Experimente mit Beton
Beton ist vielfältig verwendbar und regt Wissenschaftler zu immer neuen Ideen an. Vor einigen Jahren verblüfften britische Studenten mit einem Zelt aus Beton, und an der TU Wien wurde vor drei Jahren ein „Betonluftballon“ steigen gelassen.
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Eine an der Technischen Universität Wien neu entwickelte Betonrezeptur ermöglicht es seit 2011, Luftpölster mit einer dünnen Betonschicht zu überziehen und damit luftig leichte Gebilde zu erzeugen, die trotzdem stabil und tragfähig sind.
Richtiger Beton ist Voraussetzung
Am Beginn des Verfahrens stehen Luftkissen, die in die gewünschte Form gebracht werden. Dann werden sie mit Spezialbeton bespritzt, wobei ein Vlies eingearbeitet wird, das Risse verhindern soll. Der Beton muss einerseits eine gute Pump- und Spritzfähigkeit haben, andererseits auf den Luftpölstern rasch aushärten. Benötigt werden dazu eine Verflüssigungssubstanz, die das problemlose Aufspritzen des Betons erlaubt, und Erstarrungsbeschleuniger, wie sie etwa auch im Spritzbeton beim Tunnelbau eingesetzt werden.
Die TU-Bauingenieure haben offensichtlich die richtige Mischung für diesen „Ultra High Performance Concrete“ gefunden. „Die Festigkeit dieses Betons ist etwa dreimal höher als die Festigkeit von gewöhnlichem Beton - sie kommt schon beinahe an jene von Stahl heran“, erklärte Karl Deix vom Institut für Hochbau. Eine so hohe Festigkeit ist nötig, weil schlussendlich eine dünne Schicht von wenigen Zentimetern ausreichen soll, um eine stabile Schale zu bilden.
Zelt aus Beton
Eine hauchdünne Schicht Zement ist auch die Basis für das Betonzelt, das zwei Industriedesign-Studenten am Londoner Royal College of Art vor einigen Jahren entworfen haben. William Crawford und Peter Brewin tragen den Zement auf eine Zeltleinwand auf und stecken den Stoff in eine wasserdichte Verpackung. In die Verpackung werden rund 1.000 Liter Wasser eingefüllt, bis der Stoff vollständig vollgesogen ist. Dann bleiben rund fünf Stunden, um das Zelt aufzublasen, bevor der Zement zu trocken ist.

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Das Zelt wird komplett mit Türe geliefert
Nach etwa zwölf Stunden ist das Material ausgehärtet, und das Betonzelt kann benutzt werden. Die Außenwand ist so stabil, dass sie weder mit einem Hammer noch mit einem Lötkolben zerstört werden kann. Das 16 Quadratmeter große Gebäude hat eine Eingangstüre, aber keine Fenster und war für den Einsatz in Krisenregionen geplant. Mittlerweile verkaufen Crawford und Brewin ihre Technologie in 40 Ländern weltweit.
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