„Historische Verdienste“
Als Spaniens König Juan Carlos Anfang Juni seine Abdankung angekündigt hat, hat sich der betagte Monarch stolz darauf gezeigt, was er in seiner fast 40-jährigen Zeit als Staatsoberhaupt erreicht hat. Er habe sich immer dafür eingesetzt, dass sich Spanien in Freiheit entwickeln könne, sagte der Monarch in einer Fernsehansprache.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Auch Regierungschef Mariano Rajoy hob die „historischen Verdienste“ des Königs für sein Land hervor. Beide beriefen sich dabei indirekt vor allem auf die Rolle des Königs während des Übergangs Spaniens von der Franco-Diktatur hin zur Demokratie. Es war damals der noch junge Bourbonen-König, der 1981 einen Putschversuch neofranquistischer Militärs öffentlich verurteilte und damit die Putschisten, die das spanische Parlament in Madrid besetzt hatten, zur Aufgabe ihres Vorhabens bewegte.
Monarchistische Militärs um den vor kurzem verstorbenen General Alfonso Armada wollten sich gegen die demokratischen Pläne des damaligen Ministerpräsidenten Adolfo Suarez erheben und den Wunsch des erst 1975 verstorbenen Diktatoren Francisco Franco wahr werden lassen, der sich nach seinem Tode seinen politischen Zögling Prinz Juan Carlos als König wünschte, um in Spanien erneut die Monarchie einzuführen.

AP
Der junge Juan Carlos 1973 neben Diktator Franco
Putsch mit TV-Ansprache beendet
Wie viele hochrangige Militärs trauerte auch Armada damals der Franco-Diktatur nach und betrachtete die junge Demokratie mit Argwohn. Doch der junge Juan Carlos stellte sich auf die Seite der Demokratie und verurteilte in einer nächtlichen Fernsehansprache den Putschversuch. Eine Geste als Oberbefehlshaber der Armee, die entscheidend für die Niederschlagung des Putschversuchs war und dem Monarchen hohes Ansehen bereitete, das noch bis vor kurzem anhielt.
Schon nach Francos Tod war es ein jahrelanger politischer Drahtseilakt, den Juan Carlos angesichts der weiter im Staatsapparat und an den Hebeln der politischen Macht sitzenden Franquisten ausführen musste. Denn nach Francos Tod blieb zunächst Regierungschef Carlos Arias Navarro mit der gesamten Regierung im Amt. Diese warnten den König eindringlich vor einem grundlegenden Umbau des Staates, während die Linke und die Mitte einen klaren Bruch mit dem Franco-System forderten.
Premier zum Rücktritt bewegt
Erst Massendemonstrationen und die unmissverständliche Aufforderung des Königs bewogen Arias zum Rücktritt. Ihm folgte Adolfo Suarez nach, der als Vertreter des alten Regimes bei den Reformern auf Widerstand stieß. Doch eben die Tatsache, dass er aus den Reihen der Franquisten stammte, ermöglichte ihm, den erklärten Willen des Königs, Spanien zu einer modernen Demokratie umzubauen, politisch umzusetzen.
So wurde 1976 mit der Reform des Strafrechts die Bildung neuer Parteien zugelassen. Am wichtigsten aber war wohl der Umbau der Cortes - eines Ständeparlaments - in ein demokratisches Parlament. Dabei konnte sich Suarez auf die Rückendeckung von Juan Carlos verlassen, der bei den franquistischen Kräften beständig Überzeugungsarbeit leistete. In einer Volksabstimmung wurde das demokratische System mit der überwältigenden Mehrheit von mehr als 95 Prozent angenommen.
Platz in den Geschichtsbüchern
Für seine historische Rolle im friedlichen Übergangsprozess von der Franco-Diktatur zu einer Demokratie und der Hinführung zur Europäischen Union zur Absicherung der Demokratie (Beitritt im Jahr 1986, Anm.) ist Juan Carlos ein Platz in den spanischen und europäischen Geschichtsbüchern sicher - daran können die Ehekrisen und Skandale der letzten Jahre nichts ändern. Auch Premier Mariano Rajoy bezeichnete Juan Carlos am Montag, am Tag, an dem Juan Carlos seine Abdankung offiziell ankündigte, als einen „unermüdlichen Verteidiger“ spanischer Interessen und „Verfechter demokratischer Werte“.
Links: