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Erfolgreichster Opernkomponist seiner Zeit

Zwischen avantgardistischem Weiterentwickler des Musiktheaters nach Wagner und Verdi und spätromantischem Relikt am Ende seines Lebens changiert das Leben von Richard Strauss. So gilt der gebürtige Münchner heute unbestritten als erfolgreichster Opernkomponist des 20. Jahrhunderts - abgesehen vom noch stark im 19. Jahrhundert verhafteten Giacomo Puccini.

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Seinen ersten Schrei ließ Richard Strauss am 11. Juni 1864 in München erklingen, wo er dann als Sohn eines Musikers in einem konservativen Haushalt aufwuchs. Schon im Alter von zwölf Jahren ließ der seit seinem sechsten Lebensjahr Komponierende mit einem „Festmarsch für Orchester“ aufhorchen. Und auch sein Dirigentendebüt 1884 erfolgte im Alter von nur 20 Jahren.

Frühe Karriere als Hofkapellmeister in Weimar

1889 übernahm Strauss dann bereits das Amt des Großherzoglichen Hofkapellmeisters in Weimar, wobei in diese Zeit zahlreiche seiner Tondichtungen wie „Don Juan“ (1889) und 1894 seine erste noch in der Wagner-Tradition verhaftete Oper „Guntram“ fallen. Auch heiratete Strauss in seiner Weimarer Zeit 1894 die Sängerin Pauline de Ahna. Aus dieser fünfeinhalb Jahrzehnte dauernden Verbindung ging der Sohn Franz hervor.

1898 wechselte der komponierende Dirigent dann als Erster Königlicher Hofkapellmeister nach Berlin, wo er 1908 zum Generalmusikdirektor der Hofoper ernannt wurde. Die in diesen Jahren gefeierten Erfolge seiner Musiktheaterwerke, die Strauss in den ersten Rang der Tonsetzer katapultierten, fanden allerdings überwiegend in Dresden statt, hatte der Komponist doch enge Verbindung zur Semperoper und dortigen Hofkapelle geknüpft. So feierten neun seiner 15 Opern in der Barockstadt ihre Uraufführungen.

Triumph mit „Salome“ und „Elektra“

Die „Salome“ geriet 1905 zum Triumph, der 1909 mit „Elektra“ wiederholt wurde und die Psychologie des 20. Jahrhunderts auf der Opernbühne verankerte. Mit dem „Rosenkavalier“ erfolgte dann 1911 die Kehrtwende - nicht in puncto Erfolg, aber in Bezug auf Strauss’ Stil, wich seine moderne Tonsprache doch einem musikalischen Lustspiel, was ihm vonseiten zahlreicher Kritiker den Vorwurf der reaktionären Walzerseligkeit eintrug. Dieser beinahe klassizistischen Tonsprache blieb Strauss dann bis zum Lebensende treu.

Bei „Elektra“ hatte Strauss erstmals mit der Wiener Fin-de-Siecle-Ikone Hugo von Hofmannsthal als Librettist zusammengearbeitet - eine der fruchtbarsten Kooperationen der Operngeschichte, die bis zum Tod des Dichters andauern sollte. Strauss unterstützte Max Reinhardt und Hofmannsthal auch bei der Gründung der Salzburger Festspiele.

Wechsel an die Wiener Hofoper

1919 übernahm der mittlerweile als erfolgreichster deutscher Komponist Etablierte schließlich gemeinsam mit Franz Schalk die Leitung der Wiener Hofoper, in der bald seine „Frau ohne Schatten“ als einziges seiner Musiktheaterwerke uraufgeführt wurde, wenn man von der Zweitfassung der „Ariadne auf Naxos“ absieht. Bereits 1924 legte Strauss sein Wiener Amt zurück, um sich forthin nur noch der Komposition und dem freien Dirigat zu widmen.

In dieser Zeit entstanden Opern wie „Intermezzo“ oder „Die ägyptische Helena“, die heute zum seltener gespielten Repertoire gehören, was auch für seine letzte Oper „Capriccio“ gilt, die 1943 in München Premiere feierte. Darüber hinaus hat Strauss der Nachwelt 220 Lieder hinterlassen und seine legendären Tondichtungen, die wie „Also sprach Zarathustra“ nicht zuletzt in Hollywood (etwa in Stanley Kubricks „2001“) reüssierten. In der Statistik der erfolgreichsten Opernkomponisten der vergangenen fünf Jahre, findet sich Strauss mit 479 Produktionen heute auf Platz neun.

Präsident von Hitlers Reichsmusikkammer

Ein Schatten auf die Biografie des Komponisten fällt jedoch durch seine Entscheidung, von 1933 bis 1935 unter den Nationalsozialisten als Präsident der Reichsmusikkammer zu fungieren. Erst der Konflikt um seinen jüdischen Librettisten Stefan Zweig, für dessen Namensnennung er bei der Uraufführung der „Schweigsamen Frau“ vehement eintrat, beendete diese Liaison, und Hitler blieb der Aufführung demonstrativ fern. Strauss zog sich in sein Haus in Garmisch zurück und ging nach Kriegsende für einige Zeit in die Schweiz. Dort verfasste er 1948 mit den „Vier letzten Liedern“ sein musikalisches Testament, galt er damals doch schon als aus der Zeit gefallen.

Erst in seinem Todesjahr 1949 entschloss sich Strauss, aus der Schweiz nach Deutschland zurückzukehren. Als er 83-jährig von einer Journalistin gefragt worden war, welche Pläne er für seine Zukunft habe, gab Strauss die lakonische Antwort: „Na, sterben halt.“ Am 8. September 1949 war es dann in Garmisch-Partenkirchen so weit.

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