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„Traum in Erfüllung gegangen“

Gleichzeitig mit der Präsidentenwahl ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew auch ein neuer Bürgermeister gewählt worden. Dabei siegte Prognosen zufolge Boxweltmeister Witali Klitschko - einer der Anführer der proeuropäischen Proteste auf dem Maidan, die im Februar zum Sturz von Staatschef Viktor Janukowitsch führten.

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Der 42-Jährige hatte 2006 und 2008 jeweils die Abstimmung verloren. Seine Partei UDAR (Schlag) wurde bei der Wahl am Sonntag nach eigenen Angaben mit rund 40 Prozent auch stärkste Fraktion im Kiewer Stadtrat. Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale gratulierte bereits der Sieger der Präsidentenwahl, Pjotr Poroschenko, seinem Verbündeten Klitschko zum Sieg in Kiew.

„Große Probleme sofort anpacken“

Klitschko zeigte sich in einer ersten Reaktion vom Wahlergebnis „überwältigt“. Für ihn gehe „ein Traum in Erfüllung“, schrieb Klitschko in einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung vom Montag. „Ich bin überwältigt von dem Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.“

Der Wahltag in der Ukraine sei „ein Tag, der unserem ganzen Land wieder Hoffnung macht“, schrieb Klitschko auch mit Blick auf den voraussichtlichen künftigen Staatschef der Ukraine weiter. Noch weitere Wochen „ohne einen demokratisch gewählten Präsidenten wären in dieser Situation fatal gewesen“. Er wolle nun gemeinsam mit Poroschenko „die großen Probleme sofort anpacken“ und durch Reformen Investitionsanreize schaffen.

Klitschko will Maidan-Barrikaden entfernen

Als eine seiner ersten Amtshandlungen will der 42-Jährige die letzten verbliebenen Barrikaden auf dem Maidan räumen lassen. „Die Barrikaden haben ihre Rolle gespielt. Jetzt muss Kiew zum normalen Leben zurückkehren“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Poroschenko. Klitschko hatte auf eine eigene Kandidatur als Staatschef verzichtet und sich auf den Bürgermeisterposten in Kiew konzentriert.

Mit den Sperren aus Autoreifen, Steinen und Holzlatten hatten sich die Gegner des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch bei ihren monatelangen Protesten gegen die Sicherheitskräfte geschützt. Noch immer harren Hunderte auf dem Maidan aus.

Mehr Vollmachten dank Poroschenko?

Als vorrangiges Ziel nannte Klitschko die Bekämpfung der Korruption in der 2,8-Millionen-Metropole. Das Bürgermeisteramt hat allerdings derzeit vor allem repräsentative Funktion. Die wichtigen Entscheidungen trifft der Vorsitzende der Stadtverwaltung, der direkt vom Präsidenten ernannt wird. Beobachter vermuten aber, dass Poroschenko als Staatschef seinen Vertrauten Klitschko mit mehr Vollmachten ausstatten wird.

„Die Selbstverwaltung muss der Stadt zurückgegeben werden“, betonte der Ex-Boxweltmeister. Er hatte zugunsten des Schokoladenfabrikanten auf seine Kandidatur bei der Präsidentenwahl verzichtet. Beide präsentierten sich am Abend gemeinsam den Bürgern.

Klitschko hat allerdings vorerst nur rund eineinhalb Jahre Zeit, die Kiewer von seinen Fähigkeiten als Stadtoberhaupt zu überzeugen. Die nächste reguläre Wahl ist für Ende Oktober 2015 geplant. Der Urnengang am Sonntag war erst nach einem langen Machtpoker festgelegt worden - der frühere Amtsinhaber Leonid Tschernowezki war bereits im Sommer 2012 zurückgetreten.

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