Scharfe Kontrollen am Ort des Geschehens
Mit selbst für China ungewöhnlich harten Repressionen und einem Großaufgebot an Sicherheitskräften stellt die chinesische Führung unmissverständlich klar, dass auch 25 Jahre nach dem Tiananmen-Massaker ein Gedenken oder gar eine Aufarbeitung der Geschehnisse unerwünscht ist.
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Auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) in Peking erinnert am Jahrestag nichts an das Massaker vor 25 Jahren - wären da nicht „falsche Touristen“ und Einsatzkräfte. Die Präsenz Tausender Polizisten, Militärpolizisten teils mit Automatikwaffen und Sicherheitskräfte in Zivil verhindert ein Gedenken an die Opfer des Massakers am 4. Juni 1989. Alle Passanten, die am Mittwoch auf den Platz wollten, wurden streng kontrolliert.
Tausende gedenken still in Hongkong
Anders in Hongkong: Dort versammelten sich am Abend Zehntausende Menschen zu einer Mahnwache im Victoria Park. Die Organisatoren hatten im Vorfeld mit bis zu 200.000 Teilnehmern gerechnet. Die frühere britische Kronkolonie gehört zwar seit 1997 zu China, genießt aber weiter Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit und ist eine autonom regierte Sonderverwaltungsregion.

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T-Shirts der Demonstranten in Hongkong erinnern an das historische Datum
Kleinere Zusammenkünfte zum Gedenken an die Opfer der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung waren in Macao und in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh vorgesehen. Taiwans Präsident Ma Ying Jeou sprach von einer „großen historischen Wunde“.
Rufe nach Aufarbeitung
China sorgt schon seit Wochen dafür, sämtlichen Protest im Keim zu ersticken. Dutzende Aktivisten und kritische Stimmen wurden im Vorfeld verhaftet, die Internetzensur massiv verschärft. Google-Dienste wurden praktisch komplett blockiert.

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Zehntausende versammelten sich in Hongkong im Gedenken
Für die Repressionen und das Unterdrücken jeglicher Aufarbeitung des Massakers erntete Peking massive Kritik aus dem Ausland: Die US-Regierung verurteilte am Mittwoch die Gewalt, mit der „friedliche Demonstranten“ vor 25 Jahren zum Schweigen gebracht worden seien. Die chinesische Regierung müsse offenlegen, wie viele Menschen damals getötet, verhaftet oder verschleppt wurden, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.
US-Außenamtssprecherin Marie Harf und die UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay forderten von der chinesischen Führung die sofortige Freilassung Dutzender Aktivisten, Journalisten und Anwälte, die im Zusammenhang mit dem Gedenktag festgenommen wurden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von mindestens 66 Festnahmen. Davon seien einige unter strikter Geheimhaltung und ohne juristische Verfahren erfolgt.

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Gespielte Normalität auf dem Tiananmen-Platz - die Militärpräsenz trübt das Bild
„Zwischen Hunderten und Tausenden“ Toten
Statt Versuche zu unterdrücken, der Geschichte zu gedenken, müsse die Führung in Peking vielmehr den Dialog darüber zulassen, erklärte UNO-Kommissarin Pillay. Bis heute gebe es keine unabhängige Untersuchung, zum Beispiel schwanke die Totenzahl „zwischen Hunderten und Tausenden“. Viele Familien wüssten noch immer nicht, was genau ihren Angehörigen zugestoßen sei. Es sei „im Interesse aller“, die Fakten zu klären, erklärte Pillay.
Mit Panzern gegen Studenten
In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die wochenlang auf dem Platz des Himmlischen Friedens für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden Hunderte, möglicherweise sogar Tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, „Chaos“ zu beenden. Bis heute lässt sie keine echte Aufarbeitung der Vorfälle zu.
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