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Nach schwerer Krankheit

Der Schauspieler und Gründer der Hilfsorganisation Menschen für Menschen, Karlheinz Böhm, ist tot. Er starb am Donnerstagabend im Alter von 86 Jahren in Grödig bei Salzburg im Kreis seiner Familie, sagte eine Sprecherin der Stadt Salzburg am Freitag.

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„Mit Karlheinz Böhm verliert die Welt einen mutigen Visionär und unerbittlichen Kämpfer für Gerechtigkeit“, erklärte Menschen für Menschen am Freitag in München. Die Stiftung führte seit einigen Jahren Böhms äthiopische Frau Almaz. Im vergangenen Dezember gab sie den hauptamtlichen Vorstandsvorsitz ab, um sich um ihren seit längerem schwer kranken Mann zu kümmern. Almaz Böhm war Böhms vierte Frau. Die beiden gemeinsamen Kinder Nicolas und Aida sind inzwischen erwachsen. Wo Böhm beerdigt werden soll, war zunächst nicht bekannt.

Der  Schauspieler und Gründer des Vereins "Menschen für Menschen" mit seiner Ehefrau Almaz

APA/Herbert Pfarrhofer

Böhm mit seiner vierten Frau Almaz

Steile Karriere als Schauspieler

Als Schauspieler erreichte Karlheinz Böhm Mitte der 50er Jahre in der Rolle des jungen Kaisers Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider den Höhepunkt seiner Popularität. In einem Akt künstlerischer Auflehnung zertrümmerte er dieses Image jedoch durch die legendäre Darstellung eines voyeuristischen Triebtäters in „Peeping Tom“ - was ihn, wie von ihm erwartet, die Sympathien der breiten Masse und die entsprechende Karriere kostete.

25 Jahre nach den „Sissi“-Filmen wurde eine Fernsehsendung zum weiteren Wendepunkt in seinem Leben: Nach einem als Wette verpackten Spendenaufruf in der Sendung „Wetten, dass..?“ wurde er 1981 zum Entwicklungshelfer und widmete sich seither in Äthiopien der von ihm gegründeten Hilfsaktion Menschen für Menschen (MfM).

Eine Wette veränderte sein Leben

Der Sohn des legendären Dirigenten Karl Böhm hatte einen langen, gewundenen Lebensweg: Nach großen Erfolgen in Film, Fernsehen und auf der Bühne landete der materiell abgesicherte Publikumsliebling in der Sahelzone. Wie er selbst sagte, habe er durch die vielen geografischen Stationen seines Lebens und drei gescheiterte Ehen nie zu sich gefunden. Eine Heimat fand er erst in Äthiopien mit seiner vierten Frau Almaz.

Böhm hatte am 16. Mai 1981 im Fernsehen gewettet, dass nicht jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für Menschen in dieser Region spendet. Er behielt zwar Recht, flog mit den eingenommenen umgerechnet 715.000 Euro jedoch nach diesem Auftritt das erste Mal nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 in München die Hilfsorganisation Menschen für Menschen.

Hildegard Knef und Karlheinz Böhm in einer Szene des Films "Alraune" aus dem Jahr 1952

APA/dpa

Böhm 1952 mit Hildegard Knef im Film „Alraune“

Die Bilanz Böhms in dem ostafrikanischen Land kann sich sehen lassen: Millionen Menschen profitierten von den Hilfsprojekten der Stiftung. Im Rahmen von MfM wurden Hunderte Brunnen gebohrt, über 300 Schulen eröffnet, mittels Kleinstkrediten die Selbstständigkeit für Frauen ermöglicht und gegen die Beschneidung von Mädchen angegangen. Die Projekte werden immer gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und den örtlichen Behörden entwickelt.

Riesige Armut und großes Potenzial

Bei seiner ersten Reise nach Äthiopien hatte Böhm ein Flüchtlingslager im Osten des Landes besucht, das in der Nähe einer brachliegenden Farm lag. Der unvorstellbaren Armut und dem Elend der dort lebenden Menschen stand das riesige Potenzial dieses Grundstücks gegenüber. Dieser Gegensatz brachte Böhm auf die Idee, die Menschen in die Lage zu versetzen, die Möglichkeiten des Farmgeländes besser nützen zu können und so irgendwann nicht mehr auf Unterstützung angewiesen zu sein.

Almaz Böhm war zuletzt nicht mehr hauptamtlich, sondern auf ehrenamtlicher Basis Vorstandsvorsitzende. Sie wollte sich mehr um ihren schwerkranken Mann kümmern, hieß es im Dezember 2013. Ein weiterer Grund dürften Vorwürfe eines ehemaligen Großspenders sein. Der Verdacht von Bilanzfälschung, Verschwendung und Intransparenz wurde aber im Wesentlichen entkräftet.

Hilfswerk wird fortgesetzt

Böhms Lebenswerk wird auch nach seinem Tod fortgesetzt werden, das versicherte der geschäftsführende Vorstand von Menschen für Menschen Österreich, Rupert Weber. „Organisatorisch ist der Verein in den vergangenen Jahren so professionell aufgestellt worden, dass er in den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz problemlos weitergeführt werden kann“, betonte Weber. Die Spendeneinnahmen seien in Österreich von 3,3 Millionen Euro 2009 auf 5,6 Millionen Euro 2012 gestiegen. Neuer Vorsitzender im österreichischen Verein ist der frühere Marketingdirektor bei der österreichischen Unilever, Otto W. Beuchert.

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