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Felipe „bestens vorbereitet“

Spaniens König Juan Carlos dankt ab, um einer jüngeren Generation den Weg in die Zukunft zu ebnen. „Eine neue Generation verlangt aus gerechtem Grund die Hauptrolle“, sagte der 76-jährige Monarch am Montag in einer Radio- und Fernsehansprache.

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„Heute hat es eine jüngere und mit neuer Energie ausgestattete Generation verdient, entschlossen an vorderster Linie die Veränderungen und Reformen anzugehen, die die derzeitigen Umstände verlangen“, so Juan Carlos weiter. Er verzichte auf die spanische Krone, um eine Erneuerung zu ermöglichen, „Fehler zu überwinden und den Weg in eine bessere Zukunft frei zu machen.“ Er habe immer der „König aller Spanier“ sein wollen.

Spanischer Kronprinz Felipe mit Ehefrau Letizia

APA/EPA/Igancio Lopez

Felipe folgt seinem Vater nach

Sein Sohn Kronprinz Felipe habe „die Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein“, um als neues Staatsoberhaupt an die Spitze Spaniens zu treten. Der 46-jährige Felipe werde „eine neue Etappe der Hoffnung“ begründen, in der sich „die gemachten Erfahrungen und der Schwung einer neuen Generation“ vereinten.

Juan Carlos stolz auf das Erreichte

Er sei stolz auf das, was er in seiner Amtszeit erreicht habe, so Juan Carlos weiter. Er habe sich immer dafür eingesetzt, dass sich Spanien in Freiheit entwickeln könne. Er hatte zuvor Ministerpräsident Mariano Rajoy den Entschluss mitgeteilt, zugunsten seines Sohnes Felipe abzudanken.

Der Monarch ging in der Ansprache weder auf seine angeschlagene Gesundheit ein noch auf die Affären um seine umstrittene Elefantenjagd oder um den Finanzskandal, in den seine Tochter Cristina und deren Mann Inaki Urdangarin verwickelt sind. Die Skandale hatten das Ansehen der spanischen Königsfamilie zuletzt stark beschädigt.

Felipe wird als Felipe VI. folgen

Felipe sei „bestens“ für den Thron vorbereitet, zeigte sich auch Rajoy „fest überzeugt“. Er sei gut ausgebildet, habe eine große Erfahrung in öffentlichen Angelegenheiten und sei auch vom Charakter her bestens für die Aufgabe vorbereitet. „Er ist eine solide Garantie dafür, dass er bei der Ausübung seines Amts als Staatschef die Erwartungen erfüllen wird“, so der Ministerpräsident am Montag in Madrid.

Spaniens König Juan Carlos unterzeichnet ein Dokument

AP/Spanish Royal Palace

Juan Carlos hatte zuletzt einige gesundheitliche Probleme

Der 46 Jahre alte Kronprinz wird künftig als Felipe VI. regieren. Er hat in Madrid Jus studiert und in den USA einen Master in internationalen Beziehungen gemacht. Zudem ist er Offizier des Heeres, der Luftwaffe und der Marine. In einer „institutionellen Erklärung“ hatte Rajoy zuvor die Abdankung des Königs bekanntgegeben. Wann genau Felipe, der jüngste Sohn von Juan Carlos und Ehefrau Sofia, den Thron besteigen wird, ist noch unklar.

Seit 1975 auf dem Thron

Der heute 76-jährige Juan Carlos bestieg im November 1975 den spanischen Thron. Der Monarch genoss über Jahrzehnte ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Beim friedlichen Übergang von der Diktatur unter Francisco Franco zur Demokratie in den 70er Jahren spielte er eine entscheidende Rolle. Das Ansehen des Königshauses ist wegen diverser Skandale zuletzt jedoch stark gesunken. In einer Umfrage sprachen sich zwei Drittel der Spanier dafür aus, dass Juan Carlos als König abdanken sollte.

Damit eine Abdankung wirksam und der Thronfolger zum neuen König gekrönt werden kann, muss allerdings vom Parlament eine Nachfolgeregelung verabschiedet werden. Eine Abdankung des Monarchen ist im spanischen Rechtssystem bisher nicht vorgesehen. In der Verfassung wird dazu auf ein gesondertes Gesetz verwiesen, das aber bisher nicht verabschiedet wurde.

Rajoy appelliert an Parlament

Rajoy kündigte eine Sondersitzung des Kabinetts an, um das gesetzgeberische Verfahren in die Wege zu leiten. „Ich hoffe, dass das Parlament in kurzer Frist den Kronprinzen zum neuen König ernennen kann“, sagte der Regierungschef Montagmittag. Er würdigte Juan Carlos als einen „unermüdlichen Verteidiger“ spanischer Interessen. Der Prozess der Abdankung werde ein Beweis für die Reife der spanischen Demokratie sein, sagte er.

Archivbild der spanischen Königsfamilie mit Prinzessin Elena, König Juan Carlos I., Prinzessin Christina, Königin Sofia and Kronzprinz Felipe

AP

Juan Carlos 1979 - fünf Jahre nach Francos Tod - mit seiner Familie

Politik wusste seit März Bescheid

Anders als die spanische Öffentlichkeit wurde die Politik von der Abdankung nicht überrascht. Wie die Tageszeitung „El Mundo“ unter Berufung auf Quellen im Königshaus berichtete, wussten Rajoy und Oppositionsführer Alfredo Perez Rubalcaba schon seit März von den Abdankungsplänen. Die Entscheidung zur Abdankung traf der König Medienberichten zufolge bereits im Jänner.

Demnach habe Juan Carlos nur einen „günstigen Zeitpunkt“ abgewartet, um das Zepter an seinen Sohn Felipe zu übergeben. „Der König hat die Entscheidung abzudanken im Jänner getroffen, nach seinem 76. Geburtstag“, schreibt die Zeitung. Zwei Monate später seien dann die beiden Spitzenpolitiker Rajoy und Rubalcaba informiert worden. Rajoy hatte der Öffentlichkeit am Montag die Entscheidung des Königs, der sich im Laufe des Tages noch in einer Fernsehansprache äußern will, mitgeteilt.

Aus dem Königshaus hieß es, dass die Entscheidung auf kein bestimmtes Ereignis zurückgehe wie etwa das Ergebnis der jüngsten Europawahl, bei der die beiden Großparteien PP (Volkspartei) und PSOE (Sozialisten) beispiellose Verluste zugunsten von linksgerichteten Protestparteien und Nationalisten hinnehmen hatten müssen.

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