Soundtrack-Album zum gleichnamigen Film „Purple Rain“ zwei Jahre später mit den Nummer-eins-Singles „When Doves Cry“ und „Let’s Go Crazy“ auch der Aufstieg zum Superstar. Seine oft anstößigen Songs wurden mit Warnhinweisen für die Käufer versehen.
Superhit nach Superhit
Der „andere“ schwarze Superstar, Michael Jackson, sah neben dem 1,57 Meter großen Prince richtig brav aus. Klein von Statur, aber ohne Angst vor Größenwahn, provozierte Prince mit schrillen Auftritten und glänzte mit einer unverwechselbaren Mischung aus Rock, Funk, Gospel, Blues und Pop, alles selbst komponiert, arrangiert und produziert. Mit „Kiss“, „Sign o’ the Times“ und „U Got the Look“ schrieb und sang er in den 80er Jahren Superhit nach Superhit und setzte das etwa mit „Gett off“ und „Cream“ noch Anfang der 90er Jahre fort.
Trotz eines hoch dotierten Vertrags, der ihm Einnahmen von schätzungsweise 100 Millionen Dollar brachte, lag Prince in den 90er Jahren mit Warner Bros. im bitteren Clinch. Er fühlte sich künstlerisch bevormundet - aus Protest schrieb er sich in der Öffentlichkeit das Wort „Slave“ (Sklave) auf die Wange und änderte seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol, das dann wieder Namen wie The Symbol, The Love Symbol und The Artist Formerly Known As Prince (TAFKAP) Platz machen musste.
Pionier des Online-Musikvertriebs
Seit 2000 darf man ihn wieder Prince nennen. Gleichzeitig wurde er - vor allem aufgrund seiner Erfahrungen mit der Plattenindustrie - zum Pionier des Online-Musikvertriebs. Das Herunterladen von Musik aus dem Internet sei nicht wirklich schädlich und fördere letztlich den Kauf von Platten, meinte er damals - eine Meinung, die er jeoch zwischenzeitlich wieder verworfen hatte. Im Vorjahr jedoch kehrte er ins Netz zurück - und stellte völlig unvermittelt einen neuen Song online.
Richtig erfolgreich war der mittlerweile den Zeugen Jehovas beigetretene Prince mit Alben wie dem religiös gefärbten „Rainbow Children“ kaum. Ein Comeback schaffte er erst mit „Musicology“ 2004. Mit seiner Welttournee verdiente er danach 87 Millionen Dollar und wurde damals „Konzertkönig“ des Jahres noch vor Celine Dion und Madonna. 2006 schaffte er es mit „3121“ nach 17 Jahren wieder auf Platz eins der US-Hitparade. Das war ihm zuletzt 1989 mit dem Soundtrack zu „Batman“ gelungen.
Platte einer Zeitung beigelegt
2007 sorgte er für mit einem Konzertmarathon in London für Aufsehen: 21 Auftritte hintereinander waren blitzschnell ausverkauft - wenn auch mit dem mittlerweile widerlegten PR-Gag, dass er dort seine großen Hits das letzte Mal spielen werde. In den vergangenen Jahren sorgte Prince weniger mit großen Singlehits als vielmehr mit unüblichen Vertriebswegen in Eigenregie für Aufsehen: Im Jahr 2007 legte er seine Platte „Planet Earth“ der britischen „Mail on Sunday“ bei, die für umgerechnet rund zwei Euro in der Trafik zu haben ist.
Mit Plattenindustrie ausgesöhnt - ein wenig
Erst danach kam das Album in den regulären Handel, erreichte so wie der Nachfolger „Lotusflow3r“ aber nur in den USA die Top Drei. Der Musiker sah die Aktion damals auch als Protest gegen die traditionelle Plattenindustrie. Mit der hat sich Prince aber mittlerweile ausgesöhnt - zumindest mehr oder weniger. Er unterzeichnete im April einen neuen Vertrag mit Warner Bros. Prince sieht unter anderem die Veröffentlichung von bisher „ungehörtem Material“ sowie eine überarbeitete Jubiläumsausgabe zum 30. Geburtstag von „Purple Rain“ vor.
Auch nach seiner Rückkehr zu Warner kann sich Prince mit den hohen Gehältern der Musikbosse nicht abfinden. Der US-Sänger warf den Chefs der großen Musikkonzerne vor, sich auf Kosten der Musiker ein Leben im Luxus zu gönnen. „Wenn ich mit den Chefs der großen Labels spreche, sind sie immer am Strand“, sagte der Popstar in einem Interview mit dem Magazin „Essence“.
„Mitten am Nachmittag, was tun sie? ‚Oh, ich bin am Strand mit meinen Kindern‘. Wir arbeiten also, damit sie ihre Kinder zur Uni schicken können - oder an den Strand. Das sollten wir uns nicht gefallen lassen“, schimpfte der Sänger in dem kürzlich vom „Rolling Stone“ wiedergegebenen Interview. Derzeit ist Prince mit der Band 3DEyeGirl auf Tour, mit der er zuletzt auch neue Songs aufgenommen hatte.
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